Schweiz

Hamers prophezeit UBS große Zukunft

Top-Ergebnis, Dividende plus Aktienrückkauf sowie zusätzliches Potenzial bei der Kosten­optimierung: Eigentlich hat UBS-Chef­ Ralph Hamers den Aktionären ein großes Schlemmer­programm serviert. Doch das Kerngeschäft ist grundsätzlich sehr viel weniger profitabel geworden.

Hamers prophezeit UBS große Zukunft

dz Zürich

Die UBS hat im vergangenen Jahr 7,5 Mrd. Dollar verdient. Das ist das seit 2006 beste Ergebnis der Bank, die 1998 mit der Fusion des Schweizerischen Bankvereins und der Schweizerischen Bankgesellschaft ihren Anfang genommen hatte. Doch Rekorde sind im Bankgeschäft immer mit Vorsicht zu genießen. Das weiterhin gültige Rekordergebnis von umgerechnet 10,2 Mrd. Dollar datiert vom Jahr 2006. Sechs Monate nach jener Feier begann die Finanzkrise, die das noch kurze Leben des Konzerns beinahe ausgelöscht hätte. Vor diesem Hintergrund gilt es die Euphorie des Managements auch heute wieder mit einer gebührenden Portion Zurückhaltung zu bewerten.

UBS-Chef Ralph Hamers sagte am Dienstag anlässlich der Bilanzpräsentation: „Wir stehen erst am Anfang von dem, was wir erreichen können.“ Konsequenterweise hat der Niederländer nun die Renditeziele heraufgesetzt und seinen Aktionären den Speck schon mal durch den Mund gezogen.

Die Aktionäre sollen im Frühjahr 1,7 Mrd. Dollar an Dividenden erhalten und im laufenden Jahr zudem von einem Aktienrückkauf in Höhe von bis zu 5 Mrd. Dollar profitieren. Die von der UBS-Führung erhoffte positive Reaktion der Investoren blieb nicht aus. Im Morgenhandel lagen die UBS-Titel zeitweise mehr als 7% im Plus und notierten klar über der Marke von 18 sfr, die sie Mitte Januar erstmals nach vier Jahren kurzzeitig überwinden konnten.

„Die UBS ist besser denn je aufgestellt“, jubilierte Hamers. Vergleicht man die Finanzkennzahlen des Konzerns mit jenen aus der Zeit von Marcel Ospel, kann man dem CEO nur Recht geben. 2006 hatte das Institut zwar mit umgerechnet rund 10 Mrd. Dollar rund ein Viertel mehr verdient als im Vorjahr. Doch dafür musste es ein viel größeres Rad drehen. Die Bilanzsumme war mit rund 1900 Mrd. Dollar rund zwei Drittel größer als heute. Dennoch operierte das Institut mit einem Drittel weniger Eigenkapital.

Was diese gewaltige Verschuldungsquote bewirkte, zeigte sich in der Finanzkrise mit aller Brutalität. Die Bank verspekulierte sich mit amerikanischen Hypothekaranleihen, verlor 40 Mrd. Dollar und stand nach wenigen Monaten splitternackt da. Es kam zu der unvergessenen Rettungsaktion, in der die Schweizer Notenbank von der UBS unverkäuflich gewordene Schuldpapiere übernahm und der Bund frisches Eigenkapital einschießen musste.

Rückblickend weiß man, dass die per 2006 ausgewiesene Eigenkapitalrendite der UBS von über 26% eine reine Schimäre war. Die im vergangenen Jahr erwirtschaftete Eigenkapitalrendite von gut 12% ist deshalb weit höher zu gewichten. Doch offensichtlich ist diese solidere Rendite vielen Investoren nicht mehr hoch genug. Ende 2006 wurde die UBS an der Börse noch mit rund 142 Mrd. Dollar bewertet. Die aktuelle Marktkapitalisierung beträgt nur noch knapp die Hälfte davon.

Dieser Umstand zeigt auch, dass die Vermögensverwaltung, das Kerngeschäft der UBS, deutlich weniger profitabel geworden ist, als sie es vor der Aufgabe des Bankgeheimnisses gewesen war. Per Ende 2021 verwaltete die UBS Kundenvermögen in Höhe von 4596 Mrd. Dollar. Das ist ziemlich genau doppelt so viel wie Ende 2006. Dennoch ist der Gesamtertrag des Konzerns in diesem Vergleich über 15 Jahre nur um 7% auf 38 Mrd. Dollar gestiegen. Eine Voraussetzung für die im Berichtsjahr gezeigte Gewinnsteigerung war somit strikte Kostendisziplin. In der Tat bewältigt die UBS ihr aktuelles Geschäft mit einem nur geringfügig höheren Aufwand als 2006, wobei das Personaletat im Vergleich zu damals um rund 8000 Köpfe auf 71385 Mitarbeitende gesunken ist.

Wenn Ralph Hamers also sagt, die Bank stehe erst am Anfang von dem, was sie erreichen könne, dann kann ihm eigentlich nur eine weitere Kostenoptimierung und letztlich auch Automatisierung des Geschäfts vorschweben. Einen entsprechenden Schritt hat er erst kürzlich mit der Übernahme des digitalen US-Vermögensverwalters Wealthfront unternommen. Der Einkauf dieser Plattform war mit 1,6 Mrd. Dollar aber nicht eben billig.

Doch die UBS muss weiterwachsen, wenn sie die selbst geweckten Erwartungen nicht enttäuschen will. Das könnte sich mit Blick auf hohe Bewertungen an den Märkten als schwierig erweisen. Schließlich waren die seit den dunkelsten Zeiten der Finanzkrise gestiegenen Aktienkurse das wesentliche Element in der Steigerung der Kundenvermögen und somit ausschlaggebend für das gelungene Comeback der Bank.

UBS
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Dollar20212020
Geschäftsertrag35 54232 390
Geschäftsaufwand26 05824 235
Ergebnis vor Steuern 9 4848 155
 Vermögensverwalt.4 7834 019
 Investmentbank 2 6302 482
 Privat- und Firmen- kunden Schweiz1 5871 175
 Assetmanagement 1 0301 455
Konzernergebnis 7 4576 557
 je Aktie (Dollar) 2,061,77
Dividende je Aktie (Dollar)0,50,37
Bilanzsumme117 1821 125 765
Eigenkapital 61 00259 765
Verwaltete Vermögen (in Mrd. Dollar) 4 5964 187
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