FONDS

Hand in Hand

Mit ausgewählten Fonds und ETFs können Anleger nachhaltig in Megatrends investieren. Viele Produkte erzielen mittel- und langfristig attraktive Renditen. Von Werner Rüppel Kurz vor der Tagesschau um acht läuft in der ARD der Bericht aus der Börse....

Hand in Hand

Mit ausgewählten Fonds und ETFs können Anleger nachhaltig in Megatrends investieren. Viele Produkte erzielen mittel- und langfristig attraktive Renditen.Von Werner RüppelKurz vor der Tagesschau um acht läuft in der ARD der Bericht aus der Börse. Dort erklären Reporterinnen und Reporter in adrettem Business-Outfit vom Frankfurter Börsenparkett aus, die große Dax-Anzeigetafel im Hintergrund, was es an diesem Tag an kursbewegenden Nachrichten gegeben hat. Sprich, was Europäische Zentralbank oder US-Notenbank gerade beschlossen haben, wie es um den Brexit steht oder welche Probleme es in Italien oder Griechenland gibt. Denn in den Kursen spiegelt sich das weltweite Wirtschaftsgeschehen. Solche Börsenberichte können durchaus unterhalten, sind oft auch lehrreich, sollten für konkrete Anlageentscheidungen aber mit Vorsicht genossen werden. “Im Moment ist sehr viel Lärm an den Märkten”, sagt Saurabh Sharma, Investmentexperte für den Fidelity Global Demographics Fund. “Was aber langfristig zählt, ist die fundamentale Entwicklung von Unternehmen. Dabei bieten Megatrends gute Investmentchancen.” Auch Walter Liebe, Senior Investment Advisor bei Pictet Asset Management, ist überzeugt davon, dass Themen, die von mehreren Megatrends geprägt sind, am Kapitalmarkt auf Sicht mehrerer Jahre sehr aussichtsreich sind (vgl. auch Interview auf Seite 42). Liebe erklärt: “Da Megatrends enorme Veränderungen repräsentieren, bieten sie langfristige Anlagechancen”, sagt er.Pictet ist Vorreiter des thematischen Investierens. Der Vermögensverwalter legte bereits 1995 einen Biotech-, 1997 einen Digital-Fonds und im Jahr 2000 einen Wasserfonds auf. Inzwischen verwaltet der Schweizer Assetmanager in 15 aktiven Themenfonds bereits knapp 40 Mrd. Dollar. Der Erfolg dieser Gattung sorgt für zusätzliches Angebot. In den vergangenen Jahren legte auch die ETF-Branche immer mehr börsennotierte Indexfonds auf Zukunftsthemen wie Wasser, Robotics, Digitalisierung, künstliche Intelligenz oder E-Mobilität auf. Für Eric Wiegand, bei der DWS-Tochter Xtrackers Leiter der Vertriebsstrategie Europa, Asien und Pazifik, stellt thematisches Investieren keineswegs einen Modetrend dar: “Es ist eine ernstzunehmende Anlagestrategie, die sich nachhaltig entwickeln wird und zunehmend an Bedeutung gewinnt.”Warum sind Megatrends als Basis für Investments so interessant? Weil sie bedeutsam sind und, wie auch BlackRock in einer Studie feststellt, die Welt verändern. Pictet-Experte Liebe erläutert, dass Megatrends übrigens immer global und sektorübergreifend sind. Hinzu kommt, dass sie über viele Jahre anhalten. Anleger brauchen GeduldVor diesem Hintergrund bieten Investments in Megatrends oder aus diesen Trends abgeleitete Themenfonds große Anlagechancen. Doch handelt es sich dabei keineswegs um einen Selbstläufer. “Megatrends erfordern Geduld”, stellt der Vermögensverwalter BlackRock fest. Mitunter kommt es auch zu einer Blasenbildung, wenn die Aktienmärkte blind haussieren, ohne auf die fundamentale Entwicklung zu achten. So geschehen bei der Dotcom-Blase. BlackRock stellt fest: “Im Hinblick auf die Zukunft lagen die Anleger durchaus richtig, doch ihre Begeisterung war verfrüht.” 20 Jahre später hat sich das Bild stark gewandelt: Technologieunternehmen verdienen inzwischen echtes Geld und ihre Bewertungen sind viel niedriger als um die Jahrtausendwende. Was genau ein Megatrend ist, hängt natürlich von der jeweiligen Abgrenzung ab. Pictet hat zusammen mit ihrem Partner, dem Copenhagen Institue for Futures Studies, insgesamt 14 globale Megatrends ausgemacht (vgl. Grafik auf Seite 45). BlackRock führt hingegen nur fünf Megatrends auf: Technologischer Durchbruch, Klimawandel und Ressourcenknappheit, Verlagerung der wirtschaftlichen Machtverhältnisse, Demografie und sozialer Wandel sowie rasante Urbanisierung fünf bedeutsame Megatrends auf. Fidelity stellt Demografie, Technologie und Nachhaltigkeit als besonders wichtig und aussichtsreich heraus. Alle Analysten und Zukunftsforscher sind sich darin einig, dass insbesondere Nachhaltigkeit einen zentralen Zukunftstrend darstellt. Schwierig wird es immer dann, wenn es konkret ans Investieren geht. Das Ziel ist klar: Eindeutig ausgerichtete Themenfonds, die von einer Benchmark wie zum Beispiel dem MSCI World für den Weltaktienmarkt deutlich abweichen, sollen langfristig eine höhere Performance als die Benchmark erzielen. Dazu muss ein Thema allerdings mittels Aktien investierbar sein. “Bei Auflegung eines Themenfonds muss ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis vorhanden sein”, sagt Liebe. Anleger, die in einen bestehenden Fonds investieren wollen, sowie Berater, die ein bestimmtes Produkt verkaufen, sollten einen Blick auf die Bewertung der Aktien im Fonds werfen und sich stets fragen, ob das Thema nicht bereits zu heiß gelaufen ist. Dazu ist nicht zuletzt die Betrachtung der aktuellen und erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnisse der Unternehmen im Fonds hilfreich. Hohe Erträge mit Tech-AktienAktuell gilt insbesondere der Technologiesektor als attraktiv, erläutert Hyun Ho Sohn, Manager des Fidelity Global Technology Fund. “In den vergangenen Monaten war die Volatilität im Technologiesektor hoch”, sagt Sohn. “Doch liegt die Bewertung der Technologietitel auf gesundem Niveau und die Fundamentals sind aussichtsreich.” Investitionen im Technologiesektor haben sich in den vergangenen Jahren gelohnt: So haben die internationalen Tech-Werte den MSCI World klar geschlagen. Zudem sei das Kurs-Gewinn-Verhältnis dieser Titel nicht allzu hoch und weit entfernt von den Extremwerten zur Jahrtausendwende. “Eine Investmentchance ist Gaming, ein Markt, der weltweit weiter wächst”, meint der Fondsmanager. Darüber hinaus böten Elektroautos, künstliche Intelligenz sowie die Tatsache, dass China zunehmend Technologie entwickle, Chancen für Investoren. Hinzu komme die Digitalisierung, die ein globales Phänomen sei.Bei den aktiven Technologiefonds hat zum Beispiel der Franklin Technology seit 2009 mit einer Performance von 20,2 % pro Jahr überzeugt. Erfolgreich war auch der Global-Security-Fonds der Credit Suisse, der vorwiegend in Titeln anlegt, die in den Sektoren IT-Sicherheit, Gesundheitsschutz, Verkehrssicherheit und Schutz vor Kriminalität tätig sind.Bei den ETFs wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Produkte auf die Themen Digitalisierung, künstliche Intelligenz oder Automatisierung und Robotics aufgelegt (vgl. Tabelle unten). Diese konnten erhebliche Mittelzuflüsse verbuchen. Eines der größten Produkte ist der iShares Automation & Robotics: Er ist inzwischen 1,9 Mrd. Euro schwer.Ein Thema, das über die Jahre im aktiven und passiven Mantel ungemein erfolgreich war, ist Wasser. Denn sauberes Wasser, vor allem Trinkwasser ist weltweit ein knappes Gut. Da zudem die Weltbevölkerung stetig wächst, ist es plausibel, dass Firmen, die für sauberes Wasser sorgen, langfristig hohe Chancen bergen. Der Pictet-Water-Fonds hat sogar so viele Gelder angezogen, dass er seit September 2017 im Rahmen eines sogenannten Soft Closing für Großinvestoren geschlossen ist. Damit soll verhindert werden, dass der Fonds zu groß wird. Dies dürfte nämlich die Anlagechancen beeinträchtigen. So sind zum Beispiel Investments in chancenreiche, aber gemessen an ihrer Kapitalisierung etwas kleinere Wasseraktien auch bei einem sehr großen Fonds noch möglich, sie tragen aber kaum mehr zu dessen Wertentwicklung bei. Aktuell ist der Pictet Water 4,5 Mrd. Euro schwer. 20 Konzerne in einem ETFMehr als 600 Mill. Euro sind im Lyxor World Water ETF investiert, der die 20 größten Wasseraktien weltweit abbildet. Das Gewicht eines einzelnen Unternehmens ist dabei auf 10 % begrenzt. Mit 0,6 % pro Jahr sind die laufenden Kosten deutlich niedriger als bei einem aktiv verwalteten Produkt. Auf Sicht von fünf Jahren hat dieser ETF eine Performance von 11,1 % p. a. erzielt.Fidelity bildet den Megatrend Nachhaltigkeit seit November über einen globalen Wasser- und Abfallfonds (Sustainable Water & Waste Fund, ISIN: LU1892829828) ab. “Der Planet braucht Wasser und Abfallwirtschaft und wird diese immer benötigen”, sagt Bertrand Lecourd, der Manager des relativ neuen Produkts. “Dabei wachsen die Notwendigkeiten für sauberes Wasser und Abfallwirtschaft stärker als das globale Bruttoinlandsprodukt.” Wirtschaftliches Wachstum führe zu einem höheren Verbrauch von Wasser sowie zu mehr Abfällen. Lecourd wörtlich: “Das ist die andere Seite des Konsums.” Ein weiterer Wachstumstreiber für Wasser und Abfall sei, dass immer mehr Menschen in Städten lebten. Darüber hinaus führten höhere Gesundheitsstandards weltweit zu einer steigenden Nachfrage nach neuen Dienstleistungen und Technologien in diesen beiden Segmenten. Investmentchancen ergeben sich laut Lecourd nicht zuletzt auch dadurch, dass Unternehmen der globalen Wasser- und Abfallwirtschaft wenig bekannt, kaum durch Research abgedeckt und nicht allzu hoch bewertet seien. Dabei dürfte sich der globale Abfallmarkt in den kommenden zehn Jahren verdoppeln. Der Fonds gehe mit einem positiven Impact auf die Umwelt einher. Zudem werde der ESG-Score von Unternehmen betrachtet, woraus eine nachhaltige Ausrichtung resultiert. Stattliche Gewinne mit Gesundheit Ein weiteres interessantes Thema, das selbst einen Megatrend darstellt und zugleich von mehreren Megatrends wie demografischem Wandel, Wirtschaftswachstum (zunehmender Wohlstand) und technologischer Entwicklung profitiert, ist Gesundheit. Produkte gibt es sowohl als aktiv verwaltete Fonds wie zum Beispiel von Pictet, aber auch im passiven Mantel als ETF, u. a. von Lyxor oder State Street (vgl. Tabellen). Mit Gesundheitsaktien haben Anleger in den vergangenen Jahren stattliche Gewinne erzielt. So kommt der Pictet Health über zehn Jahre auf eine Performance von 14,9 % pro Jahr.Zudem gelten Gesundheitsaktien als aussichtsreich, sind sie doch nicht allzu ambitioniert bewertet. Pictet-Experte Liebe favorisiert aktuell den Gesundheits- und den Biotechsektor: “Gründe sind eine ungebrochene Innovationskraft sowie eine zurückgebliebene Bewertung.”Auch der demografische Wandel nebst dem Wachstum der Weltbevölkerung stellt einen bedeutsamen Megatrend dar. Laut Fidelity werden statt derzeit 7,5 Mrd. Menschen im Jahr 2050 mehr als 9 Mrd. auf der Erde sein. Darüber hinaus werde die Welt zunehmend grau, sprich: die Zahl der Menschen über 65 Jahre wachse überdurchschnittlich und werde sich bis 2020 verdoppeln. Investmentgelegenheiten dürften sich daher im Bereich der Automation und im Tourismus ergeben. Denn inzwischen hätten auch immer mehr Ältere bzw. Rentner Zeit und Geld, um zu vereisen. Im Jahr 2017 hätten chinesische Touristen bereits 258 Mrd. Dollar für den internationalen Tourismus ausgegeben.Angesichts der besonderen Investmentchancen haben mehrere Anbieter Demografiefonds aufgelegt. Dabei setzt zum Beispiel das globale Demografieprodukt von Fidelity vor allem auch auf das Wachstum der zahlungskräftigen Mittelklasse in den Schwellenländern sowie immer mehr vermögende Ältere in den Industriestaaten und auch den Emerging Markets. So zählen zum Beispiel Luxusgüteraktien wie LVMH Moet Hennessy und L’Oréal zu den zehn größten Positionen des Fonds. Im vergangenen Jahr hat Pictet mit dem Anlagethema Smart City, das die Schweizer als erster Assetmanager aufgegriffen haben, überrascht. Dazu wurde der bereits bestehende High-Dividend-Selection-Fonds auf die neue Strategie umgestellt und umbenannt. Weltweit suchen Städte laut Pictet nach smarten Lösungen für die Herausforderungen der Urbanisierung. Angestrebt wird langfristiges Kapitalwachstum durch Investitionen in Unternehmen auf der ganzen Welt, die zur Entwicklung der Städte von morgen beitragen. Zu den Top-Positionen des Fonds gehört auch das deutsche Wohnungsunternehmen Vonovia. Denn zu Smart Cities zählen auch Themen wie neue Wohngebäude und Infrastruktur zu bauen sowie die bestehende Infrastruktur auszubauen. Aufgrund der langfristigen Wachstumsperspektiven erscheint das Thema Smart City durchaus aussichtsreich. Genau hinschauenAlles in allem sind Investments in Megatrends und Zukunftsthemen, die sich von den gängigen Benchmarks unterscheiden, attraktiv. Doch sollten Anleger zum einen sehr genau auf das Konzept der einzelnen Fonds und ETFs schauen und zu heiß gelaufene und dadurch mithin überbewertete Themen meiden. Zum anderen erfordern solche Produkte einen langen Atem. Wie auch Megatrends langfristig sind, so werden sich die Vorzüge von Themeninvestments erst mittel- und langfristig einstellen. Schwankungen und vorübergehende Kurseinbrüche sind – wie bei anderen Aktienfonds auch – natürlich möglich.