HAFTUNGSKASKADE

Harmonisierung fällt schwer

Bis Mitte des Jahres will die EU-Kommission Neuerungen zur Bankenregulierung umgesetzt haben. Besonderes Augenmerk gilt einer Harmonisierung der Haftungskaskade für unbesicherte Schuldtitel, die bei einer Schieflage für einen Bail-in herangezogen...

Harmonisierung fällt schwer

Bis Mitte des Jahres will die EU-Kommission Neuerungen zur Bankenregulierung umgesetzt haben. Besonderes Augenmerk gilt einer Harmonisierung der Haftungskaskade für unbesicherte Schuldtitel, die bei einer Schieflage für einen Bail-in herangezogen werden können. Die Kommission folgt mit ihren Vorschlägen dem französischen Modell und schlägt die Schaffung einer neuen Anlageklasse Tier 3 vor. Solche Papiere werden pari passu gestellt zu unbesicherten Emissionen, die gesetzlich anrechenbar gemacht wurden, empfiehlt die EZB.Dass eine solche Harmonisierung innerhalb der nachrangigen Schuldtitel überhaupt notwendig wurde, liegt am Vorpreschen deutscher Regulatoren, die damit im vergangenen Jahr eine Art Lex Deutsche Bank schufen. Dank der Anrechenbarkeit von 58 Mrd. Euro an Senior Debt erfüllt der deutsche Branchenprimus locker die sogenannten TLAC-Anforderungen, hält also genug Haftungsmasse vor. Der Vorteil dieser gesetzlichen Anrechenbarkeit ist, dass für den Fall der Fälle tatsächlich sofort Zugriff auf einen ausreichend großen Pool bestünde. Zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise sind die europäischen Rettungstöpfe karg befüllt – wer sich vor Augen führt, was mit Eintauchen in einen Zyklus steigender Zinsen an Risiken für die Finanzstabilität an die Oberfläche drängt, möchte wenigstens eine zusätzliche Verteidigungslinie sehen, um nicht allzu schnell auf Einlagen zurückgreifen zu müssen.Aber Brüssel hat sich für die bei null anfangende Lösung Tier 3 entschieden, die unmittelbar vor Einlagen herangezogen würde und dabei von der EZB Unterstützung erfährt. Die Aufseher in Frankfurt befürworten eine neue Haftungsklasse als Abbild einheitlicher Umsetzung des TLAC-Standards. Und da die Aufseher sich schon mal mit der Haftungskaskade auseinandersetzen, räumen sie mit einem Missstand auf, indem sie die Bevorzugung von Einlagen gegenüber Senior Debt in der Rangfolge anregen. Denn Einlagen mit Schuldentiteln in der Gläubigerhierarchie gleichzusetzen ist ein abenteuerliches Konzept, eine Abgrenzung ist überfällig – gut, dass die EZB hier den Anstoß für eine Neuordnung gibt.Ebenfalls auf der EZB-Agenda steht die Überprüfung der Notenbankfähigkeit von Beständen, die nachrangig unbesichert sind und über Nacht als Haftungsmasse bei einer Bankenschieflage einkassiert werden könnten. Solche Papiere dürften noch in diesem Jahr vom Collateral-Pool ausgeschlossen werden, sie taugen also als Teil des ersten Schutzwalls im Bail-in-Regime nicht mehr.