Hawk AI treibt Expansion voran
Nach dem Markteintritt in den USA vor rund einem Jahr peilt der CEO des auf Geldwäschebekämpfung spezialisierten Fintechs Hawk AI, Tobias Schweiger, weitere Expansionsschritte an. „Bislang sind sehr viele unserer Investments in die Entwicklung unserer Softwarelösung und KI geflossen. Nun kurbeln wir die Vermarktung an und stellen weiteres Personal ein“, sagt der Tiroler, der die Gesellschaft 2018 zusammen mit Wolfgang Berner gegründet hatte.
HawkAI, das für Finanzinstitute und Zahlungsdienstleister Transaktionsmonitoring unter Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) übernimmt, hatte 2021 einen Vertriebshub in New York errichtet und in einer Finanzierungsrunde 10 Mill. Dollar eingesammelt. Davon sollen auch weitere Investitionen in das US-Geschäft gestemmt werden. Neben dem Engagement im deutschsprachigen Heimatmarkt seien zudem erste Expansionsschritte in Frankreich und Großbritannien eingeleitet worden, denen weitere Märkte folgen dürften. „Wir schauen uns die Vereinigten Arabischen Emirate als Kandidaten an und Singapur. Hier stehen wir in sehr fortgeschrittenen Gesprächen“, berichtet Schweiger im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. HawkAI hat 2020 den Fintech Germany Award in der Kategorie „Künstliche Intelligenz“ gewonnen, der von Frankfurt Main Finance, Techfluence UK sowie der WM Gruppe, die auch die Börsen-Zeitung herausgibt, verliehen wird.
Hauer bringt Erfahrung ein
Binnen gut eines Jahres sei die Zahl der Mitarbeiter von 15 auf rund 40 gestiegen, zu denen auch ein prominenter Neuzugang aus dem Hause N26 zählt: Georg Hauer, der zuletzt in Berlin als General Manager die Verantwortung für 15 Länder in der Region DACH und in Nordeuropa innehatte, hatte im November bei dem Münchener Fintech angeheuert, wo er als Chief Operating Officer (COO) und Chief Financial Officer (CFO) auch „den Ausbau neuer, internationaler Standorte vorantreiben“ soll, wie HawkAI zuvor vermeldet hatte. Dass sich das Anti-Geldwäsche-Fintech HawkAI mit Hauer jemanden ins Haus geholt hat, dessen früherer Arbeitgeber seit Jahren just in diesem Feld erhebliche Defizite aufweist, deshalb unter verschärfter Beobachtung der BaFin steht und sich eine Millionenstrafe eingehandelt hat, betrachtet Schweiger als unproblematisch.
„Er war nicht zuständig für Geldwäscheprävention, hat aber gesehen, wo in diesem Bereich Schwierigkeiten liegen können“, entgegnet Schweiger. Und diese Erfahrung sei Gold wert, weil auch junge Unternehmen zum Kundenstamm von HawkAI zählten, die von den Herausforderungen bei N26 lernen könnten. „Georg Hauer kann diese Kunden an den richtigen Stellen beraten. Wir freuen uns über den Erfahrungsschatz, den er mitbringt.“ In seiner neuen Position verantwortet Hauer die Bereiche Expansionsstrategie, Marketing, Kommunikation, Personal und Finanzen. „Er wird unser Wachstum im Neobanken-Umfeld stark beschleunigen“, ist der Vorstandschef zuversichtlich.
Eine wesentliche Rolle auf dem angedachten Expansionspfad spielt ihm zufolge die weitere Erschließung des US-Marktes. „Die USA sind für uns aus unterschiedlichen Gründen zentral: Wir verfügen dort bereits über einen Erfahrungsschatz und ersten Erfolg, außerdem ist die Größe des Marktes bedeutsam. Es handelt sich um einen sehr fortgeschrittenen Markt, wenn es um Geldwäscheprävention geht.“ Auch auf regulatorischer Ebene sei zuletzt viel in Bewegung geraten. „Wir sehen eine Beschleunigung in diesem Markt – so wie in Europa auch –, was die technologischen Entwicklungen bezüglich Geldwäscheprävention angeht.“ Zu erwähnen sei vor allem das von der EU im Juli angekündigte Geldwäschepaket, das auch eine zentrale Behörde für die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung (Amla) vorsieht. „Man erkennt schon Bestrebungen auf EU-Ebene, hier schneller und besser voranzukommen.“
Um des Problems der Geldwäsche Herr zu werden, wirbt Schweiger dafür, möglichst mehrere Institute auf einer Plattform zusammenzubringen, was helfe, Geldwäschemuster im Finanzsystem ausfindig zu machen. In Gesprächen mit Aufsehern habe er deutlich gemacht, dass HawkAI solche Anti-Geldwäsche-Konsortien technologisch zu unterstützen vermöge – oder gleich selbst als Betreiber eines Hubs auftreten könne.