17. Finanzplatztag:Chefvolkswirtin Gertrud Traud

Helaba warnt vor zu später Zinswende

Die Europäische Zentralbank muss nach Ansicht von Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud "rechtzeitig umschalten", um nicht die Wachstumsaussichten zu beeinträchtigen.

Helaba warnt vor zu später Zinswende

Helaba warnt vor zu später Zinswende

Chefvolkswirtin Traud sieht wenig Anlass für pessimistischen Wachstumsausblick

fed Frankfurt

Die Europäische Zentralbank ist gut beraten, geldpolitisch "rechtzeitig umzuschalten", um nicht die Wachstumsaussichten zu beeinträchtigen und die Immobilienwirtschaft vor noch größere Herausforderungen zu stellen – diese Position hat die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud, anlässlich des 17. Finanzplatztags der Börsen-Zeitung vertreten.

Die Helaba habe in den vergangenen Jahren beklagt, dass die Zentralbank nicht zum richtigen Zeitpunkt auf die seinerzeit nach oben schießende Inflation reagiert habe. Die EZB müsse nun, da die Teuerungsrate sinke, erneut aufpassen, dass sie sich nicht zu spät entscheide. Die zuletzt rasante Auf- und Abwärtsfahrt der Inflation dokumentiere, dass sich die Preise schneller als früher bewegten.

Helaba fordert von EZB "Umschaltspiel"

Das erfordere von der Geldpolitik ein entsprechendes "Umschaltspiel", argumentierte die Helaba-Chefökonomin in Anlehnung an Sprachbilder aus dem Fußball. Sie begrüße, dass sich abzeichne, dass die EZB nicht mehr auf die US-Notenbank warte, sondern voraussichtlich schon vor der Fed mit Zinssenkungen starten werde. Für 2024 erwartet die Helaba drei Zinssenkungen in Euroland, erklärte Traud in ihrem Vortrag, den sie Stunden vor der EZB-Sitzung hielt.

Unzufrieden fiel Trauds Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft aus. Während einige Euro-Nachbarn, etwa Frankreich, durch Reformen ihre Konkurrenzfähigkeit gestärkt hätten, sei hierzulande wenig geschehen. Sie bekräftigte ihre Forderung nach angebotsseitigen, strukturellen Reformen und ihre Ablehnung gegenüber voluminösen Konjunkturprogrammen zur Stärkung der Nachfrage.

Wenn wir wollen, dass es besser wird, müssen wir auch dran glauben.

Gertrud Traud, Helaba

Im Gesamtausblick kam sie zum Ergebnis, dass es wenig Gründe für eine pessimistische Prognose gebe. Die Wahrscheinlichkeit des Szenarios einer längeren Stagnation bezifferte sie mit lediglich 20%. Wichtig sei allerdings, den Standort nicht schlechtzureden. "Wenn wir wollen, dass es besser wird, müssen wir auch dran glauben."

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