Herrenclub im Fondsmanagement

Studie: Deutschland mit kümmerlichem Frauenanteil

Herrenclub im Fondsmanagement

sto Frankfurt – Das Fondsmanagement ist global betrachtet und insbesondere in Deutschland ein Herrenclub, in dem Frauen nur vereinzelt Zutritt bekommen. Seit Ausbruch der Finanzkrise hat sich ihr Anteil unter den Portfoliomanagern in den meisten Ländern sogar verschlechtert, ergab eine Studie von Morningstar. Im Schnitt beträgt der Anteil für die 56 untersuchten Länder lediglich ein Fünftel. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland mit einer Quote von 9 % miserabel ab.Damit steht die Bundesrepublik auf dem viertletzten Platz, vor Brasilien, Indien und Polen, die jeweils nur auf 7 % kommen. Im Vergleich zu 2008 ging der Anteil der Fondsmanagerinnen hierzulande vom niedrigen Niveau von damals 12 % noch einmal zurück. Die Analysegesellschaft hat den Frauenanteil bei Juristen und Doktoren gegenübergestellt, da diese Berufe ein ähnliches Qualifikationsniveau hätten wie Fondsmanager, wird argumentiert. In Deutschland beträgt der Frauenanteil bei Anwälten 32 % und bei Medizinern 45 %. Morningstar hat für die Studie mehr als 26 000 Fonds in 56 Ländern untersucht. Mangels Transparenz wurden China, Japan und Taiwan ausgeschlossen. Singapur führt das Feld anSpitzenreiter ist demnach Singapur mit einem Anteil von 30 % und fast drei Prozentpunkte besser als noch 2008. Es folgen Portugal (28 %), Spanien (26 %), Hongkong (26 %) und Frankreich (21 %). Andere große Fondsstandorte – Luxemburg (14%), Großbritannien (13 %), Irland (11 %) und die USA (10 %) – können wie Deutschland ebenfalls als unterentwickelt in Sachen Frauenquote betrachtet werden. Damit kommen die Bundesrepublik und die Vereinigten Staaten im Vergleich der großen Finanzzentren auf die letzten Plätze.Die Studie kann mit mehreren Detailbeobachtungen aufwarten. Je größer der Finanzplatz ist, umso geringer ist der Frauenanteil. In den Wachstumssegmenten Indexfonds, Dachfonds und teamgeführte Produkte ist der Frauenanteil vergleichsweise höher. In aktiven Fonds oder von einem einzelnen Fondsmanager geführten Produkten stehen ihre Chancen dagegen verhältnismäßig schlecht. Offensichtlich wird Frauen eher zugetraut, dass sie passiv einen Index nachbilden, als dass sie aktive Investmententscheidungen treffen könnten – vor allem nicht alleine.Zudem haben Fondsmanagerinnen seltener mehrere Produkte auf einmal unter ihren Fittichen als ihre männlichen Pendants. Die Frauen sind Morningstar zufolge meist besser qualifiziert als die männliche Konkurrenz, gemessen an dem Anteil eines CFA-Abschlusses (Chartered Financial Analyst). In der Studie werden keine Gründe genannt, warum der Frauenanteil im Assetmanagement so niedrig ist. Dazu gibt es indes frühere Studien mit mehreren Thesen, bezogen auf die Finanzbranche im Allgemeinen. Es gebe dort eine geringere Toleranz gegenüber Karrierebrüchen durch Kindererziehung oder Teilzeit zur Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf, gehört etwa zu den Annahmen.