Hessen pocht auf Verlagerung des Clearing

Staatssekretär Nimmermann sieht in ESMA-Beschluss "Übergangslösung"

Hessen pocht auf Verlagerung des Clearing

bn/jsc Frankfurt – Hessen hält angesichts des Brexit eine Verlagerung der in London konzentrierten Abrechnung von auf Euro denominierten Derivaten für notwendig. “Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Clearing in der EU stattfinden sollte”, sagte Philipp Nimmermann, der für den Finanzplatz zuständige Staatssekretär im hessischen Wirtschaftsministerium, auf dem 12. Finanzplatztag der WM Gruppe.Weil eine kurzfristige, großvolumige Verlagerung Gefahren für die Finanzstabilität birgt, hat die EU-Aufsichtsbehörde ESMA beschlossen, dass die wichtigsten Clearinghäuser in Großbritannien vorläufig weiter ihrer Geschäftstätigkeit in der EU-27 nachkommen dürfen. Dies sei zwar richtig und notwendig, meinte Nimmermann, aber nur eine “Übergangslösung”, “langfristig” müsste das Clearing in der EU geschehen. Zum Modell eines in London verbleibenden Euro-Clearing, verbunden mit Aufsichtsrechten für EU-Behörden, äußerte sich Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling skeptisch. Je intensiver sich die Aufseher mit dem Thema beschäftigten, “umso tiefer werden die Sorgenfalten auf ihren Gesichtern”.Die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors erklärte unterdessen, die Branche habe die Digitalisierung im Portfoliomanagement nicht entschieden genug angepackt. Die Profitabilität vieler Häuser habe nachgelassen, während zuletzt erfolgreiche Gesellschaften deutlich mehr in die Digitalisierung investiert hätten als schwächer aufgestellte Adressen, sagte Thorsten Heymann, Global Head of Strategy der Allianz-Tochter. “Der Winter ist da für unsere Branche, und die Frage lautet, wer überlebt.” Die Zukunft liege dabei aber weniger im Online-Vertrieb, wie er im sogenannten Robo-Advisory üblich sei, sagte er. Dieses Feld beackerten spezialisierte Anbieter, und es sei unrealistisch, dass in dem bislang kleinen Segment sämtliche Fondsgesellschaften in Europa mit eigenen Produkten Fuß fassten. Der Einsatz von Technik stehe vielmehr im Portfoliomanagement an, um Daten einzusammeln und nicht offensichtliche Muster zu erkennen.Weil sich Sparer für chancenreiche Anlageformen interessierten, wagt die Fondsgesellschaft Union Investment hingegen einen positiven Ausblick. “Das Assetmanagement ist und bleibt eine Wachstumsbranche”, sagte Firmenchef Hans Joachim Reinke.—– Schwerpunkt Seite 2