Herr Hsia, wann und womit haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient?Ich habe während der Sommerferien meiner Universität in einer Bank gejobbt und Transaktionsbestätigungen manuell bearbeitet und archiviert. Heute läuft das vermutlich überall digital und automatisch ab.Wofür haben Sie es ausgegeben?Für meinen Lebensunterhalt und ein paar Teile meiner Golfausrüstung.Was war Ihr erstes Investment an den Märkten?Ich habe tatsächlich in Fonds investiert und dabei viel über die Marktschwankungen und Disziplin beim Investieren gelernt.Was war Ihr erfolgreichstes Investment?Ich hatte vor der Jahrtausendwende in einige Technologiefirmen investiert. Deren Aktienkurse hatten sich vervielfacht, und ich habe glücklicherweise rechtzeitig die Gewinne realisiert.An welches Fehlinvestment erinnern Sie sich?Das waren schon ein paar. Ich versuche aber lieber die Fehlerursachen in Erinnerung zu behalten, um daraus zu lernen, anstatt nur den jeweiligen Einzeltitel.Treffen Sie Ihre privaten Anlageentscheidungen allein, oder beraten Sie sich mit jemandem?Ich treffe meine privaten Investmententscheidungen selbständig – und wie im professionellen Leben stets auf Basis einer gründlichen Analyse.Gibt es eine bestimmte Anlagestrategie, die Sie verfolgen?Ja, wir nennen es den 4-Faktor-Prozess. Dessen Grundlage sind zwei traditionelle Faktoren: Qualität und Substanz, sowie zwei Verhaltens- Faktoren: Gewinne und Markttechnik.Welche Kennzahlen sind für Sie wichtig, wenn Sie sich ein Wertpapier näher anschauen?Bezogen auf die angesprochenen vier Faktoren sind das die Folgenden. Qualität: hoher und steigender Cashflow Return on Invested Capital (CFROI). Substanz: fairer Wert über Marktpreis basierend auf CFROI und gewichtetem KGV. Gewinne: positive Gewinnrevisionen. Markttechnik: Aktienkurs ansteigend oberhalb von ebenfalls steigenden Durchschnittslinien. Haben Sie bei der Geldanlage ein Vorbild?Kein konkretes. Ich habe aber mittlerweile mit vielen sehr talentierten Investoren gearbeitet, von denen ich viel gelernt habe. Ihr Motto beim Investieren lautet?Hinterfrage immer deine Annahmen!Welches Buch sollten Anleger gelesen haben?”Technical Analysis of Financial Markets” von John Murphy. Aktientrends bergen wertvolle Informationen in sich. Mit einer fundamentalen Analyse verknüpft ist das eine hervorragende Investmentgrundlage.Welches Wertpapier oder welche Assetklasse würden Sie auf Jahressicht empfehlen? Klarer Fall: europäische Aktien. Natürlich bin ich voreingenommen. Aber davon mal abgesehen verbessern sich tatsächlich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, und die politischen Risiken werden weniger. Außerdem kommen die Banken wieder auf die Beine.Sie haben eine Million Euro und müssen diese mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren investieren. Wie würden Sie das Geld anlegen beziehungsweise aufteilen?Auf jeden Fall sehr diversifiziert und nur in aktiven Strategien. Indizes blind hinterherzulaufen, die obendrein nach dem Kriterium Marktkapitalisierung auswählen, ist langfristig kein Erfolgsrezept. In Gold würde ich auch etwas Geld anlegen angesichts des umfangreichen Gelddruckens der Notenbanken.