Sicherung von Geldautomaten

Hoffnungsschimmer im Kampf gegen Automatensprenger

Die Bedrohung durch Automatensprenger nimmt offenbar ab. In Nordrhein-Westfalen ist der Rückgang der Fallzahlen besonders deutlich. Innenminister Herbert Reul betonte die weiterhin zentrale Bedeutung länderübergreifender Kooperation von Ermittlungsbehörden und Geldinstituten.

Hoffnungsschimmer im Kampf gegen Automatensprenger

Hoffnung im Kampf gegen Automatensprenger

Sowohl im früheren Täter-Hotspot NRW als auch in Hessen geht die Zahl der Sprengungen 2024 zurück – Behörden erzielen Ermittlungserfolg

Im Kampf der Banken gegen die Sprengungen von Geldautomaten scheint sich die allgemeine Bedrohungslage immer weiter zu verbessern. Auch die Strafverfolger konnten einen wichtigen Erfolg verbuchen. Denn nun wurde ein 30-jähriger, dringend Tatverdächtiger mit belgischer Staatsangehörigkeit nach Deutschland ausgeliefert, wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt und die Staatsanwaltschaft Mainz am Mittwochvormittag mitteilten.

Der Belgier steht im Verdacht, zusammen mit weiteren Mittätern an der Sprengung eines Geldautomaten in Hessen beteiligt gewesen zu sein. Im Zuge eines Aktionstages gegen eine kriminelle Organisation aus den Niederlanden wurde der Beschuldigte im Herbst 2024 festgenommen und am gestrigen Dienstag einem deutschen Haftrichter vorgeführt. Die Festnahme und Auslieferung von Verdächtigen gilt als wichtiges Element für die Prävention von Sprengungsversuchen.

Reul lobt Zusammenarbeit

Bereits Ende 2024 hatte sich abgezeichnet, dass die Zahl der Sprengungen in einigen Bundesländern stark zurückgegangen ist. In Nordrhein-Westfalen, zuvor eines der in absoluten Zahlen gemessen am stärksten betroffenen Bundesländer, wurden im vergangenen Jahr 44 Angriffe festgestellt. Das teilte das Landeskriminalamt auf Anfrage der Börsen-Zeitung mit. 2023 hatten die Behörden noch 153 Anschläge gezählt, somit ergibt sich ein Rückgang um 71%.

Der dortige Innenminister Herbert Reul zeigt sich von der Entwicklung erfreut, die Banden fühlten sich in NRW offenbar immer weniger wohl. „Durch länderübergreifende Kooperation, mehr Prävention und Ermittlungserfolge haben wir es geschafft, diesen kriminellen Banden immer näher auf die Pelle zu rücken“, kommentierte er.

Behörden hatten Anstrengungen intensiviert

Die zuvor zentralen Kapazitäten der Ermittlungskommission „HEAT“ seien seit Juni 2023 auf sechs polizeiliche Großbehörden ausgeweitet worden. Um auch die Bevölkerung mit einzubeziehen, hat das LKA seit Mai 2022 ein landesweites Hinweisportal eingerichtet.

Zudem hätten viele Banken ihre Geräte umgerüstet und besser gesichert, erklärte Reul. Diese Zusammenarbeit von Ermittlungsbehörden und Geldinstituten brauche es auch weiterhin, um das Bundesland für Automatensprenger noch unattraktiver zu machen. Gleichzeitig mahnte der Innenminister: „Der Kampf gegen Geldautomatensprenger ist noch lange nicht gewonnen.“

Hessen ebenfalls mit deutlichem Rückgang

Nicht ganz so stark war der Rückgang in Hessen, doch das dortige LKA vermeldete für 2024 immerhin 61% weniger Fälle als im Vorjahr. Mit 24 Vorfällen ist die Situation zudem überschaubarer als im benachbarten NRW. Bei der Frankfurter Sparkasse etwa ereignete sich die letzte Sprengung vor relativ exakt einem Jahr. „Allerdings waren bei dem damaligen Angriff in Niederursel keine professionellen Automatensprenger am Werk“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Der eingesetzte Silvesterböller habe dennoch erheblichen Sachschaden verursacht.

Investitionen zeigen Wirkung

Im Mai 2024 hatte die Vernebelungsanlage dann einen Sprengversuch in der Filiale in Frankfurt-Bonames vereitelt. Seitdem habe es keine weiteren Sprengversuche gegen, so das Institut. Schon vor dem ersten Angriff in Praunheim Ende 2022 habe die Frankfurter Sparkasse zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Filialen noch besser abzusichern.

2023 hatte das Institut massiv in weitere Schutzmaßnahmen investiert, unter anderem wurden die SB-Geräte mechanisch aufgewertet und aufwändig gesichert. „Eine 100-prozentige Sicherheit wird und kann es nicht geben. Doch wir sind zuversichtlich, dass wir mit den getroffenen und auch weiterhin kontinuierlich an der Gefährdungslage fortentwickelten Maßnahmen mögliche Angreifer gut abwehren können“, resümiert der Sprecher.

Die Bedrohung von Banken durch Geldautomatensprengungen nimmt offenbar ab. In Nordrhein-Westfalen ist der Rückgang der Fallzahlen besonders deutlich. Innenminister Herbert Reul betonte die weiterhin zentrale Bedeutung länderübergreifender Kooperation von Ermittlungsbehörden und Geldinstituten.

Von Carolin Kassella, Frankfurt
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