Steigende Risikokosten belasten Ergebnis der Commerzbank
Steigende Risikokosten belasten Ergebnis der Mittelstandsbank
Drei große Kreditausfälle und neue Methodik führen zur Verdreifachung – Zukauf im Assetmanagement zahlt sich im Provisionsüberschuss aus
phh/lee Frankfurt
Die Commerzbank musste im dritten Quartal deutlich höhere Risikokosten tragen, die überwiegend im Firmenkundengeschäft angefallen sind. In den ersten neun Monate haben sich die Risikokosten in dem von Michael Kotzbauer geführten Segment von 119 Mill. auf 362 Mill. Euro in etwa verdreifacht. Die Bank begründet den starken Anstieg vor allem mit drei namentlich nicht genannten Einzelausfällen.
Die neue Commerzbankchefin Bettina Orlopp sprach in diesem Zusammenhang am Mittwoch in einer Telefonschalte mit Analysten von einer Normalisierung der Ausfallquoten, die in Deutschland seit Covid ungewöhnlich niedrig gewesen seien. Ein flächendeckender Anstieg in einzelnen Branchen sei nicht zu beobachten. Im kommenden Jahr rechnet Orlopp folglich mit einem Risikoergebnis in ähnlicher Höhe wie in diesem Jahr.
Im Firmenkundengeschäft stagnieren die Gewinne
Dennoch haben die höheren Risikokosten den operativen Ertragszuwachs der Commerzbank im Firmenkundengeschäft nahezu vollständig aufgefressen. Die Erträge legten in den ersten neun Monaten um 4,8% auf rund 3,5 Mrd. Euro zu. Die Verwaltungskosten blieben mit rund 1,55 Mrd. Euro konstant. Damit bewegt sich auch das operative Ergebnis im Firmenkundengeschäft mit rund 1,6 Mrd. Euro auf dem Vorjahresniveau.
Die Aufwands-Ertrags-Quote ging in den ersten neun Monaten im Firmenkundengeschäft von 48 auf 43,9% zurück. Das ist im Wesentlichen auf die niedrigeren Pflichtbeiträge zurückzuführen, die von 72 auf 2 Mill. Euro gesunken sind. Die operative Eigenkapitalrendite im Firmenkundengeschäft verbesserte sich leicht von 20,8 auf 21,2%. Die Commerzbank arbeitet im Firmenkundengeschäft damit profitabler als in der polnischen mBank (19,4), jedoch deutlich weniger profitabel als im Privat- und Unternehmenskundengeschäft (33%).
Commerzbank senkt Risikoaktiva im Firmenkundengeschäft
Das Firmenkundengeschäft ist ein zentraler Baustein in den Plänen der Commerzbank, die Umsetzung ihrer Strategie 2027 zu beschleunigen. Durch den unwillkommenen Einstieg der italienischen Unicredit muss die neue Commerzbankführung um CEO Bettina Orlopp und ihren Stellvertreter Michael Kotzbauer zeigen, dass die eigenständige Strategie funktioniert. Auf ihrem nächsten Kapitalmarkttag im Februar 2025 will Orlopp ein Strategie-Update präsentieren.
Einen wichtigen Hebel sieht die Commerzbank-Chefin darin, die RWA-Effizienz der Bank zu optimieren. Im Firmenkundensegment sind die risikogewichteten Aktiva (RWA) in den ersten neun Monaten verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 5,5% auf 78,7 Mrd. Euro gesunken. Das entspricht einem Rückgang um 4,6 Mrd. Euro. Die Bank erklärt den Rückgang auf Nachfrage mit einer Modellanpassung für das Gegenparteiausfallrisiko sowie der Reduzierung ungenutzter Kreditlinien. Das Institut hat seit Jahresbeginn mit Bernd Spalt einen neuen Risikovorstand.
Commerzbank steigert Provisionsüberschuss
Im Abwehrkampf gegen die Unicredit ist die Commerzbank zudem dabei, eine wesentliche Schwäche ihres Geschäftsmodells zu beheben: die hohe Abhängigkeit von der Zinsentwicklung. Wie aus den veröffentlichten Quartalszahlen hervorgeht, brach der Zinsüberschuss der Bank im abgelaufenen Quartal zwar erwartungsgemäß um 5,5% auf rund 2 Mrd. Euro ein. Dem stand jedoch ein Plus von 7,6% beim Provisionsüberschuss auf immerhin 894 Mill. Euro gegenüber.
Um die Ertragsbasis zu stabilisieren und besser planbar zu machen, hat das Institut früher im Jahr die Mehrheit an dem Assetmanager Aquila Capital übernommen. Einen weiteren Hebel zur Stärkung der Provisionseinnahmen erhofft sich die Commerzbank vom Ausbau des Geschäfts mit hochvermögenden Kunden und Family Offices.