Hohe Risikovorsorge lässt Teambank-Gewinn einbrechen
Im Gespräch: Christian Polenz und Marion Thielemann
„Das Risiko ist gekommen, um zu bleiben“
CEO und CFO der Teambank rechnen auch 2025 mit hoher Risikovorsorge – Konsumentenfinanzierer stellt Ratenkredit ein
Von Tobias Fischer, Frankfurt
Angesichts der angespannte Wirtschaftslage in Deutschland hat die Teambank ihre Risikovorsorge 2024 kräftig aufstocken müssen. Vorstandschef Christian Polenz und Finanzvorständin Marion Thielemann des genossenschaftlichen Konsumfinanzierers rechnen vorerst auch nicht mit einer Trendwende.
Hohe Kreditrisikovorsorge hat den Vorsteuergewinn der Teambank im vergangenen Jahr um fast drei Viertel auf 22,6 Mill. Euro einbrechen lassen. Die DZ-Bank-Tochter hob die Risikovorsorge von 133 Mill. Euro im Jahr 2023 auf nun 205 Mill. Euro an, ein Zuwachs von 54%. Als Gründe führen der seit April 2024 amtierende Vorstandsvorsitzende Christian Polenz und Finanz- und Risikovorständin Marion Thielemann im Gespräch der Börsen-Zeitung die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen an, die vielen Kunden zu schaffen machten.
Die Menschen sind extrem verunsichert.
Vorstandsvorsitzender Christian Polenz
Die Konjunktur stockt, die Zahl der Arbeitslosen ist auf knapp 3 Millionen gestiegen, den höchsten Wert seit zehn Jahren. Auch setzten den Verbrauchern die anhaltenden Preissteigerungen zu, was die Konsumnachfrage trübe. „Die Menschen sind extrem verunsichert“, stellt Polenz fest: „Das Risiko ist gekommen, um zu bleiben.“
Höhere Erwartungen
Die Zeiten niedriger Risikovorsorge seien jedenfalls vorbei. Rekordzahlen werde das Institut daher nicht erreichen. Mit Blick auf das herausfordernde Umfeld bewertet Polenz das Ergebnis zwar als solide. „Es ist allerdings nicht unser Anspruch, auf diesem Niveau unterwegs zu sein“, sagt der vor knapp einem Jahr als Nachfolger von Frank Mühlbauer an die Spitze des Instituts gerückte Banker. „Wir arbeiten daran und haben einen Plan, wie wir damit umgehen.“
Menschen werden ärmer
DZ-Bank-Chef Cornelius Riese, der dem Aufsichtsrat der Teambank vorsteht, hatte im August anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen des Konzerns darauf verwiesen, dass die Menschen ärmer werden, da die verfügbaren Einkommen zurückgehen. Zugleich hatte er für die Teambank 2026 wieder ein dreistelliges Ergebnis in Aussicht gestellt. Ob diese Aussage Bestand hat, ist aber angesichts der Eintrübung der wirtschaftlichen Lage derzeit unklar. „Wir werden nach aktueller Planung auch wieder in den dreistelligen Millionen-Euro-Bereich zurückkommen“, unterstreicht Polenz, schränkt aber ein: „Ob das in diesem Umfeld 2026 oder vielleicht ein Jahr später gelingt, lässt sich im Moment noch nicht abschließen sagen.“
Risikovorsorge steigt seit Jahren
Jahr für Jahr hat das Nürnberger Institut die Risikovorsorge angehoben: Betrug sie 2021 noch 57 Mill. Euro, so waren es im Jahr darauf knapp 100 Mill. Euro, 2023 dann 133 Mill. Euro und im vergangenen Jahr schließlich 205 Mill. Euro. Der Trend wird Polenz zufolge vorerst anhalten, wenn auch weniger drastisch als zuletzt. „Wir gehen davon aus, dass wir noch einen Anstieg der Risikovorsorge sehen werden, der aber deutlich verflachen wird.“
Die Risikovorsorge belastet die G&V, aber bereitet uns keine schlaflosen Nächte.
Finanz- und Risikovorständin Marion Thielemann
Finanz- und Risikovorständin Thielemann geht nicht davon aus, dass sich an den Bonitätsverschlechterungen, die mit Risikovorsorge unterlegt werden müssen, kurzfristig etwas ändern wird. Zugleich verweist sie aber auf die jahrzehntelange Erfahrung der Teambank bei der Beurteilung des Kreditrisikos im unbesicherten Verbraucherkreditgeschäft. „Die Risikovorsorge belastet die G&V, aber bereitet uns keine schlaflosen Nächte“, sagt sie.

Kreditnehmern, die in Schwierigkeiten geraten, komme die Bank mit Laufzeitverlängerungen, der Reduzierung oder dem Aussetzen von Raten entgegen. Einer Veräußerung von Krediten erteilt Polenz eine Absage. „Wir machen keine Risikotransfers zu Dritten und verkaufen Forderungen nicht.“
Zinsüberschuss steigt
Zwar peilt das Institut auch in diesem Jahr Wachstum an, doch stehe dies aktuell hintan, sagt Polenz. „Risikomanagement steht bei uns vor Wachstumsdynamik.“ Auch wenn das vergangene Jahr von der hohen Risikovorsorge geprägt war, so gab es positive Entwicklungen etwa beim Zinsüberschuss, den die Teambank um 0,7% auf 534 Mill. Euro zu steigern vermochte, und bei den Kosten, die um 0,8% zurückgingen. „Auch in Zeiten von Inflation haben wir es geschafft, 20 Mill. bis 25 Mill. Euro pro Jahr für Zukunftsinvestitionen beizubehalten sowie Personal- und Sachaufwand leicht zu senken“, kommentiert Polenz die Entwicklung.
Teambank | ||
Kennzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2024 | 2023 |
Ratenkreditbestand | 9.479 | 9.450 |
Zinsüberschuss | 534 | 530 |
Provisionsüberschuss | -37 | -39 |
Verwaltungsaufwand | 283 | 285 |
Risikovorsorge | 205 | 133 |
Ergebnis vor Steuern | 23 | 81 |
Bilanzsumme (in Mrd.) | 10,9 | 10,6 |
Cost-Income-Ratio (%) | 55,4 | 57,1 |
Kunden (Zahl) | 1.071.000 | 1.039.000 |
Mitarbeiter (Zahl) | 1.031 | 1.071 |
Die Cost-Income-Ratio als wichtiges Maß der Wettbewerbsfähigkeit ging entsprechend um 3% auf 55,4% zurück, ist aber noch deutlich entfernt vom einst formulierten Ziel, sie bis 2026 auf unter 50% zu drücken. Generell werde daran festgehalten, allerdings nicht auf Kosten der Zukunftsinvestitionen.
Beim Ratenkreditbestand spricht Thielemann von einer soliden Seitwärtsbewegung. Um 0,3% und damit in etwa Marktniveau nahm dieser zu und erreichte 9,48 Mrd. Euro. Auf 4,2% belaufe sich der Anteil der Teambank am deutschen Konsumentenkreditmarkt, die genossenschaftliche Finanzgruppe bringe es auf 14%.
Aus für Ratenkredit
Leicht gewachsen ist auch die Kundenzahl. „Uns freut, dass wir netto gut 32.000 neue Kunden gewonnen haben“, sagt Thielemann, die in diesem Zusammenhang auf hohe Werte des sogenannten Net Promotor Score (NPS) verweist. Der gilt als Maß der Kundenzufriedenheit und ist weiter gestiegen. Aktuell liege der Wert bei 54, im Jahr 2023 betrug er noch 51.
Was sich bereits abgezeichnet hat, macht die Teambank nun offiziell: Das Produkt Ratenkredit läuft Ende Juni aus. „Wir glauben nicht an die Zukunft des klassischen Ratenkredits und werden das Produkt in diesem Jahr einstellen“, kündigt Polenz ab. Jeder neue Kunde werde stattdessen einen je nach Bonität individuell festgelegten Finanzrahmen zur Verfügung gestellt bekommen, den finanziellen Spielraum, der je nach Bedarf eigenständig in Anspruch genommen werden kann. Schon Polenz’ Vorgänger Mühlbauer hatte davon gesprochen, dass die Entwicklung weg vom anlassbezogenen klassischen Ratenkredit hin zum Kreditrahmen verlaufe.
Wir glauben nicht an die Zukunft des klassischen Ratenkredits und werden das Produkt in diesem Jahr einstellen.
Vorstandsvorsitzender Christian Polenz
Damit einher geht also ein höheres Maß an Selbstbestimmung der Kunden. Diese hätten einen größeren Anteil an der Kredittransaktion. Für die Bank fällt damit nach eigenen Angaben weniger Arbeit an, was die Kosten drückt. Zugleich seien die Kunden zufriedener. Der NPS belaufe sich bei jenen, die bereits den finanziellen Spielraum nutzen, auf 69.
Transformation vor Abschluss
Mit dem Auslaufen des Ratenkredits werde auch die größte Transformation der 75-jährigen Unternehmensgeschichte weitgehend abgeschlossen, sagt Polenz. Sie war 2021 eingeleitet worden und umfasst den Umbau von Aufbau- und Ablauforganisation sowie neue Produkte und technologische Lösungen bis hin zum Einsatz von künstlicher Intelligenz.
Der Vorstandschef zeigt sich zuversichtlich, so neues Wachstum zu generieren. Dazu beitragen solle auch der Ausbau der von der Teambank angebotenen Embedded-Finance-Lösungen. Aktuell kooperierten etwa 3.000 genossenschaftliche Firmenkunden und Multichannel-Anbieter mit den Nürnbergern. „Wir wachsen in der genossenschaftlichen Gruppe, aber auch außerhalb des Sektors über Embedded Finance“, sagt Polenz. „Das heißt, wir verschaffen im Handel Kunden Liquidität, die sich einen Wunsch erfüllen wollen. In diesem Markt, der im vergangenen Jahr um 1 bis 1,5% zugelegt hat, sind wir um 13% gewachsen.“
Zu den Personen
Christian Polenz gehört dem Vorstand der Teambank seit 2010 an. 2019 rückte er zum stellvertretenden Vorsitzenden auf, im April vergangenen Jahres hat er dann den Vorstandsvorsitz von Frank Mühlbauer übernommen. Ins Finanzwesen stieg er mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann ein. Es folgten ein berufsbegleitendes Studium sowie Tätigkeiten für Deutsche Bank und Bayerische Hypo- und Vereinsbank. Anschließend ging er in der Teambank verschiedenen Führungsfunktionen nach, so von 2006 an als Generalbevollmächtigter.
Marion Thielemann stieß im Jahr 2020 zur Teambank. Sie stieg 2022 zur Generalbevollmächtigten auf und kam im Oktober 2023 in den Vorstand, wo sie als Chief Financial Officer (CFO) und Chief Risk Officer (CRO) für Finanzen und Controlling, Risikocontrolling sowie Personal verantwortlich zeichnet. Vor ihrer Zeit in der Teambank war sie von 2016 an Chief Financial Officer der Unicredit Leasing in Hamburg und zuvor bei der HypoVereinsbank in München in unterschiedlichen führenden Positionen. Thielemann hatte eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolviert und in Regensburg Betriebswirtschaftslehre studiert.