„Hohe Volatilität hat keinen direkten Einfluss auf unser Geschäftsmodell“
Der Vermögensverwalter KGAL wird nach eigener Einschätzung vom Kapitalmarkt-Crash der vergangenen Tage nicht unmittelbar getroffen. „Wir haben weder Positionen in den USA, noch sind wir direkt von der Zollthematik tangiert“, sagt Co-CEO André Zücker im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Sein Co-CEO-Kollege Florian Martin bekräftigt die Resilienz der Gesellschaft aus Grünwald bei München: „Die Entwicklung der letzten Tage mit der hohen Volatilität bei den Assetklassen wie Aktien oder Anleihen hat keinen direkten Einfluss auf unser Geschäftsmodell.“
Für die KGAL sei es so, dass nun die Vorteile der Real Assets auf der Habenseite stünden, betont Martin. Dies seien beispielsweise planbare Cashflows. Zudem gelte, dass niedrigere Zinsen, so wie sie gerade zu beobachten seien, grundsätzlich die Refinanzierung erleichterten: „Auch die absolute Assetkonkurrenz, weil beispielsweise die Spreads zu risikolosen Referenzanleihen sinken, wird geringer, was positiv für uns ist.“
Keine tiefe Rezession erwartet
KGAL geht Zücker zufolge zurzeit nicht davon aus, dass die kurzfristigen Marktverwerfungen in einer tiefen Rezession münden: „Unter dieser Annahme bleiben Lösungen für den hohen Bedarf an Wohnraum, nachhaltiger Mobilität und Infrastruktur für die Energiewende eine gute Option für langfristig denkende Anleger.“ KGAL fühle sich mit dem rein europäischen Fokus gut positioniert. Man beobachte die Rahmenbedingungen besonders eng, bleibe aber zuversichtlich. Martin sagte, die Lage könne langfristig anders aussehen, wenn Inflationstendenzen stärker würden.
Im vergangenen Jahr habe KGAL deutlich besser abgeschnitten als erwartet, betonen die beiden CEOs. „Das Gruppen-Nettoergebnis von knapp 21 Mill. Euro wird stark gespeist aus den operativen Einnahmen“, berichtet Martin. Die laufenden Gebühren hätten um 10% zugelegt. Das höhere Ergebnis im Vorjahr sei noch von Sondereffekten gespeist worden. Ursprünglich habe man mit 15 Mill. Euro Gewinn 2024 gerechnet.
„Profitabilität sehr gut“
Co-CEO André Zücker ist ebenfalls zufrieden: „Ein Gewinn, der höher als die Prognose ausfällt, ist für einen Assetmanager unserer Größe sicher momentan nicht alltäglich.“ Als Mittelständler mit rund 400 Beschäftigten sei die Profitabilität im Branchenvergleich sehr gut. Zugleich gelte: Die laufenden Gebühren deckten die Kosten komplett: „Wir haben nicht diesen Druck, unbedingt Transaktionen zu machen.“
Martin zufolge hat KGAL, die im Besitz von zwei Familienstiftungen ist, im vergangenen Jahr von der eigenen Marktexpertise profitiert. „Wir haben die Investitionen mit unseren Kunden rechtzeitig gestoppt, als die Verwerfungen anfingen.“ Zücker erläutert, KGAL habe beispielsweise schon 2021 weniger Immobilien vor allem in Deutschland gekauft. So seien 2022 und 2023 Kapitalzusagen stehen geblieben, die man im Jahr 2024 genutzt habe, sagt Martin: „Wenn die Märkte turbulent sind, dann muss man wieder irgendwann den Mut haben, erneut zuzugreifen.“ Dies habe man im vergangenen Jahr sowohl auf der Seite der Immobilien als auch in der Infrastruktur getan: „Das Transaktionsvolumen addiert sich daher auf 1 Mrd. Euro.“ Teils seien auch neue Mittel angelegt worden. Die Kunden seien beispielsweise deutsche Versicherer, die ein Anlagevolumen von bis zu 120 Mrd. Euro hätten, erläutert Zücker.
KGAL positioniere sich als solides Haus mit einer Eigenkapitalquote von rund 70%, streicht Martin heraus – dagegen setzten viele der Wettbewerber auf Fremdfinanzierung. KGAL führe die Kunden regelmäßig durch die gesamte Gewinn-und-Verlust-Rechnung: „Sie sehen, was wir verdienen und welche Marge wir haben.“ Dies baue Vertrauen auf. „Es gibt keinen anderen, der so die Bilanz aufmacht und wirklich alle Zahlen auf den Tisch legt“, erklärt auch Zücker. Für die Kunden sei ein solider Assetmanager, der bei einer Krise nicht einfach umfalle, extrem wichtig.
Diversifikation bringt Ausgleich
Die Diversifikation über drei Assetklassen sei ein Wettbewerbsvorteil, betonen die Co-CEOs. Der Bereich Luftfahrt werde über ein Joint Venture mit der Lufthansa bearbeitet, der Bereich Infrastruktur rund um das Thema erneuerbare Energien werde immer weiter ausgeweitet, und im Bereich Immobilien konzentriere man sich beispielsweise auf Gebäude mit unterschiedlichen Nutzungsarten und Quartiersentwicklungen. „Wenn einmal eine Assetklasse nicht so gut läuft, dann gibt es immer einen Ausgleich in einer anderen Klasse“, betont Zücker.
Wichtig ist aus Sicht von Zücker ebenfalls: „Wir verstehen unsere Investments in der ganzen Tiefe.“ Dies unterscheide KGAL von manchem anderen Assetmanager. Die Gesellschaft beschäftige beispielsweise Architekten, Chemiker oder Flugzeugingenieure. Dieser Ansatz beraube KGAL zwar ein wenig der Flexibilität, denn man sage eben nicht, morgen sei man ein Spezialist für Logistik und übermorgen für Data Center. Aber: „Die Welt braucht nicht den 18. Logistikmanager.“
Martin zufolge sind im Markt zwar auch andere Firmen etwa unter dem Schlagwort „Asset Advisory“ unterwegs. Aber die Kunden brauchten jemanden, der nicht nur kluge Vorschläge machen, sondern ein aktiver Umsetzungspartner sei.
Individuelle Mandate im Blick
Das Duo möchte KGAL auf drei Trends ausrichten: Erstens sollten verstärkt „Solutions“ für Kunden beispielsweise über individuelle Mandate angeboten, zweitens die Firmeneinheiten digitalisiert und drittens Innovationen für die Kunden vorangetrieben werden.
Individuelle Kundenlösungen, bei denen Kunden nicht pauschal in einen Fonds investierten, könnten bei einem Anlagevolumen ab 150 Mill. Euro vereinbart werden, sagt Martin. Beispielweise habe KGAL eines der größten Stiftungsmandate in Deutschland gewonnen, weil der Einstieg in erneuerbare Energien mit einer speziellen Perspektive gesucht worden sei: „Da kann man kein Stangenprodukt bieten, sondern muss individuelle Lösungen etwa mit dem Aufbau einer gesonderten Holding bieten.“ Die Fondsprodukte würden darüber hinaus weiter angeboten.
Bisher machten die individuellen Mandate rund ein Drittel des jährlichen Anlagevolumens aus, sagt Martin. Der Anteil soll auf rund die Hälfte erhöht werden. Im vergangenen Jahr seien zwar 75% erreicht worden, jedoch sei dies einer Sondersituation geschuldet gewesen.
Mehr Geld für die IT
Das CEO-Duo, das seit Anfang 2024 amtiert, hat darüber hinaus nach eigenen Angaben das IT-Budget hochgefahren, vorerst reicht der Zeithorizont bis zum Jahr 2027. Beispielsweise sei die Zahl der Mitarbeiter, die sich mit IT-Themenstellungen beschäftigen, verdoppelt worden.
Martin begründet die forcierte Digitalisierung einerseits mit dem absehbaren Fachkräftemangel, andererseits mit dem Zwang einer kosteneffizienten Dienstleistung in Zeiten niedrigerer Renditen der Investments. Zücker erläutert, man habe die Firma zudem nicht mehr nach Assetklassen organisiert, sondern Prozesse wie das Investmentmanagement oder den Kundenzugang über alle Aktivitäten hinweg gebündelt: „Wir wollen diese Prozesse für alle Assetklassen vereinheitlichen.“
Bei der KfW gepunktet
Martin strich heraus, dass KGAL sich auch sehr in der Entwicklung neuer Technologien engagiere: „Bei Innovationen fühlen wir uns wirklich gut positioniert, weil wir technische Expertise im Haus haben.“ Mittlerweile gehe es auch um Batteriespeicher und den Einsatz von Wasserstoff für Transport und Industrie. Es sei dabei ein Ritterschlag, wenn die KfW in einer europaweiten Ausschreibung das Mandat für den Power-to-X-Entwicklungsfonds (PtX) mit einem Volumen von 270 Mill. Euro an KGAL gegeben habe. „Da sind wir wirklich stolz drauf, weil alle großen Assetmanager sich ebenfalls beworben hatten“, sagt Zücker.
IM GESPRÄCH: FLORIAN MARTIN UND ANDRÉ ZÜCKER
„Hohe Volatilität hat keinen direkten Einfluss auf unser Geschäftsmodell“
Die Co-CEOs des Vermögensverwalters KGAL signalisieren angesichts der Zoll-Turbulenzen Gelassenheit – Jahr 2024 gut gelaufen – Ausrichtung auf drei Trends
Das Kursbeben an den Kapitalmärkten infolge der hohen US-Zölle hat keinen direkten Einfluss auf das Geschäftsmodell des Vermögensverwalters KGAL. Dies berichten die Co-CEOs Florian Martin und André Zücker. Mit dem Abschluss des vergangenen Jahres sind die beiden Manager, die Anfang 2024 ihr Amt antraten, ausgesprochen zufrieden.