Hoher Bedarf an Daten für Abwicklungsplanung
fed Frankfurt – Experten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) haben bei einer Fachtagung der BaFin und des Forschungszentrums Safe (Sustainable Architecture for Finance in Europe) Deutschlands Kreditinstituten Fortschritte bei der Planung einer möglichen Abwicklung ihrer Häuser im Krisenfall attestiert. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Vorbereitung sei gestiegen, die Qualität der Daten habe sich verbessert, und einige Banken hätten sogar durch den Umbau von Sparten ihre Struktur vereinfacht, lobte BaFin-Abteilungsleiterin Svetlana Dimova. Auch ihr Kollege Manfred Heemann bestätigte, “dass eine Menge erreicht worden sei”. Zugleich gebe es gute Gründe, “den Druck weiter aufrechtzuerhalten”. Schließlich benötigten die Abwicklungsbehörden eine gewaltige Menge bankindividueller Daten. “Wir können keine Pläne schreiben, die nach dem Prinzip ,One size fits all` in der Krise dann für alle Banken passen”, unterstrich Dimova.Bankenabwicklung habe zwar ihren Preis, erklärte Heemann. Es sei aber sehr nützlich, auf die Instrumente der Abwicklung in bestimmten Fällen zurückgreifen zu können, um die Finanzstabilität zu wahren – sei es auf die Einbeziehung von Gläubigern und Aktionären (Bail-in), um Verluste zu absorbieren, sei es auf Brückenbanken, um Zeit für den Verkauf eines Instituts zu gewinnen oder sei es auf Assetmanagement-Vehikel, um Panikverkäufe zu vermeiden.Der hohe Bedarf an aktuellen Daten wurde von Vertretern der Kreditwirtschaft bestätigt. Die technische Herausforderung für die Banken sei, zu jedem Zeitpunkt in der Lage zu sein, die notwendigen Kennziffern zu Verfügung zu stellen, um Bail-in zu ermöglichen, sagte Karen Kuder, die bei der Deutschen Bank für Bankaufsichtsrecht zuständig ist. Die Institute müssten sich zugleich im Krisenfall darauf verlassen können, was sie selbst nicht beeinflussen könnten – etwa die Funktionsfähigkeit der Marktinfrastruktur. Ausreichend KapitalSven Schelo, Partner bei Linklaters, unterstrich die Bedeutung der Tatsache, dass eine Bank im Krisenfall ausreichend bail-in-fähiges Kapital ausweisen könne. Denn das erhöhe die Möglichkeiten deutlich, einen Käufer für ein in Schieflage geratenes Institut zu finden und somit die Fortführung kritischer Funktionen zu erleichtern.Prof. Tobias Tröger, Frankfurter Universitätsprofessor und Mitarbeiter am Forschungszentrum Safe, erinnerte daran, dass zwar der Versuch der EU missglückt sei, einheitliche Trennbankenregeln im Sinne beispielsweise der Volcker-Rule zu beschließen. Allerdings seien europäische und nationale Aufsichtsbehörden mit wirksamen Instrumenten ausgestattet, um Hindernisse abzuräumen, die der Abwicklungsfähigkeit sehr komplexer Großbanken im Weg stünden.