Hongkong bietet sich als Derivate-Drehkreuz an

Asiatische Metropole möchte von verschärfter Regulierung in Europa im Zuge von Mifid II profitieren

Hongkong bietet sich als Derivate-Drehkreuz an

Bloomberg New York – Hongkong schafft die Voraussetzungen, um sich einen größeren Teil des 483 Bill. Dollar umfassenden globalen Derivate-Marktes zu sichern. Aufsichtsrechtliche Änderungen in Europa erhöhten die Nachfrage nach alternativen Handelszentren. Während Brexit und Mifid II Transaktionen in Europa komplizierter machen dürften, wächst die Anziehungskraft von Hongkong als Derivate-Drehkreuz. HSBC und Standard Chartered, zwei der größten Banken Europas, haben schon angefangen, Teile ihrer Derivate-Bücher in die frühere britische Kolonie zu verlagern, wie Bloomberg aus informierten Kreisen erfuhr. Neue Regeln vorgesehenUm Hongkong attraktiver zu machen, plant die Securities and Futures Commission (SFC) eine Neuordnung ihrer Derivate-Regeln, wie eine informierte Person berichtete. Die Aufsicht hat Nanfeng Sun angeheuert, einen ehemaligen Mitarbeiter der Bank of America, der sich auf Risikomodelle spezialisiert hat, um die Einreichungen von Banken zu prüfen, sagte eine andere Person.Hongkongs Monetary Authority bereitet sich auf eine Erweiterung der Derivate-bezogenen Regulierung vor, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage von Bloomberg. Zwar ist Hongkong bereits ein Drehkreuz für Derivate-Geschäfte, doch Banken und andere Finanzinstitute hatten in der Vergangenheit üblicherweise ihre asiatischen Transaktionen in den Büchern ihrer Sparten in Europa oder den USA verbucht. Das war sinnvoll: Ein zentraler Ort schafft Skaleneffekte, zudem wurden westliche Aufsichtsbehörden bevorzugt.Die Veränderungen in Europa haben ein Umdenken ausgelöst. Die Mifid-Anforderungen führen zu größeren Compliance-Belastungen. Gleichzeitig begannen Finanzunternehmen damit, in Vorbereitung auf den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union einige Geschäfte aus London abzuziehen und an andere Orte zu verlagern.Mehr Firmen werden wahrscheinlich Teile ihrer Derivate-Bücher nach Hongkong verschieben, falls die Stadt ihre Regeln dahingehend anpasst, dass sogenannte fortgeschrittene Risikomodelle zulässig sind, die die Kapitalanforderungen reduzieren würden, sagten Branchenvertreter. Erhöhte Derivate-Buchungen könnten im Umkehrschluss mehr Erlöse in die Stadt fließen sowie neue Arbeitsplätze in Bereichen wie etwa dem Risikomanagement entstehen lassen. Diese Meinung vertritt das Hong Kong Financial Services Development Council, ein Gremium, das die Regierung berät. Vereinfachungen für FirmenDie Person, die mit den Plänen der SFC vertraut ist, sagte, dass die Behörde bald eine öffentliche Konsultation zu Over-the-Counter-Derivaten (OTC) abhalten wird, also dem außerbörslichen Handel mit Derivaten. Dabei solle es um Themen wie Bewertungen und Aufzeichnungen gehen. Die vorgeschlagenen Änderungen würden es den Unternehmen ermöglichen, ihre Geschäfte in Hongkong einfacher zu verbuchen. Die SFC-Konsultation “könnte einen positiven Einfluss auf Hongkong als ein wichtiges Derivate-Buchungs-Drehkreuz haben”, meinte Terry Yang, ein Partner bei Clifford Chance LLP. Unterstützung von AufsichtHongkongs Monetary Authority (HKMA), die De-facto-Zentralbank der Stadt, erklärte, dass sie es bevorzugt, wenn Finanzfirmen mehr ihrer Handelsgeschäfte in Hongkong verbuchen – sofern die Positionen mit genügend Kapital unterlegt und durch ein fähiges Risikomanagement unterstützt würden. “Eine Reihe von internationalen Banken hat uns gesagt, dass sie Vorteile darin sehen, ihre asiatischen Risiken in Hongkong zu verbuchen”, erklärte eine HKMA-Sprecherin. Singapur ist ebenfalls eine Option für Firmen, die sich von Europa wegbewegen wollen. Standard Chartered hat damit begonnen, Teile der Handelsgeschäfte nicht nur in Hongkong, sondern auch in dem Stadtstaat zu verbuchen, hieß es aus informierten Kreisen. Morgan Stanley erwägt, einige ihrer Bücher nach Asien zu bewegen, erklärte eine Person, die mit den Diskussionen bei der US-Bank vertraut ist.