Britische Großbanken

HSBC übertrifft Markt­erwartungen

HSBC hat im Auftaktquartal die Erwartungen übertroffen. Die Auflösung von Rückstellungen für faule Kredite sorgte dafür, dass sich das bereinigte Vorsteuerergebnis mehr als verdoppelte.

HSBC übertrifft Markt­erwartungen

HSBC hat mit Blick auf die sich aufhellende wirtschaftliche Lage im ersten Quartal Rückstellungen von 435 Mill. Dollar aufgelöst, davon 288 Mill. in Großbritannien. Das sorgte im Verbund mit guten Geschäften mit Ostasiens Superreichen und im Investment Banking dafür, dass sich das bereinigte Vorsteuerergebnis mehr als verdoppelte. Mit 6,39 (i.V. 3,06) Mrd. Dollar lag es wesentlich über dem Schnitt der Analystenschätzungen von 4,30 Mrd. Dollar.

„Wir hatten in allen Regionen einen guten Start ins Jahr“, sagte CEO Noel Quinn in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Er zeigte sich optimistisch, was das laufende Geschäft angeht. „Es ist zwar noch früh, aber wir haben guten Schwung ins zweite Quartal mitgenommen.“ Davon könnten auch die Aktionäre profitieren: Wie die britische Großbank mitteilte, wird bis zur Veröffentlichung der Halbjahreszahlen im August darüber nachgedacht, ob eine Zwischendividende gezahlt werden soll. Der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson sieht zudem „etwas Spielraum“ für höhere leistungsbezogene Vergütungen, sprich: Boni.

Die Kosten lagen allerdings höher als am Markt erwartet und das Nullzinsumfeld sorgt dafür, dass der Trend bei der Nettozinsmarge nach unten zeigt. Jenseits der Zinseinnahmen lieferten Wealth & Personal Banking (WPB) mit + 69 % und Global Banking & Markets (GBM) mit + 24 % die größten Beiträge zum Ertragswachstum, während Global Commercial Banking (CMB) mit –2% vor sich hindümpelte. Der Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos Capital wirkte sich offenbar nicht auf HSBC aus. „Wir haben kein Exposure zu dieser Situation, weder direkt noch indirekt“, sagte Quinn.

In Großbritannien entwickelte sich das Geschäft dank umfangreicher Corona-Hilfen für Betriebe und Privatpersonen sowie der erfolgreichen Impfkampagne besonders gut. Das hinter der vom Regulierer verordneten Brandmauer liegende britische Verbrauchergeschäft steuerte 1,08 (0,37) Mrd. Dollar zum Vorsteuerergebnis bei. Finanzchef Ewen Stevenson zufolge haben sich die wirtschaftlichen Perspektiven für das Vereinigte Königreich stark aufgehellt. Es gebe „eine sehr signifikante Verschiebung und Veränderung der Stimmung und einen viel besseren Ausblick“, sagte er in der Telefonkonferenz. In ganz Europa, dem Nahen Osten und Nordamerika ging es bei der Gewinnentwicklung deutlich voran.

In Asien, wo das Unternehmen den allergrößten Teil seines Gewinns erwirtschaftet, kam das Ergebnis nicht vom Fleck. Die Region steuerte 3,76 (3,74) Mrd. Dollar zum Vorsteuerergebnis bei. Die positive Entwicklung in der Volksrepublik China wurde dabei durch einen um 1 Mrd. Dollar rückläufigen Gewinnbeitrag aus Hongkong mehr als aufgezehrt. Gleichwohl werden WPB-Chef Nuno Matos, Greg Guyett, Co-Head von GBM, und CMB-Chef Barry O’Byrne in der zweiten Jahreshälfte nach Fernost verlegt. Danach würde ein Großteil des Geschäfts der Bank aus der ehemaligen Kronkolonie geführt (vgl. BZ vom 22. Februar).

HSBC nutzt die von der Pandemie erzwungenen Veränderungen der Arbeitswelt dazu, schneller Fakten zu schaffen als andere. Rückkehr zum Status quo ist nicht angesagt. „Ich habe keinen Zweifel, dass wir die Zukunft anders gestalten sollten als die Vergangenheit, die wir hatten“, sagte Quinn. Die Bank will ihre Bürofläche bis zum Jahresende weltweit um ein Fünftel reduzieren. Noch sei nicht klar, wie viele Mitarbeiter künftig aus dem Homeoffice, aus dem Büro oder hybrid arbeiten werden, gab Quinn zu. Die Verhandlungen mit der Belegschaft liefen noch. Stevenson wies darauf hin, dass eine flexiblere Arbeitsweise auch eine „sehr viel inklusivere Belegschaft“ ermögliche. Den immer wieder aufkommenden Fragen, ob die Bank ihre Zentrale nicht nach Asien verlegen wolle, erteilte Quinn eine Absage. „London ist für die Zentrale einer internationalen Bank immer noch ein guter Ort“, sagte er. „Wir haben nicht vor, diese Position zu überdenken.“ Er begrüßte, dass zwischen London und Brüssel ein Dialog über das Geschäft mit Finanzdienstleistungen stattfindet. Es sei an der Zeit, sich anderen Themen als dem EU-Austritt Großbritanniens zu widmen. „Der Brexit ist jetzt erledigt.“

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