Immobilienfonds setzen auf fokussiertes Angebot

Kunde soll für Diversifikation sorgen

Immobilienfonds setzen auf fokussiertes Angebot

tl Frankfurt – Haben sie nun eine Zukunft, die offenen Immobilienpublikumsfonds, oder nicht? Auf dem Podium einer Diskussionsveranstaltung während der Immobilienmesse Expo Real in München war die Meinung einhellig: Ja, sie haben eine Zukunft. Das zeigten nicht zuletzt die erheblichen Zuflüsse, immerhin im ersten Halbjahr 2019 laut Statistik des BVI 6 Mrd. Euro. Michael Schneider, Geschäftsführer des Fondsverwalters und Sponsors der Veranstaltung Intreal, zeigte sich davon überzeugt, dass sich angesichts der Negativzinsen immer mehr Privatkunden für Immobilien interessieren werden. Auf die Frage der Moderatorin Sonja Knorr, Leiterin Alternative Investments bei Scope Ratings, ob 18 Mrd. Euro Liquidität – entsprechend einer Quote von 20 % – nicht zu hoch sei, antwortete Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der Irebs, Universität Regensburg, angesichts der Regulierung sei dies durchaus angemessen.Schneider begrüßte die deutlich gestiegene Zahl offener Immobilien-Publikumsfonds. “Das ist das richtige Produkt für Private, da sie eine Risikomischung erlauben.” Auch Sebastian sieht die breitere Auswahl positiv, mahnte aber eine vernünftige Diversifizierung an. “Auch über offene Immobilienfonds sollte der Privatkunde streuen.” Angesichts der starken Beratungsmacht des Vertriebs hat er aber erhebliche Zweifel, dass dies in der Praxis auch tatsächlich geschieht. Denn: “Fonds werden verkauft, nicht gekauft.” Gert Waltenbauer, Vorsitzender der Geschäftsführung des Assetmanagers KGAL, nimmt für sich in Anspruch, mit dem eigenen Mainstream-Angebot für die Diversifikation zu sorgen. “Beim Anleger findet die Streuung so nicht statt.” Neue Fonds, wie der Anfang 2019 aufgelegte “KGAL ImmoSubstanz”, hätten gegenüber den Altfonds (vor dem Kapitalanlagesetzbuch) den Vorteil, mit einer zeitgemäßen Strategie jetzt ein Portfolio aufbauen zu können. Bei Altfonds stelle sich ja die Frage: “Was ist da drin? Möglicherweise Teile, die nicht mehr zeitgemäß sind”, fürchtet Waltenbauer.Schneider sieht ein weiteres Problem bei den Altfonds: ihr jahrelanges starkes Wachstum, das sie sehr groß und damit schwer administrierbar gemacht habe. “Kleinere Fonds haben meist auch kleinere Objekte, die sich leichter liquidieren lassen als große Objekte in den Dickschiffen.” Zur leichteren Steuerung und um neue Kompetenzen zu erschließen, kooperieren DekaBank und Swiss Life beim Wohnfonds “Swiss Life European Living”, der in Kürze in den Sparkassenvertrieb gehen soll. Swiss Life verfügt seit Ende 2016 aber auch über einen eigenen Fonds, den “Living + Working”. Der hat einen guten Mix für Privatkunden, findet Christine Bernhofer, COO Swiss Life Asset Managers Deutschland und CEO Swiss Life KVG. “Mit den vier Nutzungsarten Wohnen, Health, Büro und Nahversorgung verfügen wir am deutschen Markt über ein Alleinstellungsmerkmal.”Noch stärker fokussiert hat sich Habona Invest mit ihrem “Nahversorgungsfonds Deutschland” – “eine Nische, die keine ist”, findet ihr Geschäftsführer Guido Küther und verweist auf die 250 Mrd. Euro Jahresumsatz der Branche. Supermärkte kenne eben jeder. Und: “Mit 20 000 investmentfähigen Supermärkten ist genug Material am Markt.” – Wertberichtigt Seite 6