In Italien folgt Bankenkrise auf Bankenkrise

Noch immer brennt es im Kreditsystem - Abbau der Problemkredite geht langsam voran

In Italien folgt Bankenkrise auf Bankenkrise

Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandDie Krisenserie der italienischen Banken nimmt kein Ende. Die jüngsten Kurseinbrüche der Sparkasse von Genua (Banca Carige) und der Genossenschaftsbank Credito Valtellinese (Creval) in den vergangenen Tagen zeigen eindrucksvoll, wie sehr Banken in Schwierigkeiten stecken. Carige benötigt eine Kapitalerhöhung von 560 Mill. Euro und Creval von 700 Mill. Euro, um den Ansprüchen der EZB gerecht zu werden. Beide Transaktionen sollen bis Jahresende durchgezogen werden und haben die Kleinaktionäre erschreckt. Der Börsenwert der beiden Banken liegt mit 78 Mill. Euro und 129 Mill. Euro weit unter dem Wert ihrer geplanten Kapitalerhöhungen.”Wenn der Carige-Deal scheitert, wird es bei Creval und anderen in Krisen befindlichen Kleinbanken auch nicht funktionieren”, zeigt sich der Fondsmanager Giuseppe Sersale vom Vermögensverwalter Anthilia überzeugt. Die Kapitalerhöhung der Carige startet am heutigen Mittwoch und erfolgt zu einem Schleuderpreis von gerade einmal 1 Cent je Aktie. Inzwischen haben nicht nur die Großaktionäre von Carige wie die Unternehmerfamilie Malacalze ihre Beteiligung der Kapitalerhöhung zugesagt, sondern auch neue Aktionäre wie etwa die Finanzinvestoren Algebris und Credito Fondiario sowie Hedgefonds, die sich mit jeweils bis zu 2 % beteiligen sollen. Außerdem sollen Anleihegläubiger wie der Versicherer Generali, die Finanzgruppe Unipol und die Großbank Intesa Sanpaolo bis zu 60 Mill. Euro zeichnen.Carige trennt sich darüber hinaus von Anteilen. Für die Verbraucherkreditgesellschaft Creditis interessiert sich die spanische Santander, für Problemkredite im Nennwert von 1,8 Mrd. Euro Credito Fondiario. Mailänder Finanzkreise zeigen sich skeptisch, ob die Kapitalerhöhung bei Carige die Probleme lösen kann. Carige sei pleite, die Wirtschaft in der Region Ligurien um Genua in der Krise. Die Beispiele der beiden gescheiterten Banken aus Venetien, Banco Popolare di Vicenza und Veneto Banca, haben demnach bewiesen, dass Kapitalerhöhungen allein kein Sanierungsrezept darstellen. Bei Creval sieht die Situation ähnlich negativ wie bei Carige aus. Die Bank hat sich etwa mit Investitionen in Sizilien übernommen. Lange ListeSeit Jahren kämpft die Kreditwirtschaft südlich der Alpen mit Altlasten. Während Großbank Unicredit ihre Sanierung aus eigenen Kräften durchgezogen hat, griff bei der Krisenbank Monte dei Paschi bereits mehrmals der Staat ein, der sich bis zu 68 % der Anteile an der Traditionsbank aneignen wird. Die EZB hat sowohl die staatliche Intervention als auch den Verkauf von 17,6 Mrd. Euro an Problemdarlehen der Monte dei Paschi an den Rettungsfonds Atlante bewilligt. Der inzwischen in Italian Recovering Fund unbenannte Fonds will bis Mitte 2018 die Übernahme der Darlehen abschließen. Seit dem Ausbruch der Krise hat die Einrichtung bereits bei acht Banken durch die Übernahme von Problemdarlehen oder Finanzierung von Kapitalerhöhungen interveniert.Der Verkauf der Popolare di Vicenza und Veneto Banca zum Symbolpreis von 1 Euro an Intesa Sanpaolo mit einer milliardenschweren staatlichen Unterstützung droht Kreise zu ziehen. Befürchtungen, dass die beiden Banken Carige und Creval früher oder später dasselbe Schicksal erleiden, werden lauter. Unter Dach und Fach ist inzwischen der Verkauf von drei mittelitalienischen Banken – Banca Etruria, Banca Marche und Carachieti – die vom Finanzkonzern Unipol ebenfalls zum Symbolpreis von 1 Euro übernommen wurden. Und die französische Großbank Crédit Agricole hat über ihre Italientochter Cariparma bei den Sparkassen von Cesena und Ferrara sowie bei Banca Carim zugegriffen.In keinem anderen europäischen Land lasten so viele Problemkredite auf den Bankbilanzen wie in Italien. Nach Angaben von PwC hat sich das Volumen der Problemdarlehen brutto von 324 Mrd. Euro im Jahr 2016 auf 260 Mrd. Euro im laufenden Jahr verringert. Es bleibt viel zu tun.