Infrastruktur als alternative Anlageklasse

Stabile Einnahmenströme und geringe Korrelationen zu anderen Anlageklassen

Infrastruktur als alternative Anlageklasse

Ulrich LingnerGeschäftsführer bei Helaba InvestDr. Susanne EffenbergerPortfoliomanager Alternative Investments bei Helaba InvestEine funktionsfähige Infrastruktur dient nicht nur der Grundversorgung der Bevölkerung, sondern ist darüber hinaus ein erheblicher Standort- und Wettbewerbsvorteil für moderne Industrieländer. Die Bereitstellung von Infrastrukturleistungen obliegt der öffentlichen Hand im Rahmen ihrer hoheitlichen Daseinsvorsorge. Doch aufgrund der niedrigen öffentlichen Investitionen beläuft sich der Investitionsbedarf in Infrastruktur in Deutschland auf bereits rund 1 Bill. Euro und global auf rund 49 Bill. US-Dollar (Jahre 2016 bis 2030). Trotz der zunehmenden politischen Diskussion um verstärkte Investitionen in die mittlerweile oftmals in die Jahre gekommene Infrastruktur wird das Problem, angesichts angespannter Haushaltssituationen, vielerorts nach wie vor in die Zukunft verschoben. Die aktuelle Lage ist davon gekennzeichnet, dass die westlichen Volkswirtschaften von der Substanz ihrer bestehenden Infrastruktur leben. Doch Wachstumstreiber wie die Verknappung fossiler Rohstoffe, der technologische Fortschritt und das Bevölkerungswachstum erfordern in den etablierten Wirtschaftsnationen sowie auch den Emerging Markets nicht nur einen Erhalt, sondern einen weiteren Ausbau der bestehenden Infrastruktur. Daher wird es zum globalen Trend, dass die öffentliche Hand zunehmend privates Kapital bei der Finanzierung und privates Management für die Realisierung von Infrastrukturprojekten einbindet. Als Kapitalgeber stehen hierbei insbesondere die großen Finanzintermediäre wie Versicherungen, Pensionskassen, Banken und Stiftungen im Fokus. Institutionelle Anleger müssen die langfristig laufenden Verbindlichkeiten ihrer Kunden in langfristige und sichere Kapitalanlagen investieren. Doch in der anhaltenden Niedrigzinsphase geraten die tendenziell risikoaversen institutionellen Anleger bei ihrer Kapitalanlage in festverzinsliche Wertpapiere zunehmend unter Druck. Hierbei können Investitionen in Infrastrukturanlagen eine interessante, alternative Anlagemöglichkeit zu festverzinslichen Anlageformen bei einem ähnlich geringen Risikoprofil darstellen. So ist es nicht verwunderlich, dass bereits rund 70 % der deutschen institutionellen Anleger Infrastrukturinvestitionen zu Lasten von Staatsanleihen getätigt haben und zukünftig beabsichtigen, ihre Infrastrukturquote von derzeit rund 1,7 % auf rund 3,0 % zu erhöhen. Doch wie können Infrastrukturinvestitionen für diese Anlegergruppe im Detail ausgestaltet sein?Aufgrund des natürlichen Monopolcharakters weisen Infrastrukturanlagen eine relativ geringe Nachfrageelastizität auf. Die Nachfrage nach Infrastrukturleistungen ist somit durch eine geringe Volatilität geprägt und damit prognostizierbar. Aufgrund der hohen Markteintrittsbarrieren und des geringen Wettbewerbs werden die Entgelte teilweise durch die öffentliche Hand festgelegt bzw. reguliert. Häufig sind diese Entgelte an die Entwicklung von Preisindizes gekoppelt und bieten den Investoren somit einen Inflationsschutz. Darüber hinaus lassen sich, neben den stetigen Einnahmenströmen, durch aktives Management Wertsteigerungspotenziale in den Infrastrukturanlagen generieren. Ferner sind Infrastrukturanlagen aufgrund ihrer langen Lebensdauer von kurzfristigen Marktzyklen weitestgehend unabhängig. Diese Langlebigkeit ermöglicht eine geringe Korrelation von Infrastrukturinvestitionen zu traditionellen Anlageklassen, die zu einer positiven Diversifikation im Gesamtportfolio beitragen kann.Alle Infrastruktursegmente sind durch eine hohe Langlebigkeit und eine stabile Nachfrage gekennzeichnet. Daher wird im In­frastrukturbereich, anders als bei den traditionellen Anlageklassen, das Rendite-Risiko-Profil nicht durch das Segment, sondern im Wesentlichen von den für die Infrastrukturanlagen gewählten Organisationsmodellen (z. B. verfügbarkeitsbasierte, regulierte, nutzerabhängige Vertragsstrukturen) bestimmt.Infrastrukturinvestitionen lassen sich in Abhängigkeit vom Risikoprofil und der damit verbundenen Renditeerwartung in die drei Strategiebereiche Core, Value-Added und Opportunistic unterteilen. Bei Infrastrukturanlagen mit dem Risikoprofil Core erhalten die Investoren im Wesentlichen verfügbarkeitsabhängige oder regulierte Entgelte für die Infrastrukturbereitstellung. Verfügbarkeitsabhängige Entgelte treten insbesondere bei Public-Private-Partnership-Projekten (PPP) auf, bei denen die Privatwirtschaft mit der öffentlichen Hand eine langfristige Kooperation von bis zu über 30 Jahren zur Realisierung eines bestimmten Vorhabens eingeht. Hierbei verantwortet der private Partner den gesamten Lebenszyklus eines Infrastrukturprojekts, in dem er die Anlage plant, errichtet, betreibt und finanziert. Für die Bereitstellung der Infrastrukturanlagen entrichtet die öffentliche Hand fest vereinbarte, i. d. R. indexierte Entgelte, welche nur bei Schlechtleistungen der Privaten gekürzt werden können. Daher weisen Infrastrukturanlagen mit verfügbarkeitsbasierten oder regulierten Entgelten das geringste Risikoprofil auf und lassen Renditen zwischen 5 und 8 % p. a. erwarten. Die Infrastrukturanlagen mit dem Risikoprofil Value-Added unterscheiden sich von Core im Wesentlichen in der Refinanzierungsform der Investoren, also der Cashflow-Struktur. Hierbei erhalten die Investoren in der Regel keine festen oder regulierten Entgelte der öffentlichen Hand, sondern refinanzieren sich aus der Auslastung der Infrastrukturanlage, d. h. dem Nutzeraufkommen. Aber auch in diesem Fall können aufgrund der monopolartigen Märkte verhältnismäßig gut prognostizierbare Einnahmenströme erzielt werden. Gleichzeitig bestehen für die Betreiber Potenziale zur Optimierung, z. B. durch aktives Management des Nutzerverhaltens, und damit zur Generierung von Wertsteigerungen. Für Infrastrukturanlagen mit dem höheren Risikoprofil Value-Added lassen sich somit auch entsprechend höhere Renditen von 8 bis 11 % p. a. realisieren. Im Infrastrukturbereich weisen Opportunistic-Infrastrukturanlagen das höchste Risikoprofil auf, da es sich hierbei im Wesentlichen um Infrastrukturunternehmen handelt, für die ein typischer Private-Equity-Ansatz zur Optimierung der Unternehmensstruktur angewandt wird. Dadurch versprechen Investitionen im risikoreicheren Opportunistic-Infrastrukturbereich die höchsten Renditen mit über 11 % p. a. Derzeit plant Helaba Invest die Auflage eines konservativ ausgerichteten Infrastruktur-Dachfonds. Der HI Infrastruktur-Multi Manager-Fonds soll institutionellen Anlegern die Möglichkeit bieten, in ein breit diversifiziertes Infrastrukturfondsportfolio zu investieren. Hierbei soll der HI Infrastruktur-Multi Manager-Fonds eine europäische Ausrichtung aufweisen und überwiegend in bestehende Infrastrukturanlagen mit den Risikoprofilen Core und Value-Added investieren. Die angestrebte Zielrendite des Dachfonds beläuft sich auf rund 6,5 % (netto). Die Fondsauflage ist für das vierte Quartal in diesem Jahr geplant.