Im GesprächDominik von Scheven, Hamilton Lane

Infrastruktur lockt immer mehr Investoren an

Der Assetmanager Hamilton Lane nimmt Kontinentaleuropa stärker in den Fokus. Das betrifft die Kunden und Investitionsobjekte im Small- und Mid-Cap-Bereich. Dominik von Scheven kümmert sich seit Jahresanfang um den Infrastruktursektor.

Infrastruktur lockt immer mehr Investoren an

Im Gespräch: Dominik von Scheven

Infrastruktur lockt immer mehr Investoren an

Hamilton Lane baut Präsenz in Europa aus – Small- und Mid-Cap-Bereich als Zielinvestments

Von Thomas List, Frankfurt

Hamilton Lane, die nach eigenen Angaben zu den weltweit größten Assetmanagern für Privatmärkte gehört, will das Europageschäft deutlich ausbauen, sowohl bei der Zahl der Kunden als auch bei den Investments. Dominik von Scheven, seit Anfang des Jahres für das europäische Infrastrukturgeschäft verantwortlich, bezifferte im Gespräch mit der Börsen-Zeitung die verwalteten und beaufsichtigten Assets auf 903 Mrd. Dollar, davon 120 Mrd. Dollar diskretionäre und knapp 783 Mrd. Dollar nichtdiskretionäre Vermögenswerte (Stand 31. Dezember 2023).

1.800 institutionelle Kunden

Das 1991 in Philadelphia gegründete Unternehmen hat in den vergangenen Jahren für seine etwa 1.800 institutionellen Kunden jährlich 30 bis 40 Mrd. Dollar investiert. „Im Infrastrukturbereich, den wir seit 20 Jahren betreiben, verwalten rund 30 Mitarbeiter Assets im Wert von etwa 70 Mrd. Dollar.“

Die Europapräsenz hat Hamilton Lane vor über einem Jahrzehnt von London aus aufgebaut. Inzwischen arbeiten mehr als 75 Mitarbeiter in der EMEA-Region, einige davon in den Büros in Mailand, Stockholm, Frankfurt und Zürich. Für Frankfurt plant das Unternehmen, die Zahl der Teammitglieder, die sich aber nicht nur mit Infrastrukturinvestments befassen werden, zu erhöhen.

Drei Megatrends

„Bei unseren Infrastrukturanlagen folgen wir den Megatrends Energiewende, Digitalisierung und Logistik.“ Hamilton Lane konzentriert sich nach Angaben von Schevens auf den Small- und Mid-Cap-Bereich, also auf Investments mit einem Unternehmenswert von 250 Mill. bis 3 Mrd. Dollar. „Der Markt ist tiefer und breiter und wächst stärker als bei Large Caps.“ Bei großen Objekten sei der potenzielle Käuferkreis sehr klein. Alternativ seien Börsengänge aufwendig. „Bei Small und Mid Caps ist das Käuferspektrum viel größer, tiefer und sehr viel
liquider.“

Hamilton Lane habe zum Beispiel in einen Developer für Renewables investiert, der Kapital für den Ausbau seines bestehenden Portfolios gesucht hat. „Bei einem Datencenter in Skandinavien stehen die Kaufverhandlungen kurz vor dem Abschluss. Und in den USA haben wir kürzlich eine Wasseraufbereitungsanlage erworben.“

Bei der Wahl der Infrastruktursektoren ist der Assetmanager offen. „Wir haben drei Grundanforderungen: Das Zielobjekt muss für uns essenziell sein, es muss eine starke Marktposition haben, und es muss gut vor (starken) Verlusten geschützt sein.“ Dazu kommt eine gute Planbarkeit für die kommenden fünf bis zehn Jahre. „Da die Nutzung von Ladestationen für Elektroautos sehr volatil ist, sind wir dort nicht aktiv.“

Vermittler oder direkt

Der Assetmanager investiert zusammen mit anderen Marktteilnehmern (Co-Investments) und übernimmt Fonds- und Unternehmensanteile (Sekundärmarkttransaktionen) im Auftrag von Einzelmandaten (Managed Accounts) oder selbst aufgelegten Fonds. Sekundärmarkttransaktionen laufen entweder über spezialisierte Vermittler oder direkt. „Viele große Institutionelle kennen uns. Die rufen uns häufig direkt an, oder wir rufen sie an und fragen, ob sie nicht verkaufen wollen.“ Wenn Fondsmanager Investoren suchen, gehört Hamilton Lane zu den ersten Adressen, die sie ansprechen, hat von Scheven beobachtet.

Preis ist nicht so zentral

Wer den Zuschlag bei Co-Investments bekommt, hängt weniger vom Preis ab, so von Scheven. „Bei solchen Transaktionen ist der Preis meistens so gut wie festgelegt. Ein Fondsmanager stellt uns zum Beispiel einen Solarentwickler vor, der zu einem bestimmten Preis gekauft werden soll. Wir prüfen dann, ob wir zu diesem Preis einsteigen wollen.“

Als großer, globaler Player verfüge Hamilton Lane über viele Informationen, die in einer großen Datenbank gesammelt werden, mit Daten zu fast 57.000 Fonds, 150.000 Unternehmen und 52 Jahrgängen. „Das ist gerade auf den ja per se wenig transparenten Privatmärkten, auf denen wir ausschließlich aktiv sind, von großem Vorteil. Aus der Datenbank lassen sich Mitbewerber, Konkurrenten, jüngste Transaktionen mit Preis und eine ganze Reihe anderer Daten abrufen. Unsere Prozesse sind schnell und zuverlässig, was Verkäufer und Vermittler sehr schätzen.“

Aktuell sieht von Scheven den Infrastrukturmarkt im Vergleich zu Immobilien, Private Equity oder Venture Capital in einer guten Verfassung. „Das liegt zum einen an den Megatrends, zum anderen am Ausbleiben größerer Ausfälle in den vergangenen fünf Jahren mit den wirtschaftlichen und politischen Krisen. Deshalb gehen viele Investoren verstärkt in Infrastruktur.“

Wenig Möglichkeiten

Den deutschen Infrastrukturmarkt beurteilt der Manager zurückhaltend. „Der klassische Markt wird immer noch stark dominiert von großen institutionellen Investoren und teilweise vom Staat, dem sehr viel gehört. Deshalb gibt es leider für uns derzeit nicht viele Investitionsmöglichkeiten.“ Im übrigen Westeuropa sei der Dealflow interessanter. Grundsätzlich gilt, dass Hamilton Lane sich auf die OECD-Länder konzentriert.

Von Thomas List, Frankfurt

Der auf Privatmärkte spezialisierte Assetmanager Hamilton Lane nimmt Kontinentaleuropa stärker in den Fokus. Das betrifft die Kunden – vorhandene wie auch die Akquise neuer – und Investitionsobjekte im Small- und Mid-Cap-Bereich. Dominik von Scheven kümmert sich seit Jahresanfang um den Infrastruktursektor.

Zur Person

Dominik von Scheven ist seit Anfang des Jahres als Managing Director zuständig für das europäische Infrastrukturgeschäft von Hamilton Lane.

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