Insolvenzwelle treibt Schadenzahlen in die Höhe
Kreditversicherer bekommen Insolvenzwelle zu spüren
Schadenzahlungen steigen um 44 Prozent an
ak Düsseldorf
Die konjunkturelle Wachstumsschwäche und steigende Insolvenzzahlen treiben die Schadenzahlen der Kreditversicherer in die Höhe. „Aktuell gehen wir für das Gesamtjahr 2023 von Leistungen der Kreditversicherer von über 1,2 Mrd. Euro aus“, sagte Thomas Langen, oberster Branchenvertreter im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und im Hauptberuf Deutschland-Chef des Branchenschwergewichts Atradius. „Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um rund 44%.“
Durch den starken Anstieg der Zahlungsausfälle bewegte sich die Schaden-Kosten-Quote der Kreditversicherungsbranche, deren Marktführer hierzulande Allianz Trade, Atradius, Coface und R+V sind, deutlich nach oben. Sie beträgt laut GDV in diesem Jahr voraussichtlich 82%, nachdem sie im Vorjahr noch bei 68% gelegen hatte. Damit bleiben in der Versicherungstechnik von jedem Euro Einnahmen noch 18 Cent Gewinn hängen.
Großschaden Peek & Cloppenburg
Die meisten Firmenpleiten zählten die Kreditversicherer 2023 in der Baubranche, im Dienstleistungssektor und im Handel. Die Modekette Peek & Cloppenburg hatte im März Insolvenz angemeldet, sie war für die Branche einer der größten Schäden. Neben dem stationären Handel waren laut Langen erstmals auch Onlinehändler spürbar von Pleiten betroffen.
Doch es traf auch den bislang eher unauffälligen Gesundheitssektor: Mehr als 30 Krankenhäuser meldeten nach Zahlen der Deutschen Krankenhausgesellschaft in den vergangenen zwölf Monaten Insolvenz an. „Krankenhäuser fahren immer häufiger Verluste ein“, sagte die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach. „Die Ursachen sind auch hier steigende Energie-, Personal- und Materialkosten, bei gleichzeitig sinkender Auslastungsquote.“
Noch mehr Pleiten 2024
Die Kreditversicherer rechnen für 2024 mit weiter steigenden Insolvenzzahlen um rund 10% auf bis zu 20.000 Firmenpleiten. In diesem Jahr schätzt die Branche eine Zunahme von 20 bis 25% auf 17.400 bis 18.200 Insolvenzen. „Nach Jahren sinkender Insolvenzzahlen hat sich der Trend gedreht“, sagte Langen. „Für viele Betriebe werden die Staatsgelder der Vergangenheit zum Bumerang. Die Rückzahlungen der Hilfen und teils verschleppte Anpassungen des Geschäftsmodells führen bei dauerhaft steigenden Zinsen in die finanzielle und wirtschaftliche Sackgasse.“
Beitragseinnahmen legen zu
Zu den Auswirkungen auf die Preise für Kreditversicherungen mochte Langen mit Verweis auf kartellrechtliche Gründe nichts sagen. Die Beitragseinnahmen dürften 2023 um 5% auf knapp 2,3 Mrd. Euro steigen. Damit sind Ausfallrisiken der deutschen Wirtschaft von 587 Mrd. Euro abgedeckt, ein Plus von 4,5% im Jahresvergleich. Laut Langen werden neben den inländischen Risiken rund 15% der deutschen Exporte von privaten Kreditversicherungen geschützt.