INVESTMENTFONDSTAGE DER BÖRSEN-ZEITUNG

Institutionelle tun sich mit Anlagealternativen schwer

"Da muss ein Umdenken stattfinden" - Diskussion über Investments im Nullzinsumfeld

Institutionelle tun sich mit Anlagealternativen schwer

bn Frankfurt – Kunden im institutionellen Geschäft öffnen sich trotz Nullzinspolitik nur langsam für alternative Investments. Darin waren sich am Dienstag die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion einig, die zu den “Herausforderungen für das institutionelle Geschäft im Niedrigzinsumfeld” während der Investmentfondstage der Börsen-Zeitung stattfand.”Ich habe bei einigen Kunden das Gefühl, dass sie erst mit der jüngsten Zinssenkung und der Ankündigung von Negativzinsen aufgewacht sind”, erklärte etwa Alexander Schindler, Vorstand Institutionelle Kunden bei Union Investment. Viele Anleger nähmen lieber negative Zinsen in Kauf, als sich ins Risiko zu begeben. “Wir können alle nicht zaubern”, pflichtete Markus Taubert, Head of Institutional Business Germany & Austria bei BlackRock, Schindler bei, verbunden mit einer Warnung vor überzogenen Renditeansprüchen. Kunden müssten realistisch analysieren. Dann sei festzustellen: “Es wird eben sehr unwahrscheinlich sein in den kommenden Jahren, mehr als den risikolosen Zins zu erwirtschaften, es sei denn, Sie haben ein sehr großes Risikobudget.” Taubert geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank noch “vermutlich mehrere Jahre” an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten wird.”Das Portfolio vieler institutioneller Investoren in Deutschland stellt ein Problem dar”, bemängelte Frank Dornseifer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Alternative Investments, angesichts vielfach auf klassischen Rentenanlagen basierender Portfolios: “Da muss ein Umdenken stattfinden.” Für dem Niederstwertprinzip verpflichtete Investoren sei dies indes nicht zuletzt ein Problem des Bilanzrechts. BlackRock-Manager Taubert zufolge sind deutsche Kunden vielfach zu 80 % in Renten investiert. Was Alternativen beim Investieren angeht, diskutiert BlackRock mit Kunden oftmals über Erleichterungen für Portfoliomanager bei deren Anlagebeschränkungen, wie Taubert ausführte. Dies erlaube es, die Volatilität in einzelnen Fixed-Income-Segmenten, etwa im High-Yield-Bereich, besser zu nutzen. Der Wille, sich mit Alternativen auseinanderzusetzen, sei grundsätzlich da: “Wir merken, wie das Fenster weiter aufgeht.” Flexible Rentenmandate aber erforderten eigentlich einen neuen Typus Portfoliomanager, gab Schindler zu bedenken. Tatsächlich müssten Rentenmanager “mehr Alphaquellen identifizieren und heben”. Hedgefondsstrategien hätten nach wie vor Sinn, erweiterte Dornseifer die Liste der Anlagealternativen. Sie fungierten als Absicherung eines Portfolios, die Volatilität lasse sich zudem durch langfristige Anlagen in Private Equity und Infrastruktur reduzieren.Schindler zufolge sollten Institutionelle hingegen die Frage der Liquidierbarkeit von Assets nicht außer Acht lassen. Denn im Falle eines Zinsanstiegs drohe bei weniger liquiden Anlagen eine Situation, in der Investoren keine Intermediäre mehr finden, wenn sie verkaufen wollen. Gerade vor diesem Hintergrund verstehe er nicht, warum die Aktienquoten in institutionellen Portfolios “so niedrig sind”.