Intraday-Liquiditätsmanagement wird einfacher

Künftige Chefin des Zentralverwahrers Euroclear warnt vor Regulierungsarbitrage - Swiss Re sieht Engpass

Intraday-Liquiditätsmanagement wird einfacher

dm Brüssel – Der Zentralverwahrer Euroclear sorgt sich um eine zu wenig abgestimmte Regulierung weiterer Bereiche der Wertpapiermärkte. Die Umsetzung von Richtlinien erfolge in den USA und in Europa sowie im Falle unterschiedlicher Standards zunehmend zeitversetzt, sagte Lieve Mostrey, die ab Anfang 2017 die Führung von Euroclear von Tim Howell übernehmen wird. Diese Entwicklung berge das Risiko, dass Akteure diese Unterschiede ausnutzten und somit die Möglichkeit einer regulatorischen Arbitrage bestehe.Das Thema Liquidität spiele eine zentrale Rolle: Marktteilnehmer müssten sich entscheiden, was sie für ihre eigenen Bedürfnisse täten und was das Management der Liquiditätsbedürfnisse im Markt anbelange, sagte Mostrey auf einer Konferenz der Euroclear-Gruppe in Brüssel. Problematisch sind in den Augen von Marktteilnehmern dabei die unterschiedlichen Herangehensweisen internationaler Aufseher, was ihre Anforderungen an das Liquiditätsmanagement der Banken anbelangt.So gebe es Behörden, die von Banken nur ein Monitoring von Intraday-Liquidität verlangten, während andere Aufseher wiederum von den Kreditinstituten auch forderten, einen Mindestkapitalpuffer zu hinterlegen. Die strengeren Kapitalvorschriften, die erst sukzessive in Kraft treten werden, dürften nach Ansicht von Beobachtern zu einem weiteren Rückzug von Banken etwa aus Marktmacher-Funktionen führen. Laut einer Umfrage unter Euroclear-Kunden verändern die ungewichtete Eigenkapitalquote (Leverage Ratio) und die Liquiditätskennziffer Liquidity Coverage Ratio das Verhalten der Marktakteure am stärksten. Dies führe auch zu einer verringerten Liquidität in den Märkten. Die genaue Wirkung ist allerdings umstritten. So hat die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) in einer Studie festgestellt, dass es im Anleihenmarkt kein Liquiditätsproblem gebe.Anders sieht dies Richard Hochreutiner vom Rückversicherer Swiss Re, wo er für Collateral (Sicherheiten) verantwortlich ist. “Für die Ausleihe hochwertiger Sicherheiten sind die Erträge signifikant gestiegen.” Mit weniger Collateral lasse sich ein höherer Ertrag erzielen. Doch sei Swiss Re “sehr besorgt um die Liquidität im Markt”. Es sei schwierig, Papiere zurückzuerhalten. Auch sei es für bestimmte Transaktionsgrößen schwierig, Preise zu finden: “Im September haben wir mitunter in Bundesanleihen keine Preise gefunden für unsere Transaktionsgrößen.” Collateral “neues Normal””Collateral wird das neue Normal”, sagt Jo Van de Velde, der die Product Management Division von Euroclear leitet und auf die steigende Bedeutung von Sicherheiten hinweist. Für Zentralverwahrer wie Clearstream oder Euroclear stehen zwei Themen im Vordergrund: den Kunden einfacher Liquidität zur Verfügung zu stellen und das Spektrum an verwendbaren Wertpapieren auszuweiten. Die Anbindung an T2S unterstützt die Bemühungen der Zentralverwahrer, das Intraday-Liquiditätsmanagement der Banken zu erleichtern. Gegenüber der Börsen-Zeitung sagte Eric de Spirlet, Head of Credit and Liquidity Product Management von Euroclear, die Banken würden unter Druck stehen, ihre Intraday-Liquiditätsbedürfnisse besser zu managen, um ihre Liquiditätspuffer verringern zu können. Auch bestehe ein Bedürfnis, mehr Collateral verfügbar zu haben, damit wie vom Regulator gefordert bestimmte Transaktionen mit Sicherheiten hinterlegt werden können. Ein weiterer Punkt ist die Regulierung der Wertpapierleihgeschäfte, die von der EU-Kommission seit 2014 bearbeitet wird und 2018 in Kraft treten soll. Derzeit läuft die Ausarbeitung der technischen Standards für die Securities Financing Transactions Regulation (SFTR). Durch eine Berichtspflicht müssen etwa Staatsfonds, die zu den größten Ausleihern von Staatsanleihen gehören, ihre Leihgeschäfte transparent machen.