Breiter aufgestellt

Investitionsbank Schleswig-Holstein fördert deutlich mehr als geplant

Die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IBSH) hat 2023 mit einem Volumen von 2,9 Mrd. Euro deutlich mehr gefördert als geplant. Zugleich wurde das Niveau vor der Coronakrise übertroffen. Bankchef Erk Westermann-Lammers schließt das auch für den laufenden Turnus nicht aus.

Investitionsbank Schleswig-Holstein fördert deutlich mehr als geplant

IBSH fördert mehr als geplant

Investitionsbank Schleswig-Holstein erwartet Geschäft durch Northvolt-Ansiedlung

ste Hamburg

Nach dem Ende der pandemiebedingten Förderaktivitäten schließt die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IBSH) nicht aus, dass das originäre Neugeschäft auch in diesem Jahr über dem Niveau vor Beginn der Coronakrise 2020 liegen könnte. „Wir machen jetzt mehr, weil wir etwas breiter aufgestellt sind und das ein oder andere Programm dazugekommen ist“, sagte Vorstandschef Erk Westermann-Lammers bei Vorlage der Geschäftsjahresbilanz 2023 im Gespräch mit dieser Zeitung.

Die IBSH rechnet für 2024 mit einem Fördervolumen wie vor der Pandemie von 2,3 bis 2,4 Mrd. Euro. Mit dieser Größenordnung, die, so Westermann-Lammers, sehr gut zur Größe Schleswig-Holsteins passe, hatte die Bank ursprünglich auch für das abgelaufene Jahr kalkuliert, in dem noch Coronahilfen von knapp 14 (i.V. 505) Mill. Euro ausgezahlt wurden. Da sich Konjunkturannahmen für 2023 als zu optimistisch erwiesen, fiel die Nachfrage nach Fördermitteln der Bank jedoch höher aus als erwartet. Das Volumen im originären Fördergeschäft der Bank, die von 2020 bis 2023 insgesamt 3,1 Mrd. Euro an Coronahilfen – überwiegend Zuschussmittel des Bundes – ausreichte, summierte sich auf 2,9 (3,1) Mrd. Euro und lag damit „deutlich über Plan“.

Krisen verunsichern

Westermann-Lammers erklärte das prognostizierte niedrigere Fördervolumen in diesem Jahr mit der Verunsicherung von Unternehmen in Anbetracht der geopolitischen Krisen, die zu Zurückhaltung bei Investitionen führe. Zugleich deutete er an, dass das Fördervolumen erneut über der geplanten Spanne landen könnte. Er verwies auf eine anhaltend starke Nachfrage im Bereich der sozialen Wohnraumförderung, in dem die Bank inzwischen bereits ihr Kontingent für 2024 um 100 Mill. Euro aufgestockt habe. Die Nachfrage nach Eigenheimfinanzierungen sei zudem im Februar mit 400 Anträgen „erstaunlich hoch“ ausgefallen.

Der IBSH-Chef skizzierte weitere Förderfelder in den kommenden Jahren. Im Bereich der erneuerbaren Energien zeichne sich nach Ausweitung der Vorranggebiete für Windenergienutzung von 2 auf 3% der Landesfläche Investitionsbedarf ab. Zugleich rechnet Westermann-Lammers nach dem Entscheid, dass der schwedische Batteriehersteller Northvolt nahe Heide eine Batteriefabrik mit 3.000 Arbeitsplätzen errichten will, mit Investitionen im Wohnungsbau und im Bereich der sozialen Infrastruktur, die die Bank bei Beratung und Finanzierung begleiten könne.

Robust aufgestellt

Kommunen, Kreise und das Land gingen hier derzeit erste Schritte mit Analysen, wie viel Wohnungsbau der für Schleswig-Holstein „tolle Sondereffekt“ erfordere und welche Flächen dafür ausgeflaggt werden müssten. In den im Herbst aufgestellten Förderplanungen der Bank für 2024 sei das Northvolt-Projekt noch nicht berücksichtigt. Mit Blick sowohl auf die regulatorischen Anforderungen als auch auf die künftigen Förderaufgaben sieht sich das Institut, das mit einer Bilanzsumme von 22,5 Mrd. Euro gemessen an der Wirtschaftsleistung des Bundeslandes Schleswig-Holstein zu den führenden Landesförderbanken in Deutschland gehört, robust aufgestellt. Verwiesen wird auf eine Gesamtkapitalquote von 21,5%.

Größere Auswirkungen der derzeit schwierigen Haushaltslage Schleswig-Holsteins auf das Fördergeschäft der IBSH erwartet Westermann-Lammers nicht. Das Geschäftsmodell der Bank basiere vor allem auf dem Kredit- und weniger auf Zuschussgeschäft. Nach dem Auslaufen der Coronahilfen, durch die sich der Anteil der Zuschussmittel am gesamten Fördervolumen vorübergehend von 10 bis 15% auf 35 bis 40% erhöhte, geht Westermann-Lammers von einem Verhältnis des Kredit- zum Zuschussgeschäft von künftig 80% zu 20% aus. Mit Blick auf die Schlussabrechnungen erwartet man bei der IBSH auf Basis der aktuellen Datenlage, dass der überwiegende Teil der Unternehmen in Schleswig-Holstein die Coronahilfen behalten wird.

Benchmark-Anleihe platziert

Westermann-Lammers fügte hinzu, dass die Bank ihr Kreditgeschäft erfolgreich am Kapitalmarkt refinanziere. Erst Mitte Februar hatte die von Fitch mit einem Dreifach-A-Rating ausgestattete IBSH – vergleichsweise früh im Jahr – eine weitere 500 Mill. Euro schwere Benchmark-Anleihe mit zehnjähriger Laufzeit platziert. Eine weitere Emission könne im Herbst folgen, sollte etwa die soziale Wohnraumförderung weiterhin so stark wie derzeit nachgefragt werden.

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