Investoren schätzen Deutschland als Stabilitätsinsel

Mietrenditen gehen weiter zurück - Transaktionsvolumen steigt - Immobilienmesse Expo Real öffnet Tore

Investoren schätzen Deutschland als Stabilitätsinsel

Von Thomas List, zzt. MünchenEs ist so gekommen, wie es erwartet wurde: Die Stimmung auf der gestern begonnenen Immobilienmesse Expo Real in München ist positiv, die Marktakteure sind optimistisch wie in den Vorjahren – auch wenn vor Euphorie gewarnt wird. Solange die EZB die Zinsen nicht erhöht, dürfte der Aufwärtstrend allerdings anhalten und die Immobilienpreise nicht stagnieren oder gar fallen – rechnerisch sinken somit die Mietrenditen.Das bestätigt auch Matthias Leube, CEO des Immobiliendienstleisters Colliers International Deutschland. Als Stabilitätsinsel bleibe die Bundesrepublik gerade bei ausländischen Investoren beliebt: Er rechnet für 2017 am Investmentmarkt für deutsche Gewerbeimmobilien mit einem Rekordvolumen wie 2015, als 55 Mrd. Euro erreicht worden waren. “Anfragen kommen aus Kanada, Australien, Hongkong und Singapur. Außerdem tauchen am Horizont japanische Institutionelle auf, die Deutschland aufgrund der ähnlichen Altersstruktur und Wirtschaftskraft gut verstehen.” Nordamerikaner investieren nach einer neuen Studie von Colliers etwa gleichmäßig in sehr solide, moderat solide und riskantere Objekte (“Core”, “Core+” und “Value Add”), während bei Asiaten “Core+” mit 61 % überwiegt und die risikoreicheren Value-add-Anlagen kaum (3 %) vorkommen.Auch Christian Ulbrich, CEO und Präsident von JLL, erwartet die Rückkehr japanischer Investoren. “Es wäre keine Überraschung, wenn sie in Deutschland bald eine größere Rolle spielen würden.” Börsennotierte, in der Immobilienbranche tätige Aktiengesellschaften (Reits) in Japan investierten seit kurzem die Hälfte ihrer Mittel im Ausland. Ulbrich sieht Deutschland als Investmentziel weiter auf einem Spitzenplatz. “Germanomania”Unterstützt wurde er bei der Podiumsdiskussion zur “Germanomania” von Bruce Traversy, Investmentchef des kanadischen Dream Global Reit, und von Andrew Stainer, Global Head of Asset Management für Real Assets bei Axa Investment Managers. Erstes Investmentziel ist für beide hierzulande Berlin, wobei Ulbrich mit Hinweis auf Büro-Spitzenmieten von 29 Euro pro Quadratmeter das im internationalen Vergleich günstige Mietniveau unterstreicht.Andreas Pohl, Chef der Nord/LB-Tochter Deutsche Hypo, warnte vor Euphorie und forderte Investoren und Finanzierer auf, Selbstdisziplin zu üben, also den selbst gesteckten Rahmen einzuhalten. “Die Risikokosten sind zentral. Bei jeder Entscheidung gilt es, Stressszenarien durchzuspielen. Für uns gilt: Wir müssen nicht jedes Geschäft machen.” Pohl sieht anhaltend sinkende Margen, will aber in diesem Jahr etwa 4 (i.V. 4,6) Mrd. Euro Neugeschäft machen. “Wir werden wie bisher qualitativ gutes Geschäft vor allem bei langjährigen Kunden reinholen.”