Kapitalanlage

Investoren setzen immer stärker auf Nachhaltigkeit

Einer Umfrage von Union Investment zufolge, erwarten deutsche Investoren, dass sich nachhaltige Investments mit einem anhaltend raschen Tempo auch in den kommenden Jahren verbreiten.

Investoren setzen immer stärker auf Nachhaltigkeit

sto Frankfurt

Deutsche Investoren erwarten, dass sich nachhaltige Investments mit einem anhaltend raschen Tempo auch in den kommenden Jahren verbreiten. Einer Umfrage im Auftrag von Union Investment zufolge, die vor dem Wochenende veröffentlicht wurde, erwarten 92% der Befragten, dass das Volumen nachhaltiger Kapitalanlagen in den nächsten zwölf Monaten weiter wächst. Dies waren noch einmal deutlich mehr als im Vorjahr (83%). Als Treiber der Dynamik nennen 78% veränderte regulatorische Anforderungen.

Für die Umfrage wurden in diesem Frühjahr insgesamt 201 institutionelle Investoren in Deutschland befragt, die zusammen ein Vermögen von rund 6 Bill. Euro verwalten. Zu den Befragten zählten Kapitalverwaltungsgesellschaften, Banken, Unternehmen, Altersvorsorgeanbieter, Stiftungen, Kirchen und Versicherer.

In der Corona-Pandemie macht jeder Dritte von ihnen einen zusätzlichen Antrieb für das Wachstum der nachhaltigen Kapitalanlage aus. Denn das gestiegene Gesundheitsbewusstsein hat bei vielen auch zu mehr Interesse an Umweltschutz geführt. Im Gegensatz zu den Vorjahren zeigte sich erstmals eine Mehrheit der Befragten (51%) mit dem verfügbaren Angebot an nachhaltigen Investmentprodukten zufrieden. Zuvor war dies immer nur rund ein Drittel gewesen.

„Beim nachhaltigen Umbau der Wirtschaft sind auch die Investoren gefragt. Das Engagement als aktiver Aktionär spielt bei der Transformation der Unternehmen eine wichtige Rolle. Es gilt, im Dialog mit den Emittenten die Modernisierung der Wirtschaft zu fördern“, betont Alexander Schindler, Vorstand von Union Investment mit Zuständigkeit für das institutionelle Kundengeschäft.

Zu wenige führen Dialog

Erst 37% aber führen einen Dialog mit den Emittenten ihrer Anlagen, wie die Umfrage zeigt. Damit sind also aktive Großanleger in der Minderheit. Umso erstaunlicher ist dies vor dem Hintergrund, dass 88% überzeugt sind, dass es weniger kosten würde, den Klimawandel zu verhindern, als für seine Folgen aufzukommen. Dies wiederum setzt den Wandel der Wirtschaft voraus. „Es gilt daher für Investoren, frühzeitig die Transformationsgewinner zu identifizieren. Das fördert den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft und eröffnet gleichzeitig Renditechancen“, sagt Schindler. Das größte Transformationspotenzial in Hinblick auf die zu erzielende Nachhaltigkeitswirkung sehen die Investoren im Energiesektor, gefolgt vom Transportsektor (siehe Grafik).

Ebenso im Widerspruch zu der Überzeugung, dass die Verhinderung des Klimawandels günstiger ist, als dessen Folgen zu finanzieren, ist die Tatsache, dass bei nur 34% der befragten Investoren die Ausrichtung der Investments auf die Pariser Klimaziele ein verbindliches Element ihrer Anlagestrategie ist.

Immerhin 78% berücksichtigen Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Investments. Vor fünf Jahren waren dies erst 64%. 78% halten die Rendite bei nachhaltigen Investments für gleich hoch oder höher als bei klassischen Anlagen. Fast vier Fünftel schätzen das Risikomanagement der nachhaltigen Anlagen als gleich gut oder besser als bei konventionellen Investments ein.

Folgerichtig können sich auch nur noch 7% vorstellen, wieder aus der nachhaltigen Kapitalanlage auszusteigen – vor fünf Jahren waren dies noch fast ein Viertel. Fast drei Viertel sind mit den nachhaltigen Investments zufrieden gegenüber 46% im Jahr 2017.

Ein tieferer Blick in die von den Investoren verfolgten Nachhaltigkeitsstrategien zeigt, dass 87% Ausschlusskriterien anwenden. Ob der Ausschluss etwa von Waffen- oder Kohleherstellern ein gutes Konzept ist, ist durchaus umstritten.