Investoren setzen weiter auf private Märkte
phh Frankfurt
Börsen-Zeitung,
Die jahrelange Niedrigzinsphase drängte institutionelle Investoren auf der Suche nach Rendite in Scharen in die alternativen Anlageklassen. Die nun wieder steigenden Zinsen scheinen diesen Trend nicht umzukehren, die Mehrheit der Investoren setzt weiterhin auf Investments in Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und Immobilien. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Finanzdienstleisters State Street unter weltweit 480 institutionellen Investoren, die der Börsen-Zeitung exklusiv vorliegt. Demnach gaben 68% der befragten Investoren an, an ihren Allokationsplänen festhalten zu wollen, wohlwissend, dass steigende Zinsen diese stark fremdfinanzierte Anlageklasse unattraktiver machen. „Der Rückenwind des vergangenen Jahrzehnts mag vorbei sein, aber es ist klar, dass Privatmärkte weiterhin attraktiv sind“, sagt Paul Fleming, Global Head of Alternatives bei State Street.
Private Equity bleibt Liebling
Innerhalb der Alternative Assets bleibt Private Equity die beliebteste Anlageklasse. Auf die Frage, in welche Kategorie in den nächsten zwei bis drei Jahren wahrscheinlich am meisten Geld fließen wird, nannten 63% der befragten Investoren Private Equity. Jeweils 48% gaben den Immobilien- und Infrastruktursektor an. Das Schlusslicht bildet mit 43% der Bereich Private Credits, worunter alle nicht an der Börse gehandelten festverzinslichen Wertpapiere fallen. Laut State Street waren Mehrfachnennungen möglich.
In Europa ergibt sich ein etwas anderes Bild. Auch europäische Investoren wollen mehrheitlich an ihren Private-Market-Strategien festhalten. Sie haben im Vergleich zu ihren amerikanischen und asiatischen Kollegen jedoch eine deutlich größere Vorliebe für Infrastruktur-Investments. 56% der befragten europäischen Investoren gaben an, in nächster Zeit den Großteil ihrer Gelder für diesen Sektor allokieren zu wollen. In Europa wollen Investoren damit der Umfrage zufolge in etwa genauso viel Geld in Infrastrukturprojekte stecken wie in Private-Equity-Investments.
Energiewende als Treiber
Auch Allianz Global Investors, die Fondstochter des Versicherungskonzerns, prognostizierte zuletzt im Rahmen ihres Ausblicks für die privaten Kapitalmärkte für das Jahr 2023 eine große Nachfrage nach Infrastruktur-Investments. Die Branche habe großen Kapitalbedarf, sowohl wegen der Energiewende als auch mit Blick auf die Energiesicherheit. Bei einem Kapitalbedarfsplanungshorizont, der sich früher auf ein Jahrzehnt bezog, spreche man heute von Jahren. Es falle schwer, nach dem Zweiten Weltkrieg eine vergleichbare Situation zu finden, wo in so kurzer Zeit so viel Kapitalbedarf geherrscht habe.
Wie groß dieser ist, verdeutlicht eine gemeinsame Anfang Februar veröffentlichte Studie des Wirtschaftsprüfers EY und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Bis 2030 seien demnach allein in Deutschland bezogen auf die Energiewende Investitionen von 600 Mrd. Euro nötig. Der Löwenanteil entfalle dabei auf den Ausbau der erneuerbaren Energien.