GastbeitragKünstliche Intelligenz

Ist eine Personalstrategie ohne KI intelligent?

Künstliche Intelligenz bietet der Personalführung revolutionäre Chancen. Allerdings sehen Bewerber den Einsatz der Technologie zuweilen kritisch.

Ist eine Personalstrategie ohne KI intelligent?

Ist eine Personalstrategie ohne KI intelligent?

Künstliche Intelligenz ist die Technologie der Zukunft, die unser Leben auf den Kopf stellen und unsere Arbeitswelt verändern wird. Nicht nur vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Fachkräftemangels ist es daher nur konsequent, wenn Personalbereiche die Möglichkeiten von KI sondieren. Eine Personalstrategie ohne systematische Nutzung von KI-Komponenten wird perspektivisch kaum noch die Chance haben, die Ziele des Personalbereiches zu erreichen.

Die Möglichkeiten, die KI im Personalbereich schon heute bietet, sind revolutionär! In wie vielen Bereichen bringt der Einsatz von KI schon Mehrwert. Während ihrer Stellensuche fordern Kandidaten Informationen, Empfehlungen und Blogs zu relevanten Themen. Diese bieten Orientierung, Einblicke und stärken die Beziehung zwischen Unternehmen und Bewerber. KI kann Inhalte analysieren und aktualisieren. Durch diese "gesteuerte Wahrnehmung" des Unternehmens steigt die Arbeitgeberattraktivität erheblich.

KI ermöglicht es, schneller und effizienter Talente zu finden, indem Algorithmen das Bewerberverhalten analysieren und personalisierte Jobempfehlungen basierend auf Fähigkeiten, Interessen und Karrierezielen geben. Unternehmen können so gezielt potenzielle Talente ansprechen und den Pool erweitern. Auch in der Auswahl und Einstellung neuer Mitarbeiter bietet KI wertvolle Unterstützung, bei der Analyse von Bewerbungsunterlagen und Bewertung nach vordefinierten Kriterien. Dadurch können nicht nur Fehler bei der Personalbeschaffung deutlich reduziert, sondern auch Einstellungsprozesse bis zu 20% beschleunigt werden. Das spart Kosten, denn nach aktuellen Berechnungen liegt der Aufwand einer Stellenbesetzung bei 46.000 Euro. Eine Fehlbesetzung verdoppelt diese Kosten

Aber es hört hier nicht auf. KI kann bei der Erstellung von Entwicklungsplänen und Empfehlungen für Schulungen helfen. Durch die Analyse von Personaldaten erkennt KI individuelle Maßnahmen für Mitarbeiter. Bis zu 20% der Mitarbeiter können durch den Einsatz von KI-basierten Talentmanagement-Systemen zuverlässiger identifiziert werden. KI kann auch dabei helfen, Talente und Potenziale zu identifizieren, die etwa aufgrund persönlicher Differenzen womöglich unbeachtet bleiben. Das führt insgesamt zur Steigerung der Produktivität sowie einer besseren Bindung von Talenten.

Bleibt an Bord!

Darüber hinaus erkennt KI frühzeitig, welche Mitarbeiter abwanderungsgefährdet sind. Bis zu 15% der Personalfluktuation kann so vorhergesagt werden. Basierend auf diesen Erkenntnissen können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um Mitarbeiter „an Bord“ zu halten.

Letztlich bietet KI dem Personalbereich die Chance, das zu erreichen, was mindestens in der Theorie längst akzeptiert ist: Die intelligente Automatisierung von bis zu 40% der Standardaufgaben und die Schaffung von kapazitativen Freiräumen für strategische Fragen der Personalarbeit.

KI stößt aber auch an Grenzen, denn der Einsatz im Personalwesen birgt Datenschutz- und Diskriminierungsrisiken.

Zukünftig wird auch der Bewerberdialog durch KI unterlegt. KI-Tools werden mit den Bewerbern in Kontakt treten und ihnen grundlegende Fragen beantworten können – ob es um das Startdatum oder die Gehaltsvorstellungen geht, In einer Umfrage gingen sogar 73% der befragten KI-Nutzer davon aus, dass sie mit einem "echten" Menschen interagiert hätten.

Wunsch nach echten Menschen

Allerdings gibt es eine negative Seite: Die Wahrnehmung von KI im Auswahlverfahren, wird von Bewerbern kritisch betrachtet. Sie legen großen Wert darauf, mit einem echten Menschen zu agieren. Die Vorstellung, dass eine Maschine über ihre Jobzusage oder -absage entscheidet, bereitet den meisten Unbehagen.

Dank KI wird die Personalabteilung der Zukunft Mitarbeiter viel besser verstehen: Sie erfasst den Arbeitsrhythmus, den individuellen Lernstil und die Entwicklungspotenziale jedes Einzelnen. Sie erkennt, wann jemand Urlaub braucht und ob er von Erinnerungen an Jahresziele oder anderen strategischen Programmen profitieren würde. Führungskräfte können Leistungsträger leichter identifizieren und erhalten Benachrichtigungen, wenn Motivation ein Thema ist.

Lesen der Gefühle

Die Möglichkeiten von KI reichen perspektivisch noch deutlich weiter, denn KI wird auch Emotionen wahrnehmen können. Diese Fähigkeit im besten Sinne der Mitarbeiter und des Unternehmens zu nutzen, wird eine der zentralen  Herausforderungen im Zusammenwirken zwischen Unternehmen und Mitbestimmung!

Personalbereiche werden sich mit den Möglichkeiten von KI auseinandersetzen müssen – ohne jedoch Grenzen und Risiken aus den Augen zu verlieren. KI ist eine technische Revolution, die uns die Chance gibt, eingefahrene Strukturen in unserem Handeln, in unseren Organisationen sowie in der Art, wie wir miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten, völlig neu zu denken.

Eine Personalstrategie zu entwickeln, die das Beste aus beiden Welten, menschlich und technisch, vereint und Mitarbeiter zu Höchstleistungen inspiriert steht im Fokus! Es ist an der Zeit, diese Chance zu ergreifen und KI zu nutzen.

Laura Klempau

Senior Manager
der Beratungs-
gesellschaft ZEB

Christian von Schirach

Consultant der Beratungsgesellschaft ZEB