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Italiens Notenbankchef Visco vor weiterer Amtszeit

tkb - Der 67-jährige Gouverneur der Banca d'Italia, Ignazio Visco, soll sein eigener Nachfolger werden. Nicht nur Staatspräsident Sergio Mattarella, auch Regierungschef Paolo Gentiloni stärken ihm den Rücken. Zwar steht Visco im Kreuzfeuer der...

Italiens Notenbankchef Visco vor weiterer Amtszeit

tkb – Der 67-jährige Gouverneur der Banca d’Italia, Ignazio Visco, soll sein eigener Nachfolger werden. Nicht nur Staatspräsident Sergio Mattarella, auch Regierungschef Paolo Gentiloni stärken ihm den Rücken. Zwar steht Visco im Kreuzfeuer der Kritik: Die Banca d’Italia sei ihrer Aufsichtspflicht etwa bei den mittelitalienischen Kleinbanken (Banca Etruria) oder bei den Pleitebanken in Venetien (Veneto Banca) nicht nachgekommen.Aber für den Regierungschef und den Präsidenten, die für die Ernennung des Zentralbankchefs zuständig sind, ist die Kontinuität bei der Notenbank das wichtigste Argument. Wenige Monate vor neuen Wahlen würde eine Diskontinuität die Märkte verunsichern, meinte Mattarella kürzlich im Gespräch mit Ex-Regierungschef Matteo Renzi. Dieser drang ebenso wie die Protestpartei Movimento 5 Stelle auf einen Wechsel an der Zentralbankspitze. Stabilität gesuchtAls Argument für den Verbleib Viscos wird auch die derzeitige Stabilisierung im italienischen Kreditsystem angeführt, deren Prozess nicht unterbrochen werden dürfe. Auch wäre es unklug, wenige Wochen nach der Ernennung einer parlamentarischen Bankenkommission, welche auch über die Aufsichtspflicht der Banca d’Italia ermittelt, einen Führungswechsel vorzunehmen.Während Visco erst der achte Gouverneur der Zentralbank seit Kriegsende ist, wechselten in Rom gleichzeitig 62 Regierungen ihr Amt. Die politische Stabilität ist in Italien in Frage gestellt. Im Frühjahr finden Neuwahlen statt. Es fehlt nicht nur eine parlamentarische Mehrheit, um das Wahlgesetz zu ändern. Es ist auch nach der Wahl die Bildung einer stabilen Regierungsmehrheit ungewiss. Zudem muss in den nächsten Wochen neben dem Notenbankpräsidenten auch der Consob-Präsident (Börsenaufsicht), der Präsident der Energie-Aufsichtsbehörde und der Chef des Rechnungshofs ernannt werden.Visco hat seine Karriere fast ausschließlich bei der Notenbank verbracht. Nach seinem Wirtschaftsstudium an der Universität La Sapienza in Rom promovierte er an der Wharton School in Philadelphia. 1972 trat er bei der Banca d’Italia ein und wurde dort für die volkswirtschaftliche Abteilung verantwortlich. Von 1997 bis 2002 arbeitete er bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris. 2011 folgte er Mario Draghi als Präsident der Notenbank nach.Der “Gentleman aus Neapel” hat seinem Vorgänger immer den Rücken gedeckt. Er befürwortete die weiche Geldpolitik Draghis als Chef der Europäischen Zentralbank und warnte die zahlreichen Euro-Gegner in Italien vor einem Austritt aus dem Währungsraum. “Es ist eine Illusion, anzunehmen, dass Italiens Wirtschaftsprobleme einfacher außerhalb der Wirtschafts- und Währungsunion gelöst werden könnten”, betonte er. Vielmehr müsse die moderate Erholung genutzt werden, um die öffentlichen Finanzen in Ordnung zu bringen und die Schulden zu senken.