Der Markt für italienische Problemkredite (Non-Performing Loans, NPL) wächst kräftig. Das liegt am Druck der Banca d’Italia auf die Banken, ihre Bilanzen zu säubern. Es kam zu einigen Mega-Deals. Gleichzeitig steigen die Preise für NPL.tkb Venedig – Der italienische Markt von veräußerten notleidenden Krediten soll 2017 die 100-Mrd.-Euro-Grenze durchstoßen. Dies ist mehr, als die Ausgliederung von NPL in den vergangenen fünf Jahren ausmachte. Bis Jahresende sollen NPL im Nennwert von 71 Mrd. Euro und mit einem Marktwert von 14,4 Mrd. Euro ausgegliedert werden.In einer von Banca Ifis in Venedig organisierten Veranstaltung über Gegenwart und Zukunft der NPL konstatierte deren Chef Giovanni Bossi angesichts von 800 Teilnehmern ein großes Interesse an diesem Thema. Ausschlaggebend dafür seien nicht nur die niedrigen Zinsen und die überdurchschnittlich hohe Liquidität, sondern auch der Druck der verschiedenen Aufsichtsbehörden auf die Banken, ihre Bilanzen zu säubern. “Heute sind die NPL kein Bilanzproblem mehr”, hieß es in Venedig. Nach Angaben der Banca d’Italia ist der Bestand von Brutto-Problemkrediten bei Banken im Juli auf 173,6 Mrd. Euro gesunken. Im Juni waren es noch 192 Mrd. Der Netto-NPL-Bestand sank im Juli des laufenden Jahres auf 65,8 Mrd. Euro, dem Niveau des Jahres 2012. Im Juni waren es noch 71,2 Mrd. Euro.Zweifellos dazu beigetragen haben Jumbo-Deals, die Ausgliederung von 26 Mrd. Euro NPL durch die Krisenbank Monte dei Paschi di Siena, die Veräußerung von 17 Mrd. Euro NPL durch Unicredit oder die 11 Mrd. Euro der beiden Krisen-Volksbanken aus Venetien. Paolo Petrignani, CEO von Questio Capital Management (Atlante), bestätigte nicht nur das wachsende Interesse auf dem NPL-Markt, sondern auch steigende Preise. Während vor einem Jahr nur 20 % des Bruttopreises gezahlt wurden, sind es derzeit 38 %, heißt es auch bei Banca Intesa Sanpaolo. Im Gegensatz zu den meisten übrigen Banken löst die Mailänder Großbank ihr NPL-Problem bankintern. Der Markt belebt sichEin Signal für die Belebung des NPL-Marktes sind auch die 20 Interessenten, die sich um das NPL-Portefeuille “Project Sword” von 1,3 Mrd. Euro der Banca Carige bewerben. Zu den Bewerbern zählen Cerberus, Fortress, Pimco und TPG. Das Portefeuille besteht zu 70 % aus besicherten Krediten. Der Bankenrettungsfonds Atlante 2 stockt gerade seine Mittel auf, um die NPL der Sparkassen von Rimini, Cesena und San Miniato zu übernehmen. Unicredit und Banca Intesa haben zugesagt, weitere Mittel in den Fonds zu investieren. Die Ausgliederung bzw. der Verkauf der NPL ist eine der Bedingungen, die Cariparma (Crédit Agricole) für die Übernahme der drei Sparkassen stellt. Banco BPM wird zu Jahresbeginn weitere 3 Mrd. Euro NPL auf den Markt bringen. Bei den Investoren zeigt sich ein Trend zur Übernahme besicherter NPL. Nur wenige Käufer wie die Deutsche Bank und Banca Ifis haben 2017 auch unbesicherte Problemkredite übernommen.