IWF warnt vor Fehlanreiz von Liquiditätspuffern
jsc Frankfurt
Gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht – so lässt sich die Warnung des Internationalen Währungsfonds (IWF) über Liquiditätspuffer für Investmentfonds zusammenfassen. Weil Investoren möglichst uneingeschränkt auf ihre Mittel zugreifen wollen, könnten sie in unruhigen Marktphasen erst Recht die Vermögen rasch abziehen wollen, um der Aktivierung von Fondsschranken zuvorzukommen. „Wir schlagen vor, die Anreize von Investoren, anderen zuvorzukommen, wenn ein adverser Schock eintritt, zu adressieren“, lautet eine zentrale Empfehlung eines Fondsberichts.
Die Marktunruhe zu Beginn der Coronakrise vor eineinhalb Jahren habe das Problem vor Augen geführt: So haben in den USA sogenannte Prime-Geldmarktfonds, die in einen breiten Fundus an Instrumenten investieren, im März 2020 einen Rückgabe-Wettlauf in dreistelliger Milliardenhöhe verzeichnet. Rückgabegebühren und Beschränkungen der Abflüsse waren für den Fall vorgesehen, dass bestimmte Schwellenwerte der Liquidität unterschritten wurden. Damit war nach Auffassung des IWF ein Anreiz eines frühzeitigen Ausstiegs (First-Mover Exit) gesetzt. „Das war das Gegenteil von dem, was gewollt war“, lautet das Resümee.
Ein Risiko machen die Autoren bei Fonds aus, die einen stabilen, aber in Krisen nicht immer realisierbaren Anteilswert erwarten lassen. Je illiquider die Anlageklasse, desto größter der Effekt. Auch indexnahe Fonds können laut Bericht von einem First-Mover-Effekt betroffen sein, wenn sie in illiquide Werte investieren.
In Deutschland rasch erholt
Die deutsche Fondsbranche blieb derweil in der Coronakrise von einer breiten Liquiditätskrise verschont. Als die Kurse im März 2020 einbrachen, hatten Investoren hierzulande zunächst ihre Mittel aus Publikumsfonds ins Trockene gebracht, ehe im Folgemonat die Spezialfonds angezapft wurden. Doch das Neugeschäft hat sich rasch stabilisiert, eine Systemkrise blieb aus. In der Finanzkrise war das anders: Damals standen offene Immobilienfonds am Abgrund, nachdem Anleger scharenweise ihre Mittel abgezogen hatten. Etlichen Fonds blieb nur die Abwicklung.
Als Politikoption legt der IWF etwa mit Blick auf die Kategorie der Geldmarktfonds nahe, Beschränkungen der Abflüsse nicht an Schwellenwerte zu koppeln. In Deutschland hat die Branche seit März 2020 die Möglichkeit, für verschiedene Fondsgattungen Rücknahmebeschränkungen zu definieren. Das Gesetz trat zufällig kurz nach dem Kursrutsch zu Beginn der Pandemie in Kraft. Auch kann eine Gesellschaft für Fonds dauerhaft gültige Rückgabefristen von bis zu einem Monat einführen. Eine dritte Option ist das Swing Pricing, bei denen der Preis der Fondsanteile bei der Rücknahme angepasst werden darf, um einen Anreiz gegen eine Anlageflucht zu setzen. Zu konkreten deutschen Regeln äußert sich der IWF allerdings nicht.
Wertberichtigt Seite 6