Jain beklagt regulatorisches Gefälle
Die Deutsche Bank beklagt ein Gefälle in der Regulierung, das Schattenbanken und global tätige Universalbanken in Europa benachteiligt. In Europa kommen laut Co-Chef Anshu Jain die Belange des Wachstums und der Wettbewerbsfähigkeit zu kurz.bn Düsseldorf – Die Deutsche Bank sieht sich mit ihrem Geschäftsmodell im Nachteil gegenüber ähnlich ausgerichteten US-Wettbewerbern. Die USA hätten den Wert einer Diversifikation der Geschäftsmodelle im Bankensektor erkannt und förderten die Entwicklung eines gut regulierten Bankensektors, in welchem die vier Geschäftsmodelle der Schattenbank, der regional fokussierten Bank, des globalen Monoliners sowie der globalen Universalbank ihren Platz hätten, sagte Co-Chef Anshu Jain am Mittwoch auf dem 68. Deutschen Betriebswirtschafter-Tag der Schmalenbach-Gesellschaft in Düsseldorf laut Redetext.In Europa dagegen würden Banken mit regionalem Fokus bevorzugt, Schattenbanken und global tätige Universalbanken dagegen weniger. “Wenn wir aber künstlich die Vielfalt des europäischen Bankensystems verringern und unsere Optionen für die Finanzierung von Wachstum beschränken, laufen wir Gefahr, dass Europa mit seiner Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Regionen der Welt weiter ins Hintertreffen gerät”, erklärte Jain weiter.Die Themen, die vor allem die regulatorischen Initiativen in Europa trieben, stellten nicht notwendigerweise Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in den Vordergrund, bemängelte Jain bei der Betriebswirtschafter-Tagung im Rahmen einer Podiumsdiskussion unter anderem mit Jan Pieter Krahnen, Professor für Kreditwirtschaft und Finanzierung im House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt, und Kurt Bock, Vorstandsvorsitzender der BASF. Es gebe eine Menge Lippenbekenntnisse, “aber wir haben nicht das Gefühl, dass dies die zentrale Agenda ist”.Im Heimatmarkt der größten deutschen Bank sieht das im August 2013 verabschiedete Trennbankengesetz die Abtrennung als besonders riskant geltender Aktivitäten, etwa im Hedgefonds-Geschäft, vom Einlagengeschäft vor. Ähnliche Regelungen sind europaweit geplant. Bereits beschlossen ist die EU-Richtlinie für die Abwicklung maroder Banken, die Anfang kommenden Jahres in Kraft treten wird.Jain trat in seinem Vortrag der Einschätzung entgegen, Großbanken profitierten von Systemrelevanz und der damit verbundenen Aussicht auf eine Rettung auf Staatskosten im Notfall. Dies sei “die teuerste Versicherungsoption, die möglich ist”, erklärte er. Denn der Preis sei ein totaler Vertrauensverlust in der Öffentlichkeit sowie ständige Einmischungen ins Geschäftsmodell solcher Kreditinstitute.Pläne für eine Abwicklung im Fall einer Schieflage fordern indes auch die Regulierer in den USA von großen Banken dort ein, auch von der Deutschen Bank. Zudem hat die Volcker Rule Banken dazu verpflichtet, spekulative Geschäfte abzuspalten bzw. aufzugeben, wenngleich sich in der finalen Fassung des Regelwerks eine Menge Ausnahmen finden. Wachstum auf die AgendaJain argumentiert mit global unterschiedlichen Wachstumsperspektiven dafür, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit auch auf die Agenda der Regulierung zu nehmen. In den kommenden fünf Jahren dürfte die Wirtschaft der Eurozone laut Deutscher Bank um gerade einmal 9 % wachsen. Dies sei gerade einmal halb so viel wie in den USA und ein Viertel der für die Emerging Markets prophezeiten Rate von 36 %.Auch die schwache Resonanz der Banken auf die jüngste Targeted Long-Term Refinancing Operation (TLTRO) der Europäischen Zentralbank (EZB) wertet er als Indiz dafür, dass Banken in Zeiten sich wandelnder Regulierung eine Erhöhung ihres Leverage scheuen. Firmen unterdessen scheinen sich demnach vor dem Hintergrund schwachen Wirtschaftswachstums und Unsicherheiten hinsichtlich des Engagements von Regierungen bei strukturellen Reformen bei der Kreditaufnahme zurückzuhalten.Eine Lanze brach Jain in seinem auf Englisch gehaltenen Vortrag, bei dem er deutlich vom Redetext abwich, unterdessen für den Schattenbankensektor, der ebenso wie die Frage der Abwickelbarkeit von Großbanken schon seit längerem im Fokus der Regulierer steht – erst am vergangenen Wochenende hatte Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IFW), auf dem Gipfel der G 20 auf zunehmende Risiken durch Schattenbanken hingewiesen.Jain zufolge haben sich Schattenbanken als wertvoll bei der Finanzierung von Aktivitäten mit höherem Risiko erwiesen: “Wer hätte, als der Clean-up beim Banco Espírito Santo anstand, diese toxischen Assets denn nehmen sollen?” rief Jain rhetorisch in den Saal des Düsseldorfer Interconti-Hotels. In den USA anerkanntIn den Vereinigten Staaten werde die Rolle von Schattenbanken anerkannt, in Europa hingegen weniger. Europaweit stoßen Banken, auch die Deutsche Bank, in Abwicklungssparten verlagerte Vermögenswerte ab, vielfach kaufen Schattenbanken.