Überkreuzbeteiligungen

Japanische Finanzgruppen stoßen Toyota-Aktien ab

Die symbolträchtige Entscheidung sieht nach dem Auftakt einer neuen Verkaufswelle von Überkreuzbeteiligungen bei Japans Finanzinstituten aus.

Japanische Finanzgruppen stoßen Toyota-Aktien ab

Japanische Banken stoßen Toyota-Aktien ab

Signal für neue Abbauwelle von Kapitalbeteiligungen an Firmenkunden – Mitsubishi UFJ und Sumitomo Mitsui machen Auftakt

Dass japanische Banken große Aktienpakete von ihren Unternehmenskreditnehmern halten, gehörte lange Zeit zur Erbsubstanz dieser Institute. Doch diese Art der Loyalitätsbekundung ist nicht mehr zeitgemäß. Angesichts des wachsenden Drucks zeichnet sich eine Beschleunigung der Verkäufe ab.

Kommentar S. 2
Von Martin Fritz, Tokio

Die japanischen Finanzgruppen Mitsubishi UFJ (MUFG) und Sumitomo Mitsui (SMFG) wollen laut einem Bloomberg-Bericht ihre strategischen Beteiligungen am Autobauer Toyota im Wert von insgesamt 1,3 Bill. Yen (7,8 Mrd. Euro) abbauen. Die Verkäufe dienen teils dazu, die hohen Kursgewinne der Toyota-Papiere einzustreichen. Aber sie dürften auch den Auftakt zu einer neuen Welle beim Abbau von Überkreuzbeteiligungen in Japans Finanzsektor bilden.

Wie ein Schutzwall

Die japanische Regierung drängt die Unternehmen und Finanzinstitute schon seit langem dazu, ihre traditionellen Kapitalbeteiligungen an Geschäftspartnern und Firmenkunden aufzulösen. Ursprünglich sollten diese Anteile die langfristige Verbindlichkeit einer Geschäftsbeziehung unterstreichen, etwa wenn die Banken eine Expansion ins Ausland finanzierten. Heutzutage wirken sie jedoch wie ein Schutzwall gegen die anderen Aktionäre, verringern den frei handelbaren Aktienanteil dieser Unternehmen und stellen letztlich ungenutztes Kapital dar.

Der Anteil an Überkreuzbeteiligungen am japanischen Aktienmarkt ist seit Ende der 1980er Jahre von damals 53% auf inzwischen unter 10% gesunken. Doch weite Teile des Finanzsektors überhörten die Rufe nach einem Ende dieser Praxis. Hinter vorgehaltener Hand argumentierten Top-Manager, dass ihre Firmenkunden ihre Kredite bei der Konkurrenz aufnehmen würden, sollten sie ihre Aktienpakete verkaufen.

Neuer Kurskatalysator

Inzwischen können die Institute den wachsenden Druck von Vermögensverwaltern und Aktivisten-Aktionären kaum noch ignorieren. Nach Ansicht von Nomura-Analyst Ken Takamiya werden die Banken ab diesem Jahr ihre Anteilsverkäufe beschleunigen. Dies sei der nächste Katalysator für ihre Aktienkurse, nachdem die Notenbank den Negativzins im März abgeschafft hatte.

Japans drei größte Kreditgeber MUFG, SMFG und Mizuho Financial Group hielten im März 2023 rund 9,8 Bill. Yen (58 Mrd. Euro) an Überkreuzbeteiligungen. Die drei größten davon sind Toyota, der Klimaanlagenbauer Daikin und das Handelshaus Itochu. Gemäß Bloomberg sollen die Verkäufe den Aktienkurs von Toyota möglichst wenig drücken, indem sie auf dessen neues Rückkaufprogramm für 1 Bill. Yen reagieren. Zudem gab Toyota indirekt grünes Licht für die Verkäufe, da der Autobauer seine eigenen Beteiligungen abbaut. So verkauft man Anteile am Hauptzulieferer Denso und am Telekomriesen KDDI.

Der Handlungsdruck auf die Banken ist gestiegen, nachdem sich die größten Sachversicherer MS&AD, Tokio Marine und Sompo im Februar verpflichtet hatten, ihre Beteiligungen an Geschäftspartnern von über 6 Bill. Yen (36 Mrd. Euro) im Verlauf mehrerer Jahre auf null zu verringern. Die Finanzaufsicht hatte diese Zusage nach einem Skandal um Preisabsprachen zwischen einer Bank und einem Geschäftspartner erzwungen. Laut dieser Abmachung würde zum Beispiel Marktführer MS&AD seine Toyota-Anteile im aktuellen Marktwert von 929 Mrd. Yen (5,5 Mrd. Euro) ebenfalls verkaufen.

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