Ukraine-Krieg

Japans Banken hadern mit Russland-Krediten

Japanische Banken geraten aufgrund ihres Engagements in Russland unter Druck. Bisher bedienen die Kreditnehmer ihre Ausstände, was die Beurteilung des Risikos schwierig macht.

Japans Banken hadern mit Russland-Krediten

mf Tokio

Japans große Finanzgruppen sehen sich unter einem zunehmenden Druck, hohe Rückstellungen für ihre Engagements in Russland zu bilden. Zwar entfallen bei jeder der drei Gruppen weniger als 1% ihrer ausstehenden Kreditsumme auf Russland, weil man seit der Besetzung der Krim-Halbinsel 2014 auf Neugeschäft verzichtet hat. Aber in ihren Büchern standen Ende Januar immer noch insgesamt 7,3 Mrd. Euro an Verbindlichkeiten aus der Zeit vor der Invasion. Bei Branchenführer Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG) beläuft sich diese Summe auf 270 Mrd. Yen (2 Mrd. Euro), bei Sumitomo Mitsui Financial Group (SMFG) auf 370 Mrd. Yen (2,7 Mrd. Euro) und bei Mizuho Financial Group auf 350 Mrd. Yen (2,6 Mrd. Euro).

Die Herausforderung für Finanzgruppen besteht darin, dass der Großteil dieser russischen Kredite Unternehmen mit genügend Liquidität betrifft. Diese Schuldner würden ihre Kredite bisher bedienen, berichtete die Finanzzeitung „Nikkei“. „Wie sollen wir die Kreditrisiken von Unternehmen einschätzen, die in unseren internen Kreditratings eigentlich makellos sind?“, zitierte die Zeitung den Chef einer Megabank. Doch das Länderrisiko hat sich durch die gesunkene Kreditwürdigkeit von Russland und den Wertverlust des Rubel so stark erhöht, dass die Banken die Ausfallwahrscheinlichkeit bewerten müssen.

Als schlimmstes Szenario gilt, dass die japanischen Bankguthaben in Russland als Reaktion auf die staatlichen Sanktionen von der Zentralbank eingefroren werden. Dann könnten die Banken den Bargeldbedarf ihrer russischen Firmenkunden nicht mehr decken. Eine mögliche Antwort wären länderspezifische Rückstellungen auf der Basis der Bewertung von Ratingagenturen. Solche Reserven haben japanische Banken auch als Reaktion auf den Militärputsch in Myanmar und die Sanktionen gegen den Iran gebildet.