Japans Online-Broker im Provisionskampf um Neukunden
Japans Online-Broker im Provisionskampf
Börsengang von Rakuten Securities verschoben – Finanzgruppe Mizuho erhöht ihren Anteil
Vor der anstehenden Verbesserung des steuerfreien Aktiensparens werben die Online-Wertpapierhändler in Japan mit gebührenfreien Transaktionen um junge Anleger. Wegen des Provisionsverzichtes muss der Internetriese Rakuten den Börsengang seiner Brokertochter auf das kommende Jahr verschieben.
Von Martin Fritz, Tokio
Die bei der Kundenzahl führenden Online-Broker in Japan heizen den Wettbewerb um Neukunden mit dem völligen Verzicht auf Handelsgebühren an. Den Vorreiter spielte Marktführer SBI Securities mit 10 Millionen Kunden ab Ende September. Im Oktober folgte der Branchenzweite Rakuten Securities mit 9 Millionen Kunden. Auf diese Weise wollen die Wertpapierhändler möglichst viele Neukunden für steuerbefreite Wertpapierkonten gewinnen. Zuvor verlangten sie bis zu 1.070 Yen (6,70 Euro) je Aktienorder.
Die steuerfreie Summe und Laufzeit werden bald stark angehoben, so dass die Nachfrage kräftig anzieht. Jeder Einwohner Japans kann aber nur ein solches Konto anlegen. Monex, mit 2,2 Millionen Kunden die Nummer 3, verweigert sich bisher dem Provisionsverzicht und vertraut auf ihren neuen Partner NTT Docomo. Japans größter Mobilfunkanbieter übernimmt im Januar 49% von Monex für 48,6 Mrd. Yen (304 Mill. Euro).
Mizuho kauft bei Rakuten zu
Der verschärfte Wettbewerb macht dem Mutterkonzern von Rakuten Securities zu schaffen. Der japanische E-Commerce-Riese Rakuten wollte seine Broker-Tochter eigentlich bis Jahresende an die Börse bringen und mit der Einnahme von 100 Mrd. Yen (625 Mill. Euro) die verlustreiche Mobilfunksparte stützen. Doch der Verzicht auf Handelsgebühren erschwerte die IPO-Roadshow, weil die Provisionen knapp ein Fünftel der Einnahmen ausmachen. Die volatilen Marktzinsen trugen zu der Entscheidung bei, den Börsengang auf 2024 zu verschieben.
Die akute Kapitalnot der Rakuten-Mutter nutzt nun die Finanzgruppe Mizuho, indem sie 29% von Rakuten Securities für 87 Mrd. Yen (544 Mill. Euro) erwirbt. Dadurch steigt der Anteil der drittgrößten japanischen Bank an Rakuten Securities von 20% auf 49%. Beim Einstieg im Oktober 2022 hatte Mizuho 80 Mrd. Yen für die ersten 20% bezahlt. Die Finanzgruppe verschafft sich über Rakuten Securities Zugang zu jüngeren Anlegern, die angesichts der hohen Inflation das Aktiensparen entdecken.
Verstärkte Steuervorteile
Doch in erster Linie schauen die Online-Broker auf die erhöhte Attraktivität der sogenannten Nisa-Konten. Die Abkürzung steht für Nippon Individual Savings Account. Seit der Einführung der steuerbegünstigten Sparkonten im Jahr 2013 stieg ihre Zahl bis Juni dieses Jahres auf 12,9 Millionen. Nun kommt es zu einem kräftigen Schub, da sich die Anlagebedingungen zum 1. Januar 2024 deutlich verbessern.
Bisher konnte man jährlich bis zu 1,2 Mill. Yen und maximal bis zu 6 Mill. Yen in Wertpapieren steuerfrei sparen, und zwar für fünf Jahre. Daraus werden nun 3,6 Mill. Yen (22.500 Euro) bis maximal 18 Mill. Yen (112.500 Euro), die Erträge bleiben steuerfrei. Die verstärkten Anreize gehören zu dem Vorhaben der Regierung, die Erträge der Bürger aus ihren Vermögen zu verdoppeln.