Zahlungsdienste

J.P. Morgan schnappt sich Volkswagen Payments

Der Finanzsektor schlägt zunehmend Pflöcke im Zukunftsmarkt für Zahlungsdienste im Feld der Mobilität ein. Als erste Großbank kauft nun J.P. Morgan Chase im deutschen Autosektor zu.

J.P. Morgan schnappt sich Volkswagen Payments

bn Frankfurt

Der Finanzsektor schlägt zunehmend Pflöcke im als zukunftsträchtig geltenden Markt für Zahlungsdienste im Feld der Mobilität ein. Als erste Großbank kauft nun J.P. Morgan Chase im deutschen Autosektor zu. Das US-Institut hat am Mittwoch angekündigt, rund 75% an Volkswagen Payments, der Zahlungsplattform der VW-Tochter Volkswagen Financial Services (VWFS), zu übernehmen. Ziel sei es, diese Plattform im Laufe der Zeit für die breite Branche zu öffnen und „für neue Märkte und Sektoren außerhalb der Automobilindustrie fortzuentwickeln, in denen mobilitätsfokussierte Zahlungen eine zentrale Rolle spielen werden“, heißt es. Zum Kaufpreis für die Mehrheit an der 2017 gegründeten VWFS-Tochter, die in Luxemburg 35 Menschen beschäftigt, äußern sich die Beteiligten nicht.

Das nächste große Ding

Volkswagen Payments ist den Angaben zufolge in weltweit 32 Märkten aktiv. Die Palette des Angebots an digitalen Zahlungsdiensten rund ums Auto reicht dabei vom Fahrzeugkauf und -leasing, im Auto veranlasste Zahlungen, Tanken und Laden über Parken bis hin zu abonnementbasierten Diensten wie Versicherungen und Entertainment, wie mitgeteilt wird.

Mobil ausgelöste Zahlungen gelten im Zahlungsverkehr als das „nächste große Ding“ und wecken bei Marktbeobachtern auch angesichts des Internet-of-Things-Trends große Fantasie. J.P. Morgan verweist in ihrer Mitteilung auf Schätzungen, denen zufolge im Auto veranlasste Zahlungen im laufenden Jahr ein Volumen von 4 Mrd. Dollar erreichen werden. Angesichts dieser Dynamik wird bereits mit harten Bandagen um künftige Marktpositionen gekämpft, wie zuletzt der Streit zwischen Kredit- und Energiewirtschaft über Kartenzahlungen an Ladesäulen verdeutlicht hat.

Da fällt auf, dass beim größten deutschen Autohersteller nicht die größte deutsche Bank das Rennen gemacht hat. Die Deutsche Bank will sich auf Anfrage nicht festlegen, ob sie bei Volkswagen Payments überhaupt ihren Hut in den Ring geworfen hatte. „Dass auch andere Banken auf Payments setzen, zeigt die Bedeutung dieses Geschäftsfeldes für die Zukunft“, erklärte ein Sprecher. „Unser Schwerpunkt liegt dabei auf organischen Wachstumsinitiativen, technologischen Innovationen und dem Zusammengehen mit Partnern.“ So habe die Bank im Februar eine strategische Partnerschaft mit Mastercard bekannt gegeben. „Payments ist für die Deutsche Bank ein strategisches Wachstumsfeld, und wir sehen uns hier auf Kurs“, heißt es.

J.P. Morgan geht davon aus, dass das vernetzte Fahrzeug, digitale Zahlungen und maßgeschneiderte Zahlungsdienstleistungen Kernbestandteile künftiger Geschäftsmodelle werden. „Wir wollen auf dem von Volkswagen Financial Services gelegten innovativen Fundament aufbauen und unsere globale Payments-Expertise einbringen, um den sich entwickelnden Kundenerwartungen im Autosektor und darüber hinaus nachzukommen“, so Shahrokh Moinian, Head of Wholesale Payments für Europa, den Nahen Osten und Afrika. Die regulatorischen Genehmigungen vorausgesetzt, soll der Zukauf in der ersten Hälfte 2022 abgeschlossen werden.