Kampf um Talente ist in der Realität angekommen

Trend zum Studieren fordert besonders heraus - Sparkassen können mit der verbundeigenen staatlich anerkannten Hochschule punkten

Kampf um Talente ist in der Realität angekommen

Noch vor wenigen Jahren waren das Szenario eines War for Talents und Prognosen zum Fachkräftemangel für viele Unternehmen in Deutschland eher die Schrecken der Zukunft. Der Blick auf den Ausbildungsmarkt zeigt, dass diese Szenarien in der Realität angekommen sind. Mehr und mehr Unternehmen sprechen von erheblichen Schwierigkeiten, ihre angebotenen Ausbildungsplätze in der gewünschten Qualität besetzen zu können. So gaben bereits 40 % der Betriebe im Rahmen des Qualifizierungspanels 2013 vom Bundesinstitut für Berufsbildung an, dass sie ihr Ausbildungsplatzangebot teilweise oder sogar vollständig nicht besetzen konnten. Diese Besetzungsprobleme werden sich in den kommenden Jahren weiter zuspitzen.Aktuelle Prognosen wie zum Beispiel im Berufsbildungsbericht 2014 gehen davon aus, dass die Zahl der nicht studienberechtigten Schulabgänger zwischen 2013 und 2025 bundesweit um fast 20 % sinken wird. Zusätzlich werden auch bei den studienberechtigten Schulabgängern die Zahlen mittel- und langfristig zurückgehen. Diese demografischen Entwicklungen malen ein Bild von einem Ausbildungsmarkt, dem der Nachwuchs auszugehen droht. Duale StudienmöglichkeitenEs sind aber nicht allein die demografischen Veränderungen, die einen branchenübergreifenden Wettbewerb um den Fachkräftenachwuchs in der Wirtschaft entbrannt haben. Eine weitere Ursache für die aktuell erschwerte Suche nach qualifizierten Auszubildenden ist der ausgeprägte Wunsch von (Fach-)Abiturienten, ein Studium aufzunehmen. So lag 2013 erstmals die Zahl der Studienanfänger über der Zahl derjenigen, die eine betriebliche Berufsausbildung aufgenommen haben. Es sind inzwischen nicht nur die großen Unternehmen wie zum Beispiel OBI, Aldi, dm und Ikea, sondern zunehmend auch mittelständische Betriebe, die ihre Rekrutierungsstrategien dem veränderten Bildungsverhalten von Abiturienten anpassen und diesen attraktive duale Studienmöglichkeiten bieten.Der Trend zum Studieren fordert die Unternehmen der Finanzwirtschaft besonders heraus, da sie ihre Rekrutierungsstrategien zur Besetzung der Ausbildungsplätze auf die Anwerbung von studienberechtigten Schulabgängern konzentrieren. So verfügen rund 70 % der aktuell tätigen Bank-Auszubildenden über die Hochschulreife. Viele Kreditinstitute werden am Ausbildungsmarkt zusätzlich mit einem veritablen Imageproblem konfrontiert, das der gesamten Branche seit der Finanzkrise anhaftet. Die Tätigkeit als Banker ist im Beliebtheitsranking der Berufe seither deutlich abgestiegen. Laut einer Umfrage zu den angesehensten Berufen von Forsa in 2014 bewegen sich Finanzberufe nur noch im unteren Drittel der Beliebtheitsskala. Durchaus erfreuliches BildFür die Sparkassen zeigen aktuelle Trendforschungen im Bereich der Arbeitgeberattraktivität auf den ersten Blick ein durchaus erfreuliches Bild. So kommt das “trendence Schülerbarometer 2014” zu dem Ergebnis, dass Sparkassen in der Wahrnehmung von abschlussnahen Schülern als Ausbilder und Arbeitgeber gut positioniert sind. Im bundesweiten Ranking nehmen sie aktuell Platz 20 der 100 beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands ein. Damit schneiden die Sparkassen unter den Banken am besten ab. Der Vorjahresvergleich deckt allerdings auf, dass die Sparkassen sechs Plätze einbüßen mussten. Diese kurzfristige Verschlechterung macht deutlich, wie schnell im branchenübergreifenden Wettbewerb um den Pool an qualifizierten Schulabgängern Boden verloren werden kann.Die Unternehmen der Finanzwirtschaft sehen sich am Ausbildungsmarkt mit folgenden Fakten konfrontiert:- Nur 41 % der Schüler wollen eine Ausbildung machen.- Nur gut 3 % wollen eine Ausbildung im Bankbereich machen.- Von den Abiturienten wollen sogar nur 1,3 % eine Bankausbildung absolvieren.Als größter Ausbilder der Kreditwirtschaft werden die Sparkassen von diesen Entwicklungstrends besonders getroffen. Das im März 2014 gestartete Projekt “Arbeitgeberattraktivität 2.0” ist die Antwort der Sparkassen-Finanzgruppe auf den quantitativen Rückgang an Bewerbungen und ein gesunkenes Qualifikationsniveau der Bewerber. Zur Verbesserung des Employer Branding der Sparkassen ist unter anderem zu Jahresbeginn die bundesweite Imagekampagne von Auszubildenden für Berufseinsteiger unter dem Leitmotiv “Spannend ab dem ersten Tag” angelaufen. Neben der Aufwertung des Berufsbildes Bankkaufmann/-frau bei einer Sparkasse zielt die Kampagne auf die Darstellung der Sparkassen als vielseitiger, abwechslungsreicher Arbeitgeber mit vielen Karrierewegen. Eigenes WeiterbildungssystemNachhaltige berufliche Entwicklungsmöglichkeiten sind für die jungen Menschen nachweislich Schlüsselfaktoren bei der Wahl des Ausbildungsunternehmens bzw. Arbeitgebers. Hier ist die Sparkassen-Finanzgruppe mit ihrem eigenen Weiterbildungssystem im Wettbewerb um Talente gut positioniert: An den regionalen Sparkassenakademien, der Management-Akademie der Sparkassen-Finanzgruppe und der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe – University of Applied Sciences – Bonn stehen attraktive, auf die Finanzpraxis zugeschnittene Fortbildungsangebote für jeden einzelnen Mitarbeiter offen – vom Auszubildenden bis zur Führungskraft.Mit Blick auf die wachsende Studienneigung der jungen Menschen können die Sparkassen mit der verbundeigenen staatlich anerkannten Hochschule punkten. Die Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe eröffnet Schulabgängern und Nachwuchskräften attraktive berufs- bzw. ausbildungsbegleitende Studienmöglichkeiten, so dass sich der Studienwunsch parallel zur Beschäftigung verwirklichen lässt. Bereits mehr als ein Fünftel der aktuell eingeschriebenen Studierenden an der Hochschule sind Auszubildende, die von dem zeitlichen Gewinn des Doppelabschlusses sowie dem hohen Praxisbezug des Bachelor-Studiums profitieren. Zum Wintersemester 2015/16 starten an der Hochschule zwei neue Bachelor-Studiengänge, die sich gezielt an Abiturienten bzw. junge Nachwuchskräfte richten und konzeptionell darauf ausgelegt sind, eine enge Bindung und hohe Identifikation dieser Mitarbeiter an das jeweilige Institut zu fördern.Der neue Bachelor-Studiengang “Banking and Sales” bietet ein betriebswirtschaftliches Studium mit einem Schwerpunkt auf der Bankbetriebslehre und einer tiefgehenden Spezialisierung auf den Vertrieb von Finanzdienstleistungen. Das Studium bildet die heute erweiterte Vertriebslandschaft von Finanzdienstleistern und die damit verbundene Entwicklung zum multimedialen Vertrieb ab. Die Spezialisierung umfasst die Bereiche Vertriebssteuerung/-management, Beratung und Vertrieb von Finanzprodukten, die verschiedenen Vertriebswege und vertriebsrelevante IT-Themen. Mit dieser speziellen Ausrichtung ist der berufs- bzw. ausbildungsbegleitende Studiengang “Banking and Sales” in der Hochschullandschaft einzigartig.Der Studiengang “Bankwirtschaft” ist ein exklusives duales Studienangebot für leistungsstarke Abiturienten, die in der Sparkassen-Finanzgruppe Karriere machen wollen. Das betriebswirtschaftliche Studienangebot setzt einen Schwerpunkt auf die Bankbetriebslehre und bietet eine Vertiefung in ausgewählten Geschäftsfeldern von Kreditinstituten. Der Anwendungsbezug des Studiums ist durch die Verzahnung der Lehre mit dem Lernort “Sparkasse” und der Integration von Praxismodulen besonders ausgeprägt. Diese Konzeption gewährleistet einen Fokus auf die Besonderheiten der Sparkassenpraxis, wie es bei keinem anderen dualen Studienangebot zu finden ist. Dieses Alleinstellungsmerkmal sichert den jungen Nachwuchskräften gute interne Aufstiegsmöglichkeiten und stärkt besonders deren Identifikation mit dem ausbildenden Institut. Nachwuchs nachhaltig bindenEine 2013 durchgeführte Befragung der Sparkassen unter anderem zur Bedeutung von Bachelor-Studienangeboten kam zu dem Ergebnis, dass rund 55 % der Sparkassen von wachsenden Bewerberzahlen für ein duales Studium in den kommenden Jahren ausgehen. Über 20 % der Sparkassen gaben an, mehr Berufsanfänger für ein duales Studium einstellen zu wollen. Das neue Studienangebot der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe gibt diesen Sparkassen ein wirksames Instrument an die Hand, um am Ausbildungsmarkt dauerhaft zu den Gewinnern zu zählen und Nachwuchskräfte nachhaltig an das Institut zu binden.—Bernd Heitzer, Rektor der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe—Andreas Brunold, Kanzler der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe