Die R+V Versicherung, die im September ihr 100-jähriges Bestehen feiert, hat ihr IFRS-Konzernergebnis 2021 vor Steuern auf 914 (i.V. 291) Mill. Euro mehr als verdreifacht. Ursächlich dafür war das mehr als verdreifachte Kapitalanlageergebnis (5,6 nach 1,8 Mrd. Euro). An die Muttergesellschaft DZ Bank wurden im Rahmen eines Gewinnabführungsvertrages 76 (99) Mill. Euro überwiesen.

Im laufenden Jahr ist die R+V Gruppe (also inklusive Versicherungsvereine) deutlich stärker ge­wachsen als im Vorjahr. Von Anfang Januar bis Ende März stiegen die gebuchten Bruttobeiträge um 4,3% auf 5,9 Mrd. Euro. Am stärksten legte die bezogen auf den Markt vergleichsweise kleine Krankenversicherung zu (+18%), wobei die Zu­satz­ver­si­che­rungen noch kräftiger wuchsen. In der Schaden/Unfall-Versicherung be­trug das Plus 5,2%, in der Lebens- und Pen­sionsversicherung 1,8%.

„Unser Geschäft ist nicht am 24. Februar mit Beginn des Ukraine-Kriegs eingebrochen“, betonte R+V-Chef Norbert Rollinger bei der Vorstellung des Jahresabschlusses 2021 in Wiesbaden. „Wir hatten ein starkes März-Geschäft.“ Zu den Aussichten für das Gesamtjahr sagte er: „Auch wenn sich der Verlauf des Jahres schwer vorhersagen lässt, gehen wir davon aus, dass die R+V mindestens auf Branchenniveau wachsen wird.“ Konkret erwartet er ein Beitragswachstum von etwa 1% und ein IFRS-Ergebnis vor Steuern von etwa 600 Mill. Euro. 2021 lag das Beitragswachstum in der Gruppe bei 1,2% auf 20,2 Mrd. Euro.

Im größten Segment, der Leben- und Pensionsversicherung, gingen die inländischen Beitragseinnahmen im Vorjahr leicht um 1,2% auf 8,9 Mrd. Euro zurück, weil die im Bankvertrieb traditionell starken Einmalbeiträge plangemäß um 6,5% schrumpften. Die laufenden Beiträge legten dagegen um 4,5% zu. Laut Lebenvorstand Claudia Andersch entfallen auf das allerdings stark rückläufige Neugeschäft mit klassischen Garantien 45% und auf die „neuen“ Garantien 33%. Auf fondsgebundene Produkte entfallen 20%.

Die deutsche Schaden/Unfall-Versicherung, deren Beitragseinnahmen 2021 um 3,2% auf 6,5 Mrd. Euro zulegten, musste rekordhohe 1,2 Mrd. Euro Naturgefahrenschäden verkraften (davon allein 730 Mill. Euro durch das Tief „Bernd“), von denen allerdings 650 Mill. von Rückversicherern getragen wurden.

Das Kapitalanlageergebnis unterliegt starken Schwankungen, weil die R+V Versicherung aufgrund ihrer Einbindung in den DZ Bank Konzern zwar einerseits den Großteil ihrer Assets nach IFRS 9 und damit nach Marktwerten bewerten muss. Andererseits gibt es aber keinen Ausgleich auf der Passivseite, da die IFRS 17 (Bewertung von Versicherungsverträgen) erst 2023 eingeführt wird. 2020 führte dies zu einem Einbruch des Anlageergebnisses. „Durch IFRS 17 erhoffe ich mir eine gewisse Beruhigung“, sagte Rollinger dazu. Finanzvorstand Marc Michallet verwies zur Begründung des im Vorjahr mehr als verdreifachten Anlageergebnisses auf den Zinsanstieg, die geringeren Spreads und die Jahresendrallye bei Aktien. So reduzierten sich die Verluste aus Zeitwertänderungen von 4,4 auf 1,8 Mrd. Euro, aus dem Abgang von Kapitalanlagen von 1,3 Mrd. auf 676 Mill. Euro und die Verluste aus den Abschreibungen auf Kapitalanlagen von 1,2 Mrd. auf 433 Mill. Euro. Dagegen veränderten sich die laufenden Erträge aus Kapitalanlagen kaum.

Die R+V hat nach Angaben von Michallet eine im Vergleich zum Markt überdurchschnittliche Aktienquote. Sie lag Ende Februar 2022 bei 11,3% in Schaden/Unfall (Komposit) und 7,8% in der Personenversicherung. „Wir haben diese Quoten seit Ende des Vorjahres reduziert.“ Das Exposure gegenüber der Ukraine, Russland und Weißrussland gab der R+V Finanzvorstand per 31.12.2021 mit 191 Mill. Euro (etwa 0,16% der Kapitalanlagen) und Ende Februar mit noch 26 Mill. Euro an.

Wertberichtigt Seite 6