Kapitalmarktaufschwung stützt kostengeplagte US-Großbanken
Aktienmarkt-Aufschwung stützt kostengeplagte US-Großbanken
Trader dämmen Gewinnrückgang bei Bank of America ein – Geldhäuser um Morgan Stanley erhöhen trotz härterer Kapitalvorgaben Dividenden
xaw New York
Der Aufschwung an den Kapitalmärkten stützt Amerikas kostengeplagte Großbanken. So hat die belebte Aktivität an der Wall Street im zweiten Quartal dafür gesorgt, dass die Erlöse der Trading- und Wertpapiervertriebssparte von Bank of America gegenüber dem Vorjahr um 12% auf 5,46 Mrd. Dollar anzogen. Insbesondere die Einnahmen im Aktiengeschäft legten mit einem Plus von rund 20% auf 1,94 Mrd. Dollar kräftig zu – bei Wettbewerberin Morgan Stanley wuchsen sie ähnlich stark um 18% auf 3,02 Mrd. Dollar.
Damit knüpften beide Häuser an die Resultate der größten US-Universalbank J.P. Morgan sowie von Aktien-Trading-Primus Goldman Sachs vom vergangenen Freitag bzw. Wochenbeginn an. Bei den traditionell weniger stark auf Wertpapierhandel und -vertrieb fokussierten Citigroup und Wells Fargo zogen die Erlöse aus diesem Geschäftsbereich noch ungleich stärker um 37% bzw. 41% an.
Unsicherheit treibt Aktivität
Jamie Dimon, der einflussreiche CEO von J.P. Morgan, hatte in einer Analystenschalte zum Auftakt in die Berichtssaison noch Warnungen vor steigenden geopolitischen Gefahren und unterschätzten inflationären Risiken bekräftigt, die bisher nicht durch die Marktbewertungen reflektiert würden. Alistair Borthwick, CFO von Bank of America, betonte am Dienstag allerdings, dass gerade die Unsicherheit dazu führe, dass sich die Kunden der großen Geldhäuser neu positionierten. „Daraus ergibt sich ein recht positives Umfeld für unser Vertriebs- und Trading-Geschäft“, sagte Borthwick.
Die Händler erwiesen sich damit als entscheidend dafür, dass der Nettogewinn nicht deutlicher absackte als ohnehin: Trotz eines Rückgangs um 6,7% auf 6,9 Mrd. Dollar zeigten sich die Investoren im frühen New Yorker Handel am Dienstag positiv überrascht von den Zahlen. Die Aktie legte zeitweise um mehr als 5% zu. Morgan Stanley steigerte den Überschuss sogar um 41% auf 3,08 Mrd. Dollar.
Rekordeinnahmen im Assetmanagement
Bei der New Yorker Bank dämpften Sorgen um den langjährigen Wachstumsmotor Wealth Management zuletzt die Euphorie der Anleger. Allerdings beschert die aufgehellte Stimmung an den Märkten Morgan Stanley nun erneut robuste Mittelzuflüsse in der Vermögensverwaltung und Anlageberatung. Von ähnlichen Effekten profitierte auch die Bank of America: Beim zweitgrößten US-Geldhaus haben die Kundensalden in der Sparte auch dank höherer Aktienbewertungen nach einem Anstieg um 10% zum Vorjahr mit über 4,01 Bill. Dollar ihr Allzeithoch erreicht.
Morgan Stanley kann im Wealth und Investment Management verwaltete Mittel von über 7 Bill. Dollar vorweisen und steigerte die Gebühreneinnahmen aus dem Assetmanagement mit nahezu 4 Mrd. Dollar auf Rekordniveau. Die Transaktionserlöse und Nettozinserträge im Segment entwickelten sich hingegen rückläufig – insbesondere Letzteres veranschaulicht laut Analysten die Probleme, vor denen Amerikas Großbanken stehen.
Denn infolge der restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve können sie zwar höhere Raten auf Darlehen verlangen. Insbesondere für Morgan Stanley gilt dies auch im Margin Lending, also der Vergabe von Krediten für den Wertpapierkauf, die einen wichtigen Treiber der Kapitalmarktaktivität darstellt. Allerdings steigen inzwischen selbst bei den größten Häusern die Kosten für die Eigenfinanzierung und die Liquiditätssicherung.
Zinserträge bröckeln ab
Deutlich wird dies auch bei Bank of America: Der konzernweite Nettozinsertrag rutschte im zweiten Quartal um 3,2% auf 13,7 Mrd. Dollar ab, obwohl die Zinseinnahmen um 13,9% auf 36,85 Mrd. Dollar sprangen. Denn infolge des verschärften Depositenwettbewerbs, der nach regionalen Geldhäusern auch die Großbanken erfasst hat, explodierten die Zinsaufwendungen zugleich um 27,2% auf 23,15 Mrd. Dollar. Zudem muss das Institut aus North Carolina höhere Rückstellungen für die Risikovorsorge bilden.
Daneben führt der Aufschwung an den Märkten dazu, dass die erfolgsabhängigen Vergütungen bei Bank of America und Morgan Stanley zulegen und die Betriebskosten erhöhen. In diesem Umfeld trachten die größten US-Finanzinstitute nun danach, ihre Aktionäre durch Dividendenerhöhungen bei der Stange zu halten. Bank of America kündigte zuletzt an, die vierteljährliche Ausschüttung von 24 auf 26 Cent pro Aktie anzuheben. Morgan Stanley, die ab dem dritten Quartal zusätzlich Aktien im Volumen von bis zu 20 Mrd. Dollar zurückkauft, erhöht die Dividende von 85 Cent auf 92,5 Cent.
Allerdings verweisen die Analysten von Bloomberg Intelligence darauf, dass nach dem jüngsten Stresstest der Federal Reserve bereits ab Oktober härtere Kapitalvorgaben auf den Großteil der führenden Institute zurollen. Damit schrumpften die überschüssigen Mittel beträchtlich, die Geldhäuser an ihre Aktionäre zurückführen könnten. Mit der Umsetzung des globalen Bankenpakets Basel III in den USA werde sich die Situation ab dem kommenden Jahr wohl noch verschärfen.