Kapitalmarktunion stößt auf Skepsis

Krahnen zweifelt an Notwendigkeit einer regulatorischen Intervention - Maijoor fordert Anlegerschutz ein

Kapitalmarktunion stößt auf Skepsis

Das Vorhaben einer Kapitalmarktunion stößt auf gemischte Resonanz. Dürftig in der Konzeption und nicht weit genug gehend in der Reichweite, wird kritisiert. Eine rasche Umsetzung fordert die Deutsche Bank.bn Frankfurt – Das Vorhaben einer Kapitalmarktunion stößt bei Exponenten des Finanzsektors und in der Wissenschaft auf ein gehöriges Maß an Skepsis. Dies ist am Freitag auf dem European Banking Congress in Frankfurt deutlich geworden.So kritisierte Jan Pieter Krahnen, Direktor des Center for Financial Studies an der Goethe Universität Frankfurt, anders als im Falle der Bankenunion stünden hinter dem Vorhaben der Kapitalmarktunion keine große, sondern viele kleine Ideen. Dabei sei nicht zur Genüge geklärt, welche Art von Problemen die Kapitalmarktunion lösen solle. Offen ist für Krahnen damit, ob überhaupt ein regulatorischer Vorstoß vonnöten ist. Sein Argument: Das Phänomen des Too-big-to-fail zeugte von Marktversagen, das einer regulatorischen Intervention bedurfte. Dass manche Bereiche des Kapitalmarktes infolge der Finanzkrise länger benötigten als andere, um sich zu erholen, ist aber kein Versagen, sondern vielmehr Ausdruck des Marktes. Und mit dem Versuch, diesen zu korrigieren, wird das Mandat der Regulierer gedehnt.Philipp Hildebrand, Mitglied des Verwaltungsrats von BlackRock, überzeugt dieses Argument nicht. Die “riesigen Verzerrungen”, für welche die Geldpolitik sorge, könne man nicht einfach ignorieren und sich darauf beschränken, Bail-outs zu verhindern.Die Pläne für eine Kapitalmarktunion gehen ihm vielmehr nicht weit genug. Ob man denn glaube, Venture-Capital-Fonds würden in Frankreich in lohnende Firmen investieren, solange dort eine 35-Stunden-Woche geregelt sei, fragte er rhetorisch und erklärte: “Wenn wir wollen, dass Ersparnisse in die Realwirtschaft fließen, müssen wir die Gründung von Unternehmen sowie flexible Produkte- und Arbeitsmärkte ermöglichen.” Optimistischer zeigte sich Steven Maijoor, Chair der europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA. Die Art, wie ein System sich finanziere, zu ändern, sei sehr schwierig, räumte er ein. Die Kapitalmarktunion zeige aber einen Weg auf, um die Finanzstabilität zu erhöhen. Denn es berge Risiken, wenn Finanzierungen entweder sehr stark vom Bankensektor oder sehr stark vom Kapitalmarkt abhingen. Maijoor hält es für wichtig, dass private Haushalte stärker am Kapitalmarkt partizipieren. Nach Skandalen in der Vergangenheit sei allerdings darauf zu achten, dass die Kapitalmarktunion dem Anleger- und Verbraucherschutz Rechnung trage.Auf rasche Reformen drang Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen. Die USA hätten in der Krise von der Existenz eines großen Kapitalmarktes profitiert, argumentierte er. Dieser habe ihnen geholfen, die Probleme zu bewältigen.Was Europa angeht, so äußerte Fitschen Zweifel, ob der Bankensektor, falls die Konjunktur anziehen sollte, derzeit in der Lage sei, dem Bedarf nach Finanzierungen nachzukommen, nachdem die Regulierung die Banken gebremst habe. Grundsätzlich geht Fitschen davon aus, dass die Kapitalmarktunion und der damit einhergehende Bedarf an Kapitalmarktprodukten Banken Chancen eröffnen wird, etwa was eine Bündelung und Verbriefung von Krediten angehe.