Georg Reutter

Kaum ein Tag ohne neue Melde­anforderung

Georg Reutter, am Donnerstag zum Präsidenten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP) gewählt, sagt im Interview der Börsen-Zeitung, wo er die Schwerpunkte der Verbandsarbeit sieht.

Kaum ein Tag ohne neue Melde­anforderung

Bernd Neubacher.

Herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum VDP-Präsidenten, Herr Dr. Reutter. Wie sieht Ihre Agenda als neuer VDP-Präsident aus?

Der Verband ist in den vergangenen Jahren sehr stark geführt worden, in­sofern besteht ein wesentliches Ziel darin, die erfolgreiche Arbeit fortzusetzen. Der VDP hat sich immer durch eine hohe Praxisnähe ausgezeichnet. Die wird auch in der Politik geschätzt.

Wo drückt denn in der Praxis die Pfandbriefbanken am stärksten der Schuh?

Beim Modell der Pfandbriefbanken muss man nicht unbedingt über drückende Schuhe klagen. Das Pfandbriefprivileg ermöglicht tragfähige Geschäftsmodelle. Natürlich müssen wir aber im Rahmen der lobbyistischen Arbeit darauf achten, dass nicht Dinge gemacht werden, die die Finanzierung der Realwirtschaft un­nötig erschweren.

Worauf spielen Sie an?

Zum einen auf die Frage, wie viel Kapital vorgehalten werden muss; da geht es um die Basel-III-Umsetzung und um die von der BaFin festgesetzten makroprudenziellen Kapitalpuffer. Und der andere Aspekt betrifft Meldepflichten, Bürokratie und die Datensammelei.

Da hat es mit der Wohnimmobilienverordnung neue Anforderungen gegeben. Die allerdings ha­ben Deutschland erst einmal auf das Niveau der anderen Länder in Europa gebracht.

Auch da geht es um das richtige Maß. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine neue Anforderung kommt. Das gilt auch für den Bereich Sustainable Finance, in dem noch einiges an Vorgaben auf uns zukommen wird. Wir können das gerne machen, aber das ist ein Riesenaufwand. Und es wird viel abgefragt, was am Ende niemandem erkennbar hilft.

Das kommt ja wohl auch darauf an, ob es um einander überlappende beziehungsweise widersprüchliche An­forderungen geht, oder?

Manche Anforderungen sind auch un­erfüllbar. Die EU-Taxonomie droht 1 500 Seiten zu haben. Da sind Sie in einem Bereich, in dem Sie auch bei viel gutem Willen einen konstruktiven Ansatz nicht mehr erkennen können. Wenn man praxisnahe, vernünftige Lösungen anbietet, wie es der VDP mit seinen Standards für grüne Pfandbriefe getan hat, kann dies allerdings einen Markt prägen, wie die bereits ausstehenden Volumina zeigen.

Im Gegensatz zum Segment der grünen Pfandbriefe haben soziale Pfandbriefe Seltenheitswert. Wird sich dies ändern?

Man sollte dem Segment Zeit geben. Ich sehe da Potenzial, gerade auch in Wohnimmobilien, die für breite Bevölkerungsschichten einen sozialen Aspekt haben. Da geht es um hohe Volumen, gerade wenn nun der politische Wunsch besteht, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Sind für Pfandbriefbanken weniger strikt regulierte Spieler wie Debt Funds eine Bedrohung?

Es ist nicht so, dass da ein Riese aus dem Keller steigt. Es ist aber auch nicht so, dass wir der Politik empfehlen würden, dass nicht oder schwach regulierte Anbieter Risiken von Banken übernehmen. Unsere Klage darüber ist da das geringste Problem, sondern eher, dass wir damit gesamtwirtschaftlich in eine schwächere Struktur hineinkommen. Wir denken, dass die Steuerung von Kreditrisiken in Banken gehört, die ordentlich reguliert sind.

Im 13-köpfigen Vorstand findet sich mit Bettina Orlopp gerade einmal eine Frau. Braucht der VDP nicht viel mehr Diversität?

Ja. Ich glaube, wir haben generell zu wenig Diversität in der Wirtschaft. Da kann sich der VDP nicht ausnehmen. Ich würde mir mehr Frauen in unseren Gremien wünschen.

Sie könnten ja auch konkrete Maßnahmen ankündigen oder Ziele setzen.

Das ist wenige Stunden nach der Wahl noch etwas früh. Wir sind im Übrigen ja auch darauf angewiesen, welche Vorstandsmitglieder die Banken in den Verband entsenden. Aber es stimmt: Man muss es aktiv wollen und es dann auch tun.

Sie sind für zwei Jahre gewählt. Können Sie sich auch eine zweite Amtszeit vorstellen?

Eine erneute Kandidatur auszuschließen, wäre eigenartig.

Das Interview führte

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