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Kein Geld verbrennen!

Immer mehr Banken erheben Negativzinsen. Auch Bundesanleihen durchzuhalten, kostet Geld. Zum Glück können Anleger mit ausgewählten Fonds ihr Geld sichern und Ausschüttungen kassieren. Von Werner Rüppel Im gut gefüllten Saal 1 auf dem Fondskongress...

Kein Geld verbrennen!

Immer mehr Banken erheben Negativzinsen. Auch Bundesanleihen durchzuhalten, kostet Geld. Zum Glück können Anleger mit ausgewählten Fonds ihr Geld sichern und Ausschüttungen kassieren.Von Werner RüppelIm gut gefüllten Saal 1 auf dem Fondskongress in Mannheim hat der Assetmanager DWS eine Umfrage unter seinen Kunden zu der Frage präsentiert, was diese im Moment bei Kapitalanlagen am meisten bewegt. An erster Stelle rangieren dabei ganz klar die Negativzinsen. Als Zweites kommen die Immobilien und erst danach folgen die nachhaltigen Finanzprodukte. In der Tat treibt der Negativzins derzeit viele Anleger richtig um. Denn immer mehr Kreditinsitute, darunter auch Direktbanken wie zum Beispiel die Comdirect, erheben inzwischen ab einer bestimmten Summe oder grundsätzlich Negativzinsen auf Einlagen. Wer also Cash bei einem Kreditinstitut hält, verbrennt Geld. Verrückte Zeiten! Die sichere Anlage wirft keine Erträge mehr ab, sondern kostet. Auch wer über zehnjährige Bundesanleihen dem deutschen Staat Geld leiht, erleidet, zumindest wenn er die Bunds bis Endfälligkeit hält, einen sicheren Verlust – früher gab es attraktive Kupons von 5, 6, 7 oder 8 % pro Jahr. Hinzu kommt, dass sich am Null- und Negativzins nichts ändern dürfte. “Das ist für die nächste Zeit nicht zu erwarten”, erklärt Wolfgang Leoni, Geschäftsführer HQ Asset Managmement im Interview der rendite (siehe Seite 14). “Die Notenbanken bleiben expansiv.”Für Anleger gibt es zum Glück aber eine gute Botschaft: Niemand muss den Negativzins einfach hinnehmen. Der Kapitalmarkt und insbesondere die Fondsindustrie bietet zahlreiche Möglichkeiten, dem Negativzins zu entrinnen und auch laufende Erträge für das Ersparte zu erzielen. Dazu müssen Anleger in Zeiten, in denen Liquidität kostet, natürlich ein gewisses Risiko tragen. Doch lassen sich Risiken durch eine sorgfältige Auswahl der Investments nebst einer breiten Streuung auf einfache Weise begrenzen. Zudem stehen genügend und bewährte Anlagen zur Verfügung. Nicht zuletzt sind im Negativumfeld auch qualifizierte Berater gefragt: Sie können Anleger bei der Auswahl für sie geeigneter Produkte helfen.Allerdings birgt der Negativzins auch Gefahren. In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche Anlageskandale wie Container, dubiose Goldplattformen oder Schrott- und Ostimmobilien. Auch können Investments in einzelne Aktie sehr gefährlich sein. Vor diesem Hintergrund ist ein genaues Hinsehen bei allen Investments und eine Abwägung von Chancen und Risiken erforderlich. Interessant sind im Null- und Negativzinsumfeld “in erster Linie Aktien und Immobilien, die von den sehr niedrigen Zinsen profitieren”, stellt Leoni fest. Doch sind Aktien im Vergleich zu Cash oder Anleihen erster Güte relativ riskant. Dies gilt insbesondere für bestimmte Branchen wie Technologie, die mithin langfristig hohe Wertzuwächse erzielen, aber zwischenzeitlich auch herbe Rückschläge hinnehmen müssen. Für Anleger mit begrenzter Risikotragfähigkeit sind daher eher defensive Produkte angezeigt. Dividenden füllen den GeldbeutelDazu zählen auf der Aktienseite zum einen ausgewählte Dividendenfonds, die in diesem Heft ab Seite 25 dargestellt sind. Diese investieren in der Regel in Qualitätstitel mit hohen und stetigen Ausschüttungen und weisen daher eine wesentlich geringeres Risiko als herkömmliche Aktienfonds auf. Nicht zuletzt füllen viele Dividendenfonds durch attraktive und regelmäßige Ausschüttungen den Geldbeutel der Anleger.Auch bei den stark wachsenden börsennotierten Indexfonds, kurz ETFs (Exchange Traded Funds), gibt es eine Reihe von Produkten mit nicht allzu hohem Risiko (vergleiche Seite 19). Dazu zählen vor allem Aktien-ETFs, die in Titel mit einer geringen Volatilität investieren.Darüber hinaus bietet die Fondsindustrie einige erfolgreiche Mischfonds an, die in mehrere Assetklassen investieren, und die ein wesentlich niedriges Risiko als herkömmliche Aktienfonds aufweisen (vergleiche Seite 18). Allerdings sind die Unterschiede bezüglich Rendite und Risiko gerade bei dieser Fondskategorie erheblich. Anleger sollten daher auf bewährte Produkte setzen, die bisher über mehrere Jahre überzeugt haben. Mischfonds mit einem allzu hohen maximalen Verlust, sollten sie hingegen meiden. Schließlich ist es das Versprechen der Mischfonds, durch breite Streuung und Investments über mehrere Assetklassen Risiken einzugrenzen und attraktive Erträge zu erwirtschaften.Investments in Immobilien sind eine weitere Möglichkeit, um dem Negativzins zu entgehen. “Grundsätzlich sind Immobilien im Niedrigzinsumfeld attraktiv, wenn sie sorgfältig ausgewählt und nicht zu teuer eingekauft werden”, stellt Anlageprofi Leoni fest. Dabei weist er zu Recht darauf hin, dass Direktinvestments häufig viel Zeit erfordern. Immobilienfonds sind attraktivMit deutlich weniger Aufwand verbunden sind Investments in die offenen Immobilienfonds (vergleiche Seite 17). Wie die Ratingagentur Scope ausgerechnet hat, liegt der Renditevorsprung dieser extrem risikoarmen Assetklasse gegenüber Staatsanleihen mit rund vier Prozentpunkten auf Rekordniveau. Offene Immobilienfonds sind aber kein Geldmarktersatz, gilt es doch die für Neuanlagen geltende Mindesthaltedauer von 24 Monaten und die Kündigungsfrist von zwölf Monaten zu beachten. Zudem nehmen einige Fonds derzeit keine Gelder mehr an oder begrenzen den Zufluss durch Kontingentierungen. Eine weitere Möglichkeit, dem Negativzins zu entgehen, sind Incomefonds, die auch im aktuellen Umfeld noch attraktive und regelmäßige Ausschüttungen bieten (vergleiche Seite 16). Im Grunde sind diese Produkte Mischfonds, die in mehrere Assetklassen investieren und die einen besonderen Fokus darauf haben, stetig auszuschütten. “Wir setzen auf breite Diversifizierung und investieren auch in attraktive Assetklassen, zu denen ein privater Investor keinen Zugang hat”, erläutert Michael Schoenhaut, leitender Fondsmanager des rund 27 Mrd. Euro schweren J.P. Morgan Global Income Funds. “Risiko ist unser primärer Fokus.” Auf vielfältige Weise arbeite man daran, Risiken zu begrenzen.Wer zu viel Geld auf der Bank hat, so dass ihm der Negativzins droht, kann natürlich jetzt auch Investitionen tätigen. Vielleicht hat das Eigenheim eine Renovierung nötig, vielleicht gilt es das bereits marode Auto durch einen neuen Pkw zu ersetzen. Auch in die eigene Bildung oder die Bildung der Kinder lohnt es sich stets zu investieren. Alles in allem sind Sparer und Anleger dem aktuellen Zinsniveau nicht hilflos ausgeliefert. Der Kapitalmarkt und die Fondsindustrie bieten genügend bewährte Produkte, um zu sagen: Negativzins, nein danke!