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Keiner will auf den griechischen Schleudersitz

Von Björn Godenrath, Frankfurt Börsen-Zeitung, 22.2.2017 Seit Dezember sind in Athen Regierung und Notenbank zusammen mit den EU-Institutionen inklusive Europäischer Zentralbank (EZB) und Europäischer Stabilitätsmechanismus (ESM) auf der Suche nach...

Keiner will auf den griechischen Schleudersitz

Von Björn Godenrath, FrankfurtSeit Dezember sind in Athen Regierung und Notenbank zusammen mit den EU-Institutionen inklusive Europäischer Zentralbank (EZB) und Europäischer Stabilitätsmechanismus (ESM) auf der Suche nach einem neuen Chef für den Hellenic Stability Fund (HSF). Von den 25 Mrd. Euro an zur Verfügung stehenden Hilfsgeldern hat der Rettungsfonds zwei Drittel in die vier griechischen Großbanken investiert und ist bei National Bank of Greece (40 %) und Piraeus Bank (26,2 %) trotz folgender Verwässerung maßgeblicher Anteilseigner.Eigentlich hatte man sich diese Gelder über bis Ende 2017 laufende Call-Optionen von privaten Investoren auf zusätzliche Aktien im Rettungsfonds wiederholen wollen, doch die Ausübungspreise sind in weite Ferne entschwunden. Nun bleibt dem HSF wohl nur die Kärrnerarbeit über Rückflüsse aus Dividenden plus Verkauf der auf Penny-Stock-Niveau dahindümpelnden Aktien zu einem besseren Zeitpunkt. Neue AusschreibungDas ist kein Ambiente, das Spitzenkräfte anlocken kann, zudem winkt nur ein jährliches Salär von 180 000 bis 270 000 Euro – und nicht mal zwingend Griechisch sprechen muss der Wunschkandidat, so steht es in der bis zum 10. März laufenden Ausschreibung. Die Lebensläufe von mehr als 70 Kandidaten wurden seit der ersten Ausschreibung studiert, aber ein geeigneter Kandidat war nicht darunter. Also wurde diese Woche eine neue Ausschreibung gestartet, die begleitet wurde von einer positiven Nachricht: Die National Bank hat einen 2 Mrd. Euro schweren Coco-Bond an den HSF zurückgezahlt, da das Institut dank des Verkaufs seiner türkischen Tochter Finansbank über zusätzliche Liquidität verfügt. Diese 2 Mrd. Euro wurden vom HSF dann direkt an die Staatskasse weitergeleitet, was natürlich ein hochwillkommenes Signal ist in Zeiten der Reformüberprüfung durch die EU-Institutionen – auch griechische Staatspapiere reagierten am Dienstag mit starken Kursgewinnen auf die Fortschritte im Streit um das laufende Hilfsprogramm. NPL-Bereinigung verzögertAuch wenn natürlich noch längst nicht alles eitel Sonnenschein ist bei den griechischen Banken, so lässt sich doch feststellen, dass die Institute bemüht sind, ihre Restrukturierungspläne abzuarbeiten. Mit dem Aufräumen des Bestands an faulen Krediten (NPL) haben die Banken aber wegen mangelnder rechtlicher Zugriffsrechte auf Assets der Schuldner bislang kaum beginnen können – hier versprechen neue Gesetze Besserung. Um die NPL-Bereinigung anzuschieben, braucht der seit August nur kommissarisch geführte Rettungsfonds aber eine starke Führungshand, welche die Stellung des HSF als größter Anteilseigner bei den Großbanken zum Tragen bringt. Die beiden letzten im Sommer angeheuerten CEOs des HSF waren jeweils nach wenigen Wochen aus dem Amt geflüchtet.Die Zeit der Übergangslösungen sollte also bald vorbei sein. Auf der Habenseite steht zum einen, dass auch die Piraeus Bank noch einen Coco-Bond über 2 Mrd. Euro zurückzahlen muss. Zum anderen belief sich der Marktwert der Bankenaktien HSF-Angaben zufolge per Ende September auf knapp 1,3 Mrd. Euro, was Luft nach oben lässt für den Fall, dass Griechenland die Kurve kriegt bzw. so viel Stabilität findet, dass in einem nächsten Schritt die Kapitalverkehrskontrollen fallen und griechische Schuldpapiere Aufnahme ins Ankaufprogramm der EZB finden. Als obersten Finanzberater haben die Griechen Rothschild angeheuert, denen angeblich ein Bonus versprochen wurde, sollte Griechenland an den Kapitalmarkt zurückkehren können.