KfW reicht so viel Geld aus wie nie zuvor
Die Förderbank erwartet nach Pandemiewellen und Energiekrise weitere schwierige Jahre für Deutschland – und sieht mögliche weitere Großaufträge in der Förderpolitik. Zwar werde das rekordhohe Zusagevolumen des zurückliegenden Jahres in Höhe von 166,9 Mrd. Euro im laufenden Turnus voraussichtlich nicht erreicht, sagte Bankchef Stefan Wintels am Dienstag auf der Jahresauftaktpressekonferenz der Förderbank in Frankfurt. Ein neues Ausnahmejahr könne er aber nicht ausschließen, denn Phänomene wie Klimawandel, Krieg, Inflation, Energiekrise und Protektionismus prägten das Land. „Diese Polykrise wird bleiben“, sagte Wintels. Deutschland erfinde sich gerade neu. „Die Transformation wird länger dauern, als uns lieb ist.“
Während die Corona-Programme für Unternehmen ausliefen, forderten insbesondere die Energiehilfen im Auftrag des Bundes die Kreditanstalt heraus. 58,3 Mrd. Euro sagte die Bank für die Sicherstellung der Energieversorgung in Deutschland zu, häufig in Form von Krediten mit Laufzeiten von bis zu einem Jahr. Die Unternehmen füllten auf diese Weise ihre Gasspeicher, ersetzten ausgebliebenes Gas aus Russland oder stellten die erforderlichen Sicherheiten im Handel von Strom und Gas. Auch sprang die KfW zur Rettung des Energiekonzerns Uniper mit Milliardendarlehen ein. Weil Energieversorger im Dezember keine Abschläge und Vorauszahlungen von ihren Kunden verlangten, erhielten sie eine Erstattungsleistung in Höhe von rund 4,1 Mrd. Euro vom Bund, die über die KfW abgewickelt wurde.
Bereits jetzt sind einige ausgereichte Darlehen leistungsgestört: Auf rund 2 Mrd. Euro bezifferte Risikovorstand Stefan Peiß das Volumen fauler Kredite im Energieprogramm. Bis zu ein Fünftel davon sei vermutlich schon verloren. Da die KfW das Programm lediglich ausführt, trägt der Bund am Ende die Last. Umgekehrt profitiert der Bund von Gebühreneinnahmen und Zinsmargen.
Doch auch ohne Energiehilfen und Corona-Darlehen gerechnet reichte die Förderbank viel Geld aus: Mehr als 104 Mrd. Euro sagte sie demnach im In- und Ausland zu, nachdem das Förderniveau vor der Coronakrise im Jahr 2020 über Jahre hinweg meistens unter der Marke von 80 Mrd. Euro geblieben war.
Das rege Geschäft war in etlichen Segmenten spürbar: Das Zusagevolumen der KfW Ipex-Bank, die etwa internationale Industrie- und Infrastrukturvorhaben finanziert, stieg um ein Drittel auf 18,1 Mrd. Euro. Vor allem erneuerbare Energien und Glasfaserprojekte trieben nach Angaben des Konzerns das Geschäft. Die Entwicklungsbank wiederum, die unter anderem viel Geld für die Ukraine ausreichte, steigerte ihre Zusagen um ein Viertel auf 10,9 Mrd. Euro. Die KfW Capital, die über verschiedene Fonds Geld für junge Technologiefirmen bereitstellt, sagte mit 1,26 Mrd. Euro etwa eineinhalbmal so viel zu wie im Jahr zuvor.
Der größte Wachstumstreiber jenseits der Krisenhilfen waren Energieeffizienzkredite an Unternehmen: Sie stiegen um mehr als die Hälfte auf 18,5 Mrd. Euro. Vor allem die üppigen Zuschüsse aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) in Höhe von 6,7 Mrd. Euro sowie Darlehen für erneuerbare Energien in Höhe von 7,1 Mrd. Euro fielen dabei ins Gewicht. Spiegelbildlich sank jedoch die Nachfrage von Privatleuten nach Energieeffizienzdarlehen, nachdem der Bund ein damals üppig gefördertes Programm vor einem Jahr abrupt auf Eis gelegt hatte. Im weiteren Jahresverlauf stellte er die Hilfen dann auf neue Beine. Mit 25,8 Mrd. Euro im Gesamtjahr erreichten die zugesagten Darlehen und Zuschüsse noch immer ein hohes Niveau, lagen allerdings gut ein Viertel unter dem Vorjahreswert. Auch die Gründungsdarlehen fielen deutlich ab, und zwar um rund vier Fünftel auf 1,2 Mrd. Euro. Darin spiegele sich eine rückläufige Nachfrage nach Coronahilfen, erklärte die Bank.
Unterm Strich lief das Jahr für die KfW selbst offenbar solide: Genaue Zahlen folgen zwar erst Ende März. Im Vergleich zu den ersten neun Monaten, als die KfW in Summe 933 Mill. Euro Gewinn erzielte und die Kreditrisikovorsorge bei 129 Mill. Euro stand, dürfte sich das Bild aber nicht verschlechtert haben, wie Finanzvorstand Bernd Loewen andeutete. „Sie sehen einen relativ entspannten CFO.“ Die Zinswende belaste die KfW kurzfristig, weil die Zinsen in der Refinanzierung schneller stiegen als im Kreditgeschäft. Auf Dauer profitiere die Bank jedoch.