Evangelische Bank

Kirche macht in Brüssel bei sozialer Taxonomie Druck

Der Vorstand der Evangelischen Bank hat die EU-Kommission noch einmal aufgefordert, neben einer ökologischen endlich auch eine soziale Taxonomie einzuführen. Denn die Brüsseler Behörde hat sich auch knapp ein halbes Jahr nach Vorlage eines Expertenberichts noch nicht dazu positioniert.

Kirche macht in Brüssel bei sozialer Taxonomie Druck

ahe Brüssel

Die evangelische Kirche in Deutschland hat in Brüssel noch einmal eine Offensive zur Einführung einer sozialen Taxonomie gestartet. In einem Brief, der an alle Mitglieder der EU-Kommission verschickt wurde und der der Börsen-Zeitung vorliegt, verweist der Vorstand der Evangelischen Bank darauf, dass mittlerweile bereits mehr als fünf Monate vergangen seien, seit die EU-Expertengruppe Platform on Sustainable Finance ihren Abschlussbericht zur Sozialtaxonomie vorgelegt habe. Es sei an der Zeit, dass auf der Basis des Berichts nun die nächsten Schritte erfolgten, hieß es in dem Schreiben. „Nur ein verbindliches Rahmenwerk kann Unternehmen sowie Anlegern und Kreditgebern klare Leitlinien dafür liefern, was sozial nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten sind.“

Die EU-Kommission hatte nach Veröffentlichung des Expertenberichts Ende Februar lediglich angekündigt, diesen „zu gegebener Zeit sorgfältig zu analysieren“ – sich aber nicht an das Ergebnis der Berater gebunden zu fühlen. Eine Stellungnahme hatte es nicht gegeben.

„Gravierende Nachteile“

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte kürzlich in einem Brief an einen EU-Abgeordneten, der öffentlich geworden war, aber bekräftigt, dass es noch einen Bericht und eine Stellungnahme aus ihrem Hause geben werde. Inhaltlich hielt aber auch sie sich weiter bedeckt: Die Kommission werde alle relevanten Faktoren und Inputs abwägen, hieß es lediglich. Ihre endgültige Position könne nicht vorweggenommen werden.

In dem Schreiben des Vorstandsvorsitzenden der Evangelischen Bank, Thomas Katzenmayer, sowie seiner zwei Vorstandskollegen wurden von der Leyen und ihr Kollegium jetzt gewarnt, dass alle Akteure im sozialen Bereich „gravierende Nachteile“ zu befürchten hätten, sollte das verbindliche Rahmenwerk einer sozialen Taxonomie nicht oder zu spät kommen. Auch die meisten Investoren – zum Beispiel Pensions- und Versorgungskassen, Stiftungen, aber auch Landeskirchen – seien längst dabei, Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) in ihren Strategien umzusetzen. „Eine langfristige ausbalancierte Strategie umfasst alle drei Bereiche gleichermaßen“, hieß es in der E-Mail an die EU-Kommissare. „Soziale Wirtschaftstätigkeiten sollten in den Anlage- und Kreditportfolios daher eine ebenso starke Berücksichtigung finden wie ökologische Wirtschaftstätigkeiten.“

Eine Antwort hat der Bankvorstand nach Angaben eines Sprechers bislang noch nicht erhalten. Bei der Sozialtaxonomie geht es um ein soziales Klassifizierungssystem, das analog zur Umwelttaxonomie definieren soll, was eine soziale Investition ist und was nicht, und entsprechende Berichtspflichten einführen soll.

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