Klarna kehrt in Gewinnzone zurück
Klarna schreibt wieder schwarze Zahlen
Erster Quartalsgewinn seit über vier Jahren – Nächster Schritt in Richtung Börsengang
phh Frankfurt
Klarna hat zum ersten Mal seit dem zweiten Quartal 2019 wieder schwarze Zahlen geschrieben. Wie der schwedische Zahlungsanbieter am Montag mitteilte, betrug der operative Gewinn im dritten Quartal 130 Mill. schwedische Kronen (11,1 Mill. Euro). Im Vorjahreszeitraum stand noch ein Verlust von 2 Mrd. skr (171,2 Mill. Euro) zu Buche. Der Nettogewinn betrug 138 Mill. skr (11,8 Mill. Euro).
Klarna in USA erneut profitabel
Der Gewinnanstieg resultiert den Angaben zufolge zum einem aus einem gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 30% auf 6 Mrd. skr (513,5 Mill. Euro) gestiegenen Umsatz. Das Gross Merchandise Volumen (GMV), also das Bruttowarenvolumen der Plattform, legte um 22% auf 243 Mrd. skr (20,8 Mrd. Euro) zu. Gleichzeitig hatte Klarna die Risiken besser im Griff. Die Kreditausfälle in Prozent des Bruttowarenvolumens gingen demnach um 56% zurück. Sie betrugen zuletzt 0,33%. Im Vorjahreszeitraum lag die Quote noch bei 0,74%.
Klarna hat nach eigener Aussage auch Fortschritte in den USA gemacht und dort das vierte Quartal in Folge einen Bruttogewinn erzielt. Wie hoch dieser ausfiel, sagte das Unternehmen auf Nachfrage nicht. Seit der Gründung im Jahr 2005 war Klarna durchgehend profitabel, bis das Unternehmen 2018 stark in die US-Expansion investierte. Das Geschäft in den USA spielt eine wichtige Rolle in den Plänen von Klarna für einen möglichen Börsengang.
Bereit für ein Listing
Spekulationen über einen möglichen Börsengang von Klarna sind nicht neu. Klarna-Chef Sebastian Siemiatkowski machte nie einen Hehl daraus, dass er sich einen Börsengang vorstellen kann. In einem Interview mit der „Financial Times“ Ende August sagte Siemiatkowski, dass Klarna nun die drei erforderlichen Anforderungen für eine Börsenlistung erfülle: ein etabliertes Geschäft in den USA, ein nachhaltiges Geschäftsmodell und weiterhin großes Wachstumspotenzial.
Klarna-SprecherWir haben einen Prozess zur Umstrukturierung unserer Rechtseinheit eingeleitet, um eine britische Holdinggesellschaft zu gründen.
Anfang der Woche verschickte CEO Siemiatkowski zudem mit der Unterstützung der beiden Ankerinvestoren Sequoia und Heartland einen Brief an einige der größten Investoren, um für die Gründung einer britischen Holding zu werben. Ein Sprecher bestätigte auf Nachfrage den britischen Holding-Plan, an dem das Unternehmen bereits seit über einem Jahr arbeite und der ein „wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu einem eventuellen Börsengang“ sei.
Klarna hat seit diesem Jahr ein S&P-Rating
Der Hauptsitz von Klarna bleibe jedoch weiterhin in Stockholm und das Unternehmen weiterhin eine „regulierte Finanzholdinggesellschaft unter der direkten Aufsicht der SFSA“, wie der Sprecher betonte. Auch behalte Klarna die schwedische Banklizenz. Eine britische Holding dürfte allerdings einen Börsengang erleichtern, da Großbritannien ein angesehener globaler Finanzmarkt ist, dessen rechtliche, regulatorische und kapitalmarktrechtliche Rahmenbedingungen mehr Investoren vertraut sein dürften.
Seit diesem Jahr verfügt Klarna zudem erstmalig über ein Rating der Ratingagentur Standard & Poor’s. Formal hat Klarna damit weitere Schritte in Richtung Börsenreife gemacht. Bleibt die Frage nach dem richtigen Timing und dem Preis für ein Listing, der das Unternehmen bislang allerdings ausweicht. Bloomberg schrieb am Montag von einem Börsengang „in den nächsten Monaten“ mit einer angestrebten Bewertung von „mehr als 15 Mrd. Dollar“.
Klarna zuletzt nur noch 6,7 Mrd. Dollar wert
Bei der bisher letzten Finanzierungsrunde 2022 wurde Klarna von Investoren nur noch mit 6,7 Mrd. Dollar bewertet. Verglichen mit vorherigen Kapitalrunden musste das Fintech eine Abwertung von 45,5 Mrd. Dollar hinnehmen. Zum einen, weil sich Klarna von 700 Mitarbeitern trennen musste – zum anderen, weil sich die Investorenstimmung in der Fintech- und Start-up-Szene deutlich eintrübte.
Klarna gilt als Pionier des sogenannten "Buy now, pay later"-Prinzips. Bei dieser Form des Rechnungskaufs auf Raten können Kunden im Online-Handel ein Produkt direkt kaufen und später bezahlen. Klarna hat weltweit rund 150 Millionen Kunden und arbeitet mit rund 500.000 Händlern zusammen. Verbraucherschützer sehen das BNPL-Modell mitunter kritisch. Auch deshalb verabschiedeten die EU-Staaten zuletzt striktere Auflagen für Verbraucherkredite.