Kleiner Blick hinter die Steckdose schafft Basis für Vertrauen

Fonds für semiinstitutionelle Investoren dürfen keine Wundertüte sein

Kleiner Blick hinter die Steckdose schafft Basis für Vertrauen

Von Alexander EttererPartner Leiter Wealth, Risk & Compliance Rödl & Partnerundvon Tobias KarowTeam Wealth, Risk & Compliance Leiter Strategie 4.0 Rödl & PartnerFonds, die wirklich für Stiftungen und andere semiinstitutionelle Investoren, wie beispielsweise Kommunen und Verbände, geeignet sind, sind Mangelware. Dabei liegt es nicht daran, dass nicht genügend Fonds beispielsweise den Duktus “Stiftung” im Namen führen, sondern dass zu wenige diese Anlegergruppen in der von den zuständigen Aufsichtsbehörden geforderten Umsetzung einer regelmäßigen “Überwachung und Kontrolle” unterstützen. Insofern sind Fonds, die über eine verständliche und umfassend geprüfte Informationspolitik richtig anfassbar und handhabbar für Stiftung, Kommune & Co. sind, Mangelware. Aber es gibt Alternativen. Semiinstitutionelle Investoren haben ja nicht das Problem, dass ihnen nicht genügend Anlagealternativen angeboten werden. Schwierig wird es vielmehr dann, wenn eine Entscheidung für einen Fonds unter Unsicherheit getroffen wird. Bei “normalen” Fonds fehlt dem Stiftungsvorstand oder dem Stadtkämmerer die Information darüber, was im Fonds en detail mit dem treuhänderisch investierten Kapital passiert.Hierzu zählen beispielsweise Informationen darüber, ob die Anlagerichtlinien eingehalten wurden, ob die Qualität und Funktionsfähigkeit der eingesetzten Produkte stimmt, ob Wertuntergrenzen eingehalten wurden, wie Nachhaltigkeitskriterien umgesetzt und die Aktien- und Rentenquote gesteuert werden. Nicht nur, weil die Aufsichtsbehörden eine regelmäßige und sachgerechte “Überwachung und Kontrolle” der Anlage von Kapital sowie auch der Tätigkeit beauftragter Dritter fordern. Diese Informationsdefizite können bei den Verantwortlichen plötzlich auch arbeits-, zivil- und strafrechtliche Haftungsthemen hervorrufen, die letztendlich dazu führen können, sich gegen das Investment zu entscheiden.Fonds, die sich ihre Transparenz von einem unabhängigen Dritten zertifizieren lassen, setzen genau an diesem Punkt an. Eine Anlageentscheidung, die einen solchen Fonds berücksichtigt, ist eine, die unter hohem Verständnis, einer bewussteren Wahrnehmung und Einordnung von Risiken und grundsätzlich mehr Sicherheit getroffen wird. Zudem entlastet dies den Verantwortlichen von möglichen Risiken, die er heute noch nicht absehen kann.Transparenzzertifizierte Fonds sind damit keine Wundertüten mehr, gleichzeitig jedoch auch nicht die eierlegende Wollmilchsau. Sie sind schlichtweg diejenigen Fonds, die sich für ihre Zielgruppe durchschaubar und anfassbar machen. Was heißt das? Sie lassen tief blicken. Dort, wo Factsheet, Verkaufsprospekt, Jahres- und Halbjahresbericht und die wesentlichen Anlegerinformationen an ihre Grenzen stoßen, liefert der Transparenzbericht die benötigten Informationen. Er gibt schlichtweg ein umfassendes Bild des jeweiligen Fonds ab. Keine Information bleibt im Verborgenen, kein Risiko unerkannt. Und in vielen Fonds schlummern eine Menge Informationslücken.Wenn etwa ein reiner Rentenfonds aufgrund “Alternativlosigkeit” in immer schlechter eingestufte Anleihen investiert, diese sich aber in den “Top-Ten-Werten” im Factsheet hinter den sicheren Bundesanleihen verstecken, dann ist der Transparenzbericht für den Finanzchef einer Stiftung oder den Leiter Finanzen eines Verbandes eine wertvolle Hilfe. Anders ausgedrückt: Der Transparenzbericht ermöglicht beim gesamten Fondsportfolio den Blick hinter die Steckdose, macht jedes Risiko sichtbar und liefert umfassende Informationen – insbesondere für diejenigen, die treuhänderisch “fremde” Gelder bewirtschaften müssen und bei negativen Entwicklungen mit Haftungsfragen konfrontiert sind.Aktuell umfasst die sogenannte “T-Klasse”, also die Gruppe der Fonds, die sich ihre Informationstransparenz zertifizieren lassen, neun Fonds. Die beiden ersten Häuser, die ihre Fonds mit dem Transparenzbericht ausgestattet haben, waren Merck Finck & Co. Privatbankiers mit dem Merck Finck Stiftungsfonds, der im Übrigen 1990 aufgelegt wurde und damit der Stiftungsfonds mit der längsten Historie ist, und die Bethmann Bank mit dem Bethmann Stiftungsfonds im Oktober 2012.Der aktuellste Neuzugang kommt mit dem D & R Wachstum Global TAA aus dem Haus der Privatbank Donner & Reuschel, die bereits ihren zweiten Fonds mit einem Transparenzbericht ausstatten lässt. Das Besondere an dem Fondskonzept ist das TAA im Namen. TAA steht für “Taktische Asset Allocation”, entsprechend kann von einer aktiven Anlagepolitik ausgegangen werden. Bei den Investitionen werden Schwerpunktanlagen aus den Standardmärkten Europas und den USA angestrebt. Der Fonds hat eine aktive Allokationsquotensteuerung zwischen 0 % und 100 % mit dem Ziel, an den Aktienrenditen bei deutlich geringerer Volatilität zu partizipieren und in Phasen sinkender Märkte eine Überrendite zu erzielen.Fazit: Die Entwicklung zeigt, dass sich vor allem Privatbanken und die absolut führenden Kapitalverwaltungsgesellschaften um größere Transparenz in ihren Flaggschifffonds für semiinstitutionelle Anlegergruppen bemühen. Der Nutzen für den Anleger wird dabei schnell deutlich: Die Informationspolitik gewährt ein hohes Maß an Einsicht in das Fondsmanagement, ferner werden mögliche Informationsdefizite durch eine verständliche Aufbereitung von vorhandenen Informationen ausgeglichen. Transparenz bedeutet hier also vor allem mehr Sicherheit in der Anlageentscheidung, was wiederum Qualität bedeutet. Letztlich ist das nichts anderes als die Basis für Vertrauen. Kleiner Blick hinter die Steckdose, große Wirkung, möchte man meinen.