Erst- und Rückversicherer

Kohlekraft­werke lassen sich nur noch schwer versichern

Immer weniger große Erst- und Rückversicherer sind bereit, Kohlekraftwerke zu versichern. Allerdings gibt es noch einige Versicherer, insbesondere aus den USA und Asien, die Risiken auch bei neu gebauten Kohlekraftwerken zeichnen. Das verringerte...

Kohlekraft­werke lassen sich nur noch schwer versichern

tl Frankfurt

Immer weniger große Erst- und Rückversicherer sind bereit, Kohlekraftwerke zu versichern. Allerdings gibt es noch einige Versicherer, insbesondere aus den USA und Asien, die Risiken auch bei neu gebauten Kohlekraftwerken zeichnen. Das verringerte Versicherungsangebot zwingt die Kraftwerksbetreiber, immer größere Konsortien mit teilweise auf diesem Gebiet wenig erfahrenen Versicherern zusammenzustellen – was den Koordinationsaufwand erhöht und die Versicherungsprämien verteuert.

Der heute veröffentlichte Bericht „Exposed – The Coal Insurers of Last Resort“ von „Insure Our Future“, einer globalen Kampagne von Nichtregierungsorganisationen (darunter „Urgewald“ in Deutschland), die es sich zum Ziel gemacht hat, Versicherer weltweit von der Deckung neuer fossiler Brennstoffe abzuhalten und bestehende Deckungen für Kohle-, Öl- und Gasprojekte auslaufen zu lassen, zeigt anhand von Versicherungsverträgen von Kepco, dem größten koreanischen Energieversorger, „wie schwer es Energieversorgern mittlerweile fällt, Versicherer zu finden, die neue Kohlekraftprojekte versichern“, schreibt „Urgewald“.

Koalition der Willigen

„Große internationale Versicherer haben sich von Kohleprojekten zurückgezogen“, sagt Peter Bosshard, globaler Koordinator von „Insure our Future“ und Autor des Berichts. „Sie wurden ersetzt durch eine zufällige Koalition der Willigen, bestehend aus wenigen globalen Klimaverweigerern, kleinen Spezialversicherern und verschiedenen Gesellschaften aus dem globalen Süden.“ Genannt werden dabei fünf „Kohleversicherer der letzten Instanz“: Sie stellten 72% der heute noch verfügbaren Versicherungskapazität für neue Kohleprojekte.

Dazu gehören der US-Spezialversicherer Starr (hat bisher keine Pläne zu ESG bzw. der globalen Erwärmung), der US-Versicherer Liberty Mutual (schränkt zwar seit 2019 Kohledeckungen ein, versichert aber weiter neue Kohlekraftwerke), Berkshire Hathaway (dessen Spezialversicherungstochter kennt keine Einschränkungen bei fossilen Brennstoffen) und der Bermuda-Spezialversicherer Allied World (gehört zur kanadischen Fairfax Financial, die laut Bericht einen großen Fußabdruck bei fossilen Brennstoffen hat). Schließlich zählt der Bericht zu den wichtigsten Versicherern, die noch Risiken rund um fossile Brennstoffe zeichnen, 16 Versicherer des Lloyd’s-Markts. Lloyd’s habe zwar im Dezember 2020 beschlossen, ab 2022 keine neuen Kohleprojekte zu versichern, habe aber inzwischen klargestellt, so der Bericht, dass es seine Mitglieder nicht verpflichten will, diesen Plan auch umzusetzen.

39 sind ausgestiegen

Der Bericht stellt aber auch fest, dass seit 2017, dem Start der Kampagne Insure Our Future, mindestens 39 Versicherer entsprechende Deckung beendet oder eingeschränkt hätten – wobei offen bleibt, ob hier ein kausaler Zusammenhang besteht. Gezeigt wird in dem Bericht (er basiert auf Recherchen eines südkoreanischen Parlamentsabgeordneten, der Insure Our Future entsprechende Unterlagen zugänglich ge­macht hat) aber auch, dass zumindest für bestehende Kohlekraftwerke auch bekannte (Rück-)Versicherer wie Hannover Rück, Scor, QBE (Australien) und Helvetia Risiken zeichnen. Es handelt sich dabei um bezogen auf den gesamten Deckungsumfang kleine Tranchen (zwischen 31 Mill. Dollar bei Hannover Re und 17 Mill. Dollar bei Scor) bei einem Kohlekraftwerk auf den Philippinen.

Der Bericht bezeichnet die Kohleausstiegspläne der vier Gesellschaften als „unzureichend“. Nach einer aktuellen Stellungnahme der Hannover Rück schließt die (für Einzelrisiken zuständige) fakultative Abteilung seit Februar 2020 jegliches Neugeschäft in Zusammenhang mit Thermalkohle aus.

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