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Kommunen beichten Einlagen bei Greensill

Die Liste der deutschen Gebietskörperschaften und Institutionen, die Exposures gegenüber der havarierten Greensill Bank offenlegen, wird länger. Am Dienstag beichtete die Stadt Wiesbaden, sie habe dort Termingelder von insgesamt 20 Mill. Euro...

Kommunen beichten Einlagen bei Greensill

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Die Liste der deutschen Gebietskörperschaften und Institutionen, die Exposures gegenüber der havarierten Greensill Bank offenlegen, wird länger. Am Dienstag beichtete die Stadt Wiesbaden, sie habe dort Termingelder von insgesamt 20 Mill. Euro angelegt. Den städtischen Bühnen der Stadt Köln droht Medienberichten zufolge nun der Verlust von 15 Mill. Euro. Für Osnabrück stehen 14 Mill. Euro im Feuer, für Monheim 38 Mill. Euro, für Gießen 10 Mill. und für die Gemeinde Schauenburg 1 Mill. Euro.

Thüringen sorgt sich derweil um 50 Mill. Euro, wie das Finanzministerium erklärt hat. „Das Finanzministerium geht davon aus, dass die BaFin als Bankenaufsicht anders als bei Wirecard rechtzeitig die Reißleine gezogen hat und damit auch das Geld institutioneller Anleger gesichert ist“, heißt es aus Erfurt. Im Ministerium würden „aktuell rechtliche Schritte geprüft, sollte sich herausstellen, dass die Aufsichtsbehörde in den vergangenen sieben Monaten ungenügend gehandelt hat“.

Im Markt wird dagegen gefragt, ob mit Blick auf solche Einlagen die Frage der Amtsuntreue zu stellen sei. Thüringens Finanzministerin Heike Taubert will die Richtlinien zur Geldanlage überarbeiten lassen. Wiesbadens Stadtkämmerer Axel Imholz verweist dpa-afx zufolge derweil auf eine positive Bewertung für Greensill zum Zeitpunkt der Geldanlage.

Positiv war mit einem Investment-Grade-Rating von „BBB+“ die Note der Ratingagentur Scope für die Greensill Bank. Deren Aufsichtsratschef Maurice Thompson sitzt im Advisory Board von Scope und zählt seit 2016 auch zu den Aktionären. Die Beteiligung entspreche dem Rahmen der Regulierung und den eigenen Vorgaben der Agentur, sagte ein Sprecher am Dienstag. Demnach muss es sich um einen Anteil von unter 5% handeln, denn Agenturen müssen höhere Beteiligungen laut EU-Verordnung mit ihren Bewertungen publizieren. Zwar schließen die Richtlinien der Gesellschaft Ratings für Einheiten aus, in deren Aufsichtsrat ein Anteilseigner sitzt. Allerdings legt die Agentur wie die EU-Verordnung einen Schwellenwert von 5% zugrunde, wie dort erläutert wird.

Für die Mutter der Bank, Greensill Capital, verschärft sich derweil offenbar die Lage. Die Gespräche mit der Abwicklungsgesellschaft Athene, die an Teilen der Gruppe interessiert sein soll, seien ins Stocken geraten, wie am Dienstagabend die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet hat.