Kompetenzzentrum für Private Equity in der EU

Großherzogtum arbeitet konzentriert an innovativer, nachhaltiger Zukunft - Investoren wünschen zunehmend Sicherheit und Transparenz

Kompetenzzentrum für Private Equity in der EU

Gute Zeiten in der Private-Equity-Branche: Das Gesamtvolumen der Buy-out-Transaktionen lag im vergangenen Jahr nach Angaben des Research-Unternehmens Preqin bei 332 Mrd. US-Dollar. Mit 3,8 Bill. US-Dollar erreichte das global verwaltete Vermögen von Private-Equity- und Venture-Capital-Anlagen einen neuen Höchstwert. Der Aufschwung hat gute Gründe, denn Private-Equity-Beteiligungen haben in der Vergangenheit eine Rendite erzielt, welche diejenige anderer Anlageformen bei weitem und konstantübertrifft. Ausblick bleibt positivDie positive volkswirtschaftliche Bedeutung von Private Equity – mit maßgeblichem Einfluss auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit und das Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft – ist dabei seit Jahren belegt. Auch der Ausblick bleibt positiv: Nach einer rezenten EY-Umfrage beabsichtigen ein Drittel aller Investoren, ihre Beteiligungen in Private Equity auszubauen. In Deutschland setzte der Aufschwung nach der Finanzkrise relativ spät ein – aber auch hier hielt sich der Wert der Käufe und Verkäufe durch Private Equity im ersten Halbjahr 2015 zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren wieder die Waage.Das Großherzogtum zählt inmitten dieser Entwicklung zu den führenden europäischen Onshore-Domizilen für Private Equity. Laut den Ergebnissen einer Studie des Luxemburger Fondsverbandes Alfi gemeinsam mit Oliver Wyman ist die Zahl Alternativer Investmentfonds (AIF) in europäischen Fondsstandorten seit 2010 um 10 % und das verwaltete Vermögen um 13 % gestiegen. Mit 60 % Marktanteil und 169 neuen Alternativen Investmentfonds zwischen 2010 und 2013 steht Luxemburg damit an erster Stelle unter den europäischen Fondsstandorten. In der Anlageklasse Private Equity wurden im analysierten Zeitraum 90 % der europäischen Fonds in Luxemburg aufgelegt. Von jeher StandortvorteileZu diesem Erfolg beigetragen haben die Standortvorteile Luxemburgs von jeher: kurze Wege zwischen Wirtschaft und Politik, hoch spezialisierte Arbeitskräfte, Stabilität, Sprachenvielfalt und internationale Vernetzung. Auch die gelungene Umsetzung der AIFM-Richtlinie (Alternative Investment Fund Managers Directive) ist ein bedeutender Bestandteil für den Erfolg Luxemburgs. Private-Equity-Häuser können ihre komplette Struktur vom AIFM über AIFs bis zu den Zwischengesellschaften in Luxemburg aufsetzen – für die operative Handhabung eine große Erleichterung. Mit Blick in die Zukunft und inmitten einer sich stets entwickelnden Branche bedarf es im Großherzogtum zu bestimmten Themen einer weiteren Ausarbeitung. Hierzu zählen aus unserer Sicht die Vorschriften zur Kapitalerhaltungspflicht (“anti asset stripping”).Die Spezial-Kommanditgesellschaft (SCSp – société en commandite speciale), welche im Rahmen der AIFMD-Umsetzung eingeführt wurde, hat sich bestens bewährt. Als Äquivalent zum angelsächsischen Limited Partnership eingeführt, hat die SCSp das System der Luxemburger Kommanditgesellschaften wesentlich erweitert. Die SCSp bietet erhöhte Flexibilität und erweiterte steuerliche Transparenz. Am stärksten genutzt wird sie aktuell von Private-Equity-Häusern aus den USA, England, Deutschland und Luxemburg. Eine steuerliche Klarstellung zur unregulierten SCSp, welche nicht in Form einer Sicar (Société d’investissement en capital à risque) oder SIF (Specialised Investment Fund) aufgelegt werden, hat die Luxemburger Steuerbehörde im Januar veröffentlicht: Demnach gilt die Tätigkeit einer luxemburgischen Kommanditgesellschaft, welche die Voraussetzungen eines AIF erfüllt, nicht als gewerbliche Tätigkeit.Im Bereich Venture Capital hat der Europäische Risikokapitalfonds (EuVECA) im Sommer dieses Jahres in Luxemburg Fuß gefasst. Die EuVECA-Verordnung gilt seit dem 22. Juli 2013 unmittelbar in allen EU-Mitgliedstaaten. Wesentliches Ziel der Verordnung ist es, Start-ups und kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) einen guten Zugang zu Finanzierungen zu ermöglichen. Dementsprechend setzt die EuVECA-Verordnung für als EuVECA qualifizierte Venture-Capital-Fonds weniger strenge Regulierungsmaßstäbe an als die AIFM-Richtlinie. Zugleich ermöglicht der EU-Vertriebspass den freien Vertrieb in der Europäischen Union.Nach einem schleppenden Start in der gesamten EU sind aktuell 27 EuVECA in der Europäischen Union registriert. Für Venture-Capital-Häuser stellt dieses Vehikel eine effiziente und preiswerte Alternative zur AIFM-Richtlinie dar, und so ist davon auszugehen, dass die Nachfrage in Luxemburg nach dem nun erfolgten Startschuss steigen wird. Social-Impact-GesellschaftIn Bezug auf die Investitionen von Private-Equity-Fonds steht klassisches Buy-out ungebrochen im Fokus. Daneben zeigen sich Infrastruktur- und Kreditfonds unverändert auf hohem Niveau. Die Bedeutung sozial-ökologischer Investitionskriterien wächst dabei über Anlageklassen hinweg. Luxemburg ist hier sehr engagiert: Neben dem traditionell äußerst starken Bereich der Mikrofinanz widmet sich die Arbeitsgruppe European Impact Investing Luxembourg, zu der EY als Gründungsmitglied zählt, seit einigen Jahren der Stärkung einer nachhaltigen Finanzwirtschaft. Die Schaffung einer “Social-Impact-Gesellschaft” ist ein Punkt auf der Agenda des Großherzogtums. Diese neue Gesellschaftsform soll eine Brücke schlagen zwischen dem gewinnorientierten Sektor und dem sozial-solidarischen Bereich. Detailliert berichtenEinen wesentlichen Unterschied zur Private-Equity-Branche der Vergangenheit stellen heutzutage die Anforderungen an Informationstechnologie dar: Schon lange keine Nische mehr, sondern institutionalisierte Branche, fragen Investoren nach effizienter, detaillierter Berichterstattung und zählen diesen Punkt neben erzielter Rendite zu ihren wesentlichen Entscheidungskriterien. Auch Private-Equity-Häuser betrachten die Rolle einer starken, sicheren IT-Infrastruktur als wesentlich für die Zukunft. Der führenden Infrastruktur Luxemburgs mit spezialisierten Administrationsdienstleistern und Depotbanken kommt in diesem Kontext eine ganz neue Bedeutung zu. Umsetzung mit WeitblickSeit dem 1. Januar 2015 gilt in Luxemburg der automatische Informationsaustausch für Zinserträge und wird im Jahr 2017 durch den Informationsaustausch für Kapitalerträge aller Art auf Grundlage insbesondere der OECD-Meldestandards erweitert werden. Die Umsetzung der OECD-Empfehlungen zur Bekämpfung von Gewinnverkürzungen und Gewinnverlagerungen (BEPS) steht ebenfalls auf der Tagesordnung. Die Regierung Luxemburgs hat sich umgehend und klar positioniert, die gemeinsamen Bestrebungen nach internationaler Steuertransparenz im Rahmen von OECD und EU aktiv mitzutragen. Auch wenn ein abschließendes Ergebnis noch aussteht, ist klar, dass Private-Equity-Häuser in ihrer Strukturierung von den neuen Maßnahmen betroffen sein werden. Es besteht kein Zweifel, dass die Luxemburger Regierung anstehende Maßnahmen mit Weitblick umsetzen wird. Für das Jahr 2017 hat die Regierung eine zukunftsorientierte Steuerreform angekündigt.Im Spannungsfeld einer Branche, welche als privates Eigenkapital per definitionem nicht an den öffentlichen Märkten zugegen ist, stellt sich die Regierung Luxemburgs den aktuellen Herausforderungen in einem offenen und transparenten Diskurs. Es geht darum, verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen und die Basis für Innovation und Zukunft zu stärken. Die Gesellschaft und auch Private-Equity-Investoren wünschen zunehmend Sicherheit und Transparenz, wie sie ein reguliertes Umfeld bietet. Luxemburg ist führendes Private-Equity-Kompetenzzentrum in der EU und arbeitet konzentriert an einer innovativen, nachhaltigen Zukunft.—Alain Kinsch Country Managing Partner EY Luxemburg, EMEIA Private Equity Fund Leader—Katrin Lakebrink Partner, Leiterin Transaction Tax, EY Luxemburg—Carmen von Nell-Breuning Senior Manager, Private Equity Business Development, EY Luxemburg