Konsolidierung unter Debt Funds
Fidelity International zieht bei Direct Lending Notbremse
Mitarbeiter stehen vor dem Aus – Marktkonsolidierung nimmt Fahrt auf
phh Frankfurt
Mit großen Ambitionen im Direct Lending gestartet, hat Fidelity International (Fidelity) überraschend die Notbremse gezogen. Wegen der Reife des Marktes und der für einen langfristigen Erfolg notwendigen Skaleneffekte habe Fidelity beschlossen, sein proprietäres europäisches Direct-Lending-Geschäft einzustellen, heißt es in einer Stellungnahme des Finanzdienstleisters.
Unter dem Begriff Direct Lending wird die direkte Kreditvergabe eines Finanzinvestors an ein Unternehmen verstanden, das sich in der Regel im Besitz eines Private-Equity-Investors befindet. Nach der Finanzkrise ist der private Fremdkapitalmarkt stark gewachsen, da institutionelle Investoren wie Fidelity im Niedrigzinsumfeld im Direct Lending höhere Renditechancen sahen als bei liquiden Kapitalmarktinstrumenten, wie beispielsweise Anleihen.
Fidelity hat großes Direct-Lending-Team aufgebaut
Hatten große Assetmanager wie Fidelity zunächst externe Fondsmanager für Direct-Lending-Investments ausgewählt, drängten sie in den vergangenen Jahren verstärkt ins Direktgeschäft. Fidelity baute ein 20-köpfiges Team auf, das von London aus von Raphael Charon geleitet wird. Im vergangenen Sommer warb Fidelity für den deutschen Markt zudem Nadine Henker vom Finanzdienstleister LGT ab. Das Team soll nun nach der strategischen Kehrtwende vor dem Aus stehen, wie Bloomberg berichtet. Fidelity wollte dies nicht kommentieren. In der Stellungnahme heißt es lediglich, dass von der Entscheidung leider „einige Funktionen“ betroffen seien.
Fidelity ist nicht der einzige Assetmanager, der seine Direct-Lending-Pläne begräbt. Auch der niederländische Vermögensverwalter Robeco hat seine Private-Debt-Strategie „neu fokussiert“. Wie Fidelity war auch Robeco bereits im Fundraising für einen Private-Debt-Fund und stoppte den Prozess. Auch das Robeco-Team wird „entsprechend der taktischen Anpassung restrukturiert“.
Hohe Markteintrittshürden für neue Debt Funds
Die Marktkonsolidierung unter Private-Debt-Anbietern nimmt damit Fahrt auf. Neben den strategischen Rückzügen der beiden Newcomer ist auch H&A Global Investment Management (HAGIM) aus dem Markt ausgeschieden. Der deutsche Debt Fund ELF Capital befand sich ebenfalls im Fundraising, schlüpfte aber lieber unter das Dach der Deutschen Beteiligungs AG, als es weiter auf eigene Faust im Markt zu versuchen.
Die Markteintrittshürden sind derzeit so hoch wie nie. Das zeigen aktuelle Zahlen des Datenanbieters Pitchbook. So gingen zwischen 2014 und 2021 jährlich im Schnitt 62 neue Fonds an den Markt und sammelten durchschnittlich 9,4 Mrd. Dollar ein. Im ersten Quartal gelang keinem einzigen Debütanten ein Fundraising.